2024-04-19T07:32:36.736Z

Kommentar
"WSV im Dänischen Bettenlager", "Alles muss raus bei C&A!", "30% auf alles, außer Tiernahrung". So etwa hört sich der Winterschlussverkauf im Einzelhandel an. Nochmal die großen Schnäppchen machen und sich schon für den nächsten Winter eindecken. Nicht so im Amateurfußball. Der Wintertransfermarkt ist alles andere als eine Schnäppchen-Hochburg.

"Wir wollen uns punktuell verstärken" und "Wir machen nur etwas, wenn es absolut passt und uns definitiv weiterhilft." Dieser Kodex der Schnee-Wechselperiode ist bei einigen Vereinen längst gebrochen.

FuPa gibt in diesem Winter Aufschluss über die Transfers in der Winterpause. Und da sticht einem das Unverständnis ins Auge. Beim "Scrollen" bekommt man einen müden Zeigefinger. Vorneweg CFC Hertha 06, BSV Hürtürkel, SV Blau Weiss und Sparta Lichtenberg. Alles Vereine, bei denen Geld natürlich nur eine untergeordnete Rolle spielt, oder etwa nicht? Wie sieht das in der Praxis aus?

Heiligabend am Esstisch sagt der Trainer: "Der Michael hat wieder nicht frohe Weihnachten gewünscht, das war es für ihn!". Der Vorsitzende während der Berlin-Liga-Endrunde am 26.12. zu seinem Schatzmeister: "Diesen attraktiven Budenzauber möchte ich auch erleben mit unserem Verein, wir lassen das mit dem Nachwuchs sein und holen vom gesparten Geld der A-Junioren-Trainer zwei Kicker aus der Oberliga." Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln...

Ganze Kader werden über den Haufen geworfen. Da greifen Vereine wie Blau Weiss ganz tief in die Schatulle. Seit Jahren wird da eine Unmenge an Kohle rausgeknallt. Aber wofür? Was zum Teufel ist mein Anreiz, künstlich und ungesund Erfolg zu erkaufen? Geilen sich die Geldgeber an der FuWo und den Schulterklopfern auf? Kloppt die Kohle in soziale Projekte, unterstützt Flüchtlingsheime und die Strukturen in der Nachwuchsförderung, statt Freizeitfußballer zu Schein-Profis zu machen. Diese trainieren dann zwei bis drei Mal wöchentlich für 'nen Tausi. So etwas macht unseren Sport kaputt!

Was erwarte ich von einem Spieler, der jedes Jahr ein anderes Vereinswappen küsst und dahin wechselt, wo es den größten Schein gibt? Da steckt bestimmt 100%ige Identifikation mit dem Verein dahinter. Sparta will und muss sparen und mehrere Spieler rennen weg. Gleich vier Spieler zieht es nach Brandenburg. Da wollte man bestimmt immer schon mal ständig hinfahren um zu kicken. Es wirkt wie ein wirres Geschiebe von Kohle. Diesen Winter Summe XY nach links, nächsten Winter wieder nach rechts. Bei Hürtürkel blickt glaube ich niemand mehr durch. Die FuWo müsste, um aktuell zu bleiben, wohl wöchentlich den Kader vom Sonderheft widerrufen.

Aber warum wechseln so viele Spieler im Winter den Verein? Neben der Mentalitätsschwäche einiger Kicker sind natürlich die Vereine schuld. In Gesprächen werden die Sterne vom Himmel geholt, Kohle und Sachmittel versprochen, ein Job, eine Wohnung, und natürlich der Aufstieg. Spieler werden extern von einem Sponsor finanziert, der dann vielleicht doch aus dem Traum des großen Fußballs aufwacht und das lieber sein lässt. Bei vielen Anhängern des Berliner Fußballs ernten solche Machenschaften keinen Beifall und das ist auch gut so! Also wenn Inter und Empor mal anfangen mit Geld um sich zu knallen, dann verliere ich den Glauben an den Amateurfußball. Aber zum Glück gibt es auch Modelle, die nicht auf externe Transfers aufgebaut sind und trotzdem Ziele erreichen können.

Auch wenn es makaber klingt, ich sehe es weiterhin gern, wenn diejenigen, die auf Teufel komm raus und ohne Rücksicht auf Verluste den Geldhahn aufdrehen, am Ende umkippen wie ein fauler See im Sommer und die Lichter ausgehen. Man kann die Vereinsmitglieder und Verantwortlichen nur weiterhin dabei unterstützen und ermutigen, solchen Vorhaben mit Rückgrat entgegenzustehen und sich nicht abhängig zu machen von einzelnen Personen. Liebe Vereinsvertreter, bitte bloß nicht juckig werden im Winter, sondern auf die Burschen Vertrauen, die aktuell im Kader stehen. Oder es muss eben alles für einen sinnvollen und nachhaltigen Wintertransfer passen. Egal wie, die inzwischen abartigen Zahlenspiele in den Ligen gilt es zu stoppen. Selbst in der Bezirksliga gibt es in diesem Jahr ja einen guten Euro zu verdienen (Neukölln, Srbia).

Übrigens gibt es Unbeständigkeit ja nicht nur im Kader, sondern auch gern mal im Trainerstab. Völlig zum "Appel" macht sich der SV Blau Gelb. Einmal angefangen mit dem Mist, verfolgt er einen. Die Trainerjacke wird fleißig weitergereicht. Rohde, Ballmer, Reckewitz, Lindhammer. Reckewitz ist natürlich der Knüller. Auf der Weihnachtsfeier bei Blau Gelb noch Einzelgespräche geführt, wenig später wieder beim Ruhmreichen angeheuert. Ballmer ist ein Blau Gelber durch und durch, aber da hielten die Füße wohl nicht still beim Vorstand nach Misserfolgen! Aus der Ferne nicht nachvollziehbar, warum man einer jungen Größe des Vereins kein Vertrauen schenkt. Jetzt habt ihr den Salat. Nur weiter so, dann wird die Trainerjacke zum Schrottwichtel-Geschenk.

Beim Tippen dieser Zeilen wird mir klar: Es sind zu viele Personen im Fußball in Machtpositionen, die von Wand bis Tapete denken und so inkompetent sind, wie die Straße lang ist. Ohne Moral, ohne Vernunft und Durchblick.

Auf eine schöne Rückrunde. Aber gebt Euch keine Mühe, Euch die vielen neuen Gesichter zu merken, denn im Sommer fährt das Karussell wieder los!

Aufrufe: 03.2.2015, 10:41 Uhr
HB (ABHB)Autor