Zunächst gratulierte Weingartner dem FCP dazu, dass er es als einziges Bayernligateam schaffte, die Aichacher gleich zweimal zu besiegen: „Aber Meister werden wir.“ Zu wenig Unterstützung beklagte Weingartner in der Kreisstadt: „In Aichach muss man alles bezahlen, vom Trikot Waschen bis zum Platzwart. Die finanziellen Möglichkeiten waren die letzten sieben Jahre durch mich und meine Firma da.“
Diese Situation hat sich grundlegend geändert. Weingartner: „Ich musste die Reißleine ziehen, es geht die Firma vor. Ich hatte gehofft, dass vielleicht der eine oder andere aus der Hecke rauskommt.“
Eine Frage, die in Fußballkreisen immer wieder debattiert wird: Wie sieht die sportliche Zukunft beim Spitzenreiter aus? Dazu sagte der Funktionär: „Ich glaube, dass es beim BCA in der Bayernliga nicht mehr weitergeht. Ich mache nächste Woche eine Ausschusssitzung. Ich glaube, dass es so krass kommt, dass der BCA in der Bayernliga keine Mannschaft stellen wird.“
In diesem Fall stünde der BC Aichach als erster Absteiger fest und würde am Saisonende automatisch auf den letzten Tabellenplatz rutschen. Mögliches Szenario: Der BCA steigt als Kreisligameister mit seiner zweiten Mannschaft auf, meldet seine Bayernligamannschaft ab und spielt mit einem Team in der Bezirksliga.
Weingartner wollte weiterreden, doch er musste das Mikrofon für kurze Zeit aus der Hand legen, weil er den Tränen nahe war. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Es tut weh. Ich werde mich beim BC Aichach bei der nächsten Wahl nicht mehr zur Verfügung stellen, weil ich mich um meine Firma kümmern muss. Ich habe 300 Leute. Ich muss mich darum kümmern, dass sie in Lohn und Brot bleiben.“ Später könne er sich dann durchaus vorstellen, sich wieder auf Fußballplätzen „rumzutreiben“. Auf diese Aussage reagierte Konrad Höß als Chef des FC Pipinsried schlagfertig mit Humor. Dann könne er, Höß also, sich ja ein wenig zurückziehen, wenn sich eines Tages Volker Weingartner hier engagiere, so der 73-Jährige.
Weingartner erinnerte auch an eine andere Niederlage in diesem Frühjahr, die der BC Aichach in Affing bezog, und zeigte sich solidarisch: „Denen täte ich es auch vergönnen, wenn sie drinbleiben in der Bayernliga.“ Dann hatte er noch einen Rat an den FC Pipinsried parat: „Verlupft euch nicht mit der Regionalliga.“
Angesichts eines tollen Fußballspiels vor über 500 Besuchern und einem 3:0 über den Nachbarn war Konrad Höß, 73, an diesem Abend so richtig in seinem Element. Glaubt man seinen Worten, dann sollten die Verbandsauflagen für den Einzug in die Regionalliga zu schaffen sein: „Alle haben das Stadion für gut befunden.“ Tobias Strobl, der Spielertrainer, hatte davon geschwärmt, wie gerne man zweimal die Woche zum Training komme. Höß meinte darauf: „Dann trainieren wir in der Regionalliga dreimal und spielen wieder vorne mit.“ Strobl hat den Aufstieg fest im Blick: „Die Jungs haben definitiv eine Chance.“ Das Thema wirke wie eine zusätzliche Motivation.
Marco Küntzel, der Aichacher Spielertrainer, freute sich darüber, endlich bei „vernünftigen Platzverhältnissen“ gespielt zu haben: „Die haben wir zuhause nicht mehr. Die Zuschauer werden immer weniger, was sehr, sehr traurig ist. Das muss man so hinnehmen.“ Küntzel, 38, zeigte sich als fairer Verlierer: „War in Ordnung, dass es Pipinsried sehr souverän nach Hause gespielt hat.“
Unterdessen stellen immer mehr Kicker des BC Aichach die Weichen in eine andere Richtung. Der TSV Rain profitiert in erster Linie davon. Es wurde bekannt, dass Torhüter Michael Lutz beim Regionalligaabsteiger unterschreiben wird. Nach Kinzel, Szusko (beide im Winter), Mitterhuber und Hutterer ist er der fünfte BCA-Spieler, der innerhalb eines halben Jahres zur Mannschaft des Affinger Ex-Trainers Stefan Tutschka wechselt.