2024-04-19T07:32:36.736Z

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Die Ausnahme: Bad Dürrheim, hier mit Nicola Rail (links), hat gegen Weil und Fabio Bibbo das Nachsehen.   | Foto: Rogowski
Die Ausnahme: Bad Dürrheim, hier mit Nicola Rail (links), hat gegen Weil und Fabio Bibbo das Nachsehen. | Foto: Rogowski

Weil hat zu viel Raum geboten

Fußball-Verbandsligist SV Weil lässt Bad Dürrheim spielen und mit 3:1 gewinnen +++ Fayira Keita trifft kurz vor Schluss.

In gewisser Weise kann es Vorteile haben, Amateurfußballer zu sein und den Ball nicht von Berufswegen über grüne Wiesen zu befördern. Die Spieler des SV Weil wären nach der Heimpartie gegen Bad Dürrheim (1:3) vermutlich in den Genuss gekommen, ihren Wecker etwas vorzustellen. Kurt Schwald hätte sie in dieser Woche wohl liebend gerne zu unchristlicher Zeit zum Training begrüßt, so erfreut war er ob der Vorstellung gegen die Schwarzwälder.
"Ich bin von meinem Team absolut enttäuscht", sagte Schwald, und er ließ sich auch nicht davon erweichen, dass der Gegner - Tabellenfünfter und zuvor vier Mal siegreich - Qualität auf den Platz brachte. Dies sei "kein Trost", brummte Schwald. Und wie man in impulsiven Momenten als Trainer mit Leidenschaft so ist, wurde es zu einer Generalkritik: "Eigentlich bin ich von allen Spielern enttäuscht." Ausnahmen: die eingewechselten Almin Mislimovic und Yannik Weber.

Abstände im Mittelfeld großzügig gestaltet

Es ist im Sport ja immer auch die Frage, ob der Gegner so gut war oder er es sein durfte. Dass die Spielkultur in einer angespannten Situation, wie der aktuellen in Weil, leidet, ist nicht ungewöhnlich und das war es auch nicht, was Schwald dazu veranlasste, den Daumen zu senken.

Dass seine Spieler nicht wissen, dass das Ticket für die Verbandsligazukunft noch nicht gelöst wurde, ist unwahrscheinlich. Dennoch fanden sie nicht in den Abstiegskampf-Modus. Es war läuferisch und physisch zu dünn, als dass sie dem FC oft genug den Ball hätten abluchsen können. Die Abstände im Mittelfeld waren großzügig gestaltet, und so fanden die Gäste die Räume vor, die sie für ihre schnellen Attacken brauchen. "Man muss ihnen die Lust nehmen, doch wir haben sie spielen lassen", kritisierte der Weiler Coach. Die Gäste erledigten die Vorgaben dagegen nach dem Geschmack ihres Trainers Reiner Scheu. "Läuferisch einiges geboten" hätten sie, "die Räume verengt und es Weil schwer gemacht". Nicht zuletzt spielte der FC in den entscheidenden Zonen des Weiler Kunstrasenplatzes mit mehr Tempo und veredelte die paar Chancen, die das Spiel hergab, zu drei Toren. Einen Schuss aus spitzem Winkel von Samuel Witzig konnte Sven Rodehau noch abwehren (8.). Doch gerade als Weil auf dem Weg ins Spiel schien, gelang Alexander German ein Durchbruch an die Grundlinie: Jochen Bürgin hatte die Aufnahme verpasst, Rodehau konnte die Hereingabe nur unzureichend abwehren, und Karsten Scheu staubte ab (21.). Die einzige weitere Chance vor der Pause, ein Distanzschuss von Scheu, entschärfte der SVW-Torhüter.

Weil konnte nur in kurzen Schüben eine druckvolle Reaktion auf das coole Spiel der Gäste entwickeln oder eine Ballrotation in Schwung bringen. Sie wussten nicht recht, was sie mit diesem Gegner anfangen sollten, der zunehmend Herr der Lage wurde. Bad Dürrheim verwaltete, ausgehend von seiner selbstbewussten Viererkette, den Ballbesitz. Erst als es 0:3 stand - nach einem Distanzschuss (56.) und einem langen Ball, wieder über links, den German in aller Ruhe ins lange Eck schlenzen konnte (66.) - gab es vermehrt offensive Aktionen. Weber spielte einige Male schnell in die Tiefe, oder Mislimovic dribbelte sich an den Strafraum und passte durch die Schnittstellen. Doch Fayira Keita vergab zwei Mal freistehend - und als er doch traf 1:3 (85.), war es zu spät.

So sind die Weiler weiterhin nicht gesichert, wobei sie ganz gut leben von den Ergebnissen der Konkurrenz. Schwald hat aber keine Lust mehr auf tabellarische Eventualitäten. "Es wird immer von anderen geredet. Wir müssen selber was machen", sagte er in Richtung seiner Spieler, die gerade mit einigem Abstand ausliefen. Besser war das.

SV Weil - FC Bad Dürrheim 1:3 (0:1)
SV Weil: Rodehau; Bürgin (57. Weber), Götz, Schmidt, Elsasser; Kluge, Ophoven (57. Emmerich); Keita, Kassem-Saad, Sprich (77. Mislimovic); Bibbo. Tore: 0:1 Scheu (21.), 0:2 Braun (56.), 0:3 German (66.), 1:3 Keita (85.). Schiedsrichter: Bohrer (Merzhausen). Zuschauer: 185.

Aufrufe: 04.5.2014, 22:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor