2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Nückel/Steinmann

Wann rollt der Ball wieder?

Der FVM arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, wie es weitergeht - einen Königsweg gibt es nicht.

Über die nahe Zukunft des Amateurfußballs auf Verbandsebene wird viel diskutiert. Von sofortigem Abbruch über Geisterspiele bis hin zur einer Verlegung zum Beispiel auf das kommende Jahr gibt es viele Szenarien. Der FVM sucht nach einer Lösung. Es allen recht zu machen wird keine leichte Aufgabe.
Auf den Sportanlagen im Gebiet des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) bietet sich zurzeit ein ungewohntes Bild: Trotz des Frühsommers erinnern die Plätze aktuell eher an die Winterpause. Die Spielfelder sind verwaist, die Geräteschuppen abgeriegelt, die Vereinsheime verlassen. An Fußballspiele ist in der aktuellen Lage nicht zu denken. Da die Bundesregierung die Kontaktsperre am vergangenen Mittwoch bis zum 3. Mai ausgeweitet hat, wird sich daran vorerst auch nichts ändern.

Nicht bis zum 3. Mai und wahrscheinlich auch nicht darüber hinaus. Zwar sind bis zum 31. August „nur“ Großveranstaltungen verboten, doch die Aussage hat bei den Amateurvereinen auch Fragezeichen hinterlassen. So zum Beispiel, wie der Begriff Großveranstaltung genau definiert ist. Laut dem Ministerium für Inneres und Kommunales Nordrhein-Westfalen müssen sich dazu unter anderem mehr als 5000 Zuschauer auf einem Gelände befinden. Doch schon vor der Zwangspause hat die Bundesregierung Veranstaltungen von mehr als 1000 Zuschauern abgesagt. Eine Zahl, die wohl mehr aus Willkür als mit wissenschaftlichen Grundlagen gewählt worden ist. Aber auch eine Zahl, die kaum ein Verein aus Bonn oder an der Sieg erreicht.

Dennoch befürchten auch die Amateurvereine, dass an eine schnelle Rückkehr in den Normalbetrieb zurzeit nicht zu denken ist. „Im Duell gegen den MSV Bonn waren 600 bis 700 Zuschauer an der Platzanlage“, sagt Idris Dogan, Trainer der Sportfreunde Ippendorf. „Wie will man das zurzeit machen?“ Der Coach des A-Ligisten wünscht sich dennoch eine schnelle Lösung. „Je länger diese Situation dauert, umso schwerer wird es, die Saison zu Ende zu spielen.“

Der bayerische Fußballverband hat mittlerweile angekündigt, dass man die Spielzeit frühestens am 31. August wieder aufnehmen wird – in welcher Form, sollen die Vereine mitentscheiden. Ursprünglich sollte am 16. August die Folgespielzeit beginnen. Auch der FVM hat die Vereine angehört. „Wir haben uns in den letzten Wochen in 14 Telefonkonferenzen intensiv mit Vereins- und Kreisvertretern ausgetauscht. Wir wollen wissen, welche Sorgen unsere Vereine haben“, sagt FVM-Präsident Bernd Neuendorf. „Mit den Vereinsvertretern haben wir auch unterschiedliche Szenarien zum Spielbetrieb diskutiert: von der Weiterführung und Verlängerung der Saison bis hin zu verschiedenen Überlegungen, falls die Saison nicht fortgeführt werden kann. Alle Szenarien sind äußerst komplex und haben unterschiedliche Konsequenzen, sportlich wie rechtlich.“

Der Verband befindet sich tatsächlich in einem Dilemma. Sämtliche Szenarien bergen weitere Fragen und Unsicherheiten. Ein sofortiger Abbruch würde beispielsweise Diskussionen um Auf- und Abstieg mit sich bringen. „Ich bin immer der Meinung, dass eine Entscheidung sportlich getroffen werden soll. Wenn eine Mannschaft acht Monate Leistung gebracht hat, soll sie dafür auch belohnt werden“, sagt Dogan. „Ein anderes Team hat es vielleicht schleifen lassen und würde sich plötzlich keine Sorgen um den Abstieg machen. Das wäre nicht fair.“ Eine Wertung nur der Hinrunde wäre möglicherweise rechtlich angreifbar, schließlich sieht die Spielordnung eigentlich Hin- und Rückspiele vor.

„Wir können uns vorstellen, den Rest der Saison ohne Zuschauer zu spielen. Dass wir dann bei den Heimspielen die Reserve wieder nach Hause schicken müssen, bevor die erste Mannschaft anfängt mit ihrem Spiel, ist zu regeln“, bringt Jörg Quadflieg vom SV Leuscheid eine weitere Option ins Spiel. „Vielleicht können wir aber auch die Zahl der Zuschauer begrenzen. Wir können ja ausrechnen, wie viele Besucher wir bei einem Mindestabstand von zwei Metern auf die Platzanlage lassen dürfen.“ Dass das nur schwer zu kontrollieren ist, weiß der Sportliche Leiter des Tabellenführers der Kreisliga A an der Sieg aber auch.

„Die Leute scharren doch mit den Hufen. Wenn sie nach drei Monaten wieder zum Platz zurückkehren, kann man sich denken, wie die Begrüßung der Freunde aussähe“, sagt Dogan. „Für uns sind Spiele ohne Zuschauer keine Option“, sagt Florian Schmidt, Trainer des Bezirksligisten Bröltaler SC. „Zum einen gehen uns bei einem Zuschauerschnitt von 150 bis 200 pro Heimspiel und durch den fehlenden Platzverkauf zu viele Einnahmen verloren, zum anderen ist es platztechnisch nicht regulierbar, die Zuschauer rund um die Spielfläche zu verteilen, weil sich bei uns alles auf eine Platz-Seite beschränkt. Insofern halte ich eine Abstandsregelung für die Besucher für nicht umsetzbar.“ Das wäre beim Bonner SC kein Thema. Der Sportpark Nord ist für die Abstandsregelung bei den Zuschauerzahlen groß genug. „Wir könnten das je nach Deckelung einfach umsetzen“, sagt BSC-Chef Dirk Mazurkiewicz. „Es wäre aber anderen Vereinen gegenüber nicht fair. Von daher sollte man nicht seine persönlichen Wünsche zu hoch hängen. Es geht darum, dass wir mit allen Vereinen und Verbänden eine faire Lösung finden, die alle tragen können.“

Die Gremien des FVM arbeiten zurzeit mit Hochdruck an Lösungen. „Die Entscheidung müssen wir aber nicht nur für den Spielbetrieb auf FVM- und Kreisebene treffen, sie müssen auch mit dem WDFV und dem DFB abgestimmt sein. Es geht um eine NRW-weit einheitliche Regelung und die bundesweite Verzahnung mit den höheren Ligen“, sagt Neuendorf. „Und es geht auch um Regelungen für den Jugendbereich. Hier gelten ganz andere Anforderungen als für den Spielbetrieb der Senioren.“

Zum Beispiel bei einem Einfrieren der Spielzeit, wie es andere Verbände in Erwägung ziehen. Eine Fortführung der aktuellen Saison wäre demnach auch im kommenden Jahr möglich. „Wenn wir dann Anfang Januar, Februar wieder beginnen, haben doch alle dieselben Voraussetzungen“, sagt Dogan. Dieses Szenario wäre aufgrund der Altersklassen im Juniorenbereich allerdings schwer umsetzbar.

Der FVM will sich an Spekulationen nicht beteiligen. „Zwischenschritte jetzt weiter öffentlich zu diskutieren, verunsichert mehr als dass es hilft“, sagt Neuendorf. Dennoch deutet zurzeit viel darauf hin, dass es zu einer verfrühten Sommerpause kommen wird, deren Länge wie so viel zurzeit ungewiss ist. Eine Lösung, die alle Vereine gleichermaßen zufriedenstellen wird, gibt es wohl nicht.
Aufrufe: 017.4.2020, 20:43 Uhr
General-Anzeiger Bonn Autor