2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
13:1 für Hedendorf/Neukloster: Das Ergebnis ist zweitrangig. Die VSV spielten sich für den Ligastart ein, die Kicker der Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde aus Buxtehude gewöhnen sich langsam an das Fußballspielen auf Rasen. Fotos Berlin
13:1 für Hedendorf/Neukloster: Das Ergebnis ist zweitrangig. Die VSV spielten sich für den Ligastart ein, die Kicker der Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde aus Buxtehude gewöhnen sich langsam an das Fußballspielen auf Rasen. Fotos Berlin

Plötzlich war die Kondition weg

Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde spielt sonst nur in der Halle

Die Fußballer der Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde aus Buxtehude kennen eigentlich nur das Kleinfeld in der Sporthalle. Entsprechend groß war die Umstellung, als sie am Sonntag auf dem großen Rasenplatz der VSV Hedendorf/Neukloster ein Testspiel bestritten haben.

Alle sechseinhalb Minuten sehen die wenigen Zuschauer, die am Sonntag den Kunstrasenplatz säumen, einen Treffer. Die VSV Hedendorf/Neukloster III, aktuell Tabellenführer und Aufstiegsfavorit in der dritten Kreisklasse, schießen 13 Tore. Usman Naveed zirkelt gekonnt aus 20 Metern einen direkten Freistoß ins rechte obere Eck und markiert den Ehrentreffer für die Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde.

Die Hedendorfer spielen, eine Woche bevor es gegen den MTV Himmelpforten II in der Liga ernst wird, überlegen. VSV-Trainer Michael Fuchs will kein Gebolze sehen. Spielkultur mit kurzen Pässen ist seine Philosophie. Die Gäste lassen Hedendorf gewähren, weil ihnen die taktischen Grundkenntnisse auf dem großen Feld fehlen. "Wir müssen uns erst einspielen", sagt Salman Mehmood von der Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde. Die Defensive zeige auf Rasen deutliche Schwächen. Aber sein Team nehme sehr viel Positives aus dem Spiel mit.

Die Kicker der Ahmadiyya-Jamaat-Gemeinde haben vorwiegend pakistanische Wurzeln. Sie messen sich sonst nur in der Halle bei internen Ligaspielen mit anderen Gemeinden aus Niedersachsen. Belegen sie mindestens Rang drei in der Saison, qualifizieren sie sich für die nationale Meisterschaft. 250 Gemeinden gibt es in Deutschland. Die besten vertreten das Land international.

Die Idee für das Testspiel entstand, als die VSV im vergangenen Jahr den WM-Pokal ausstellten. In Hedendorf treffen sich unterschiedliche Kulturen und Religionen ohne viel Tamtam und losgelöst von jedem Motto. Das kommt den VSV-Verantwortlichen entgegen. PR-Mann Thomas Butter sagt: "Leute wie du und ich wollen einfach nur Fußball spielen." Ein Verein könne dabei helfen, Menschen zusammenzubringen, sagt der Vereinschef Lutz Becker.Mit einer ähnlichen pragmatischen Unaufgeregtheit begegnen die Hedendorfer den Flüchtlingen.

Am Sonntag trifft Lutz Becker auf dem Sportplatz drei Syrer, die gern kicken wollen. Sie schauen sich das Spiel an. Becker erklärt ihnen die Möglichkeiten im Verein auf Englisch und mit Händen und Füßen. Wenn sie ernsthaftes Interesse zeigen, wartet eine Erstausrüstung auf sie. Vereinsmitglieder haben 60 Paar Schuhe, Trikots und Trainingsanzüge gesammelt und für diesen Fall eingelagert. Bis zum ersten Einkommen treiben Flüchtlinge in Hedendorf kostenfrei Sport. Ex-Präsident Jochen Dammann gibt Sprachkurse.Allein in Hedendorf werden in den nächsten Monaten 90 neue Flüchtlinge erwartet. "Mal sehen, wie wir das schaffen", sagt Lutz Becker. Er fragt sich nicht ob, sondern wie.

Aufrufe: 029.2.2016, 16:49 Uhr
Tageblatt / Daniel BerlinAutor