2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Ball erfolgreich abgeschirmt: Darmstadts Fabian Holland (vorn) hat das Fußball-Einmaleins bei Forst Borgsdorf gelernt. Für den 24-Jährigen Abwehrspieler läuft es derzeit wie am Schnürchen. © Getty Images
Ball erfolgreich abgeschirmt: Darmstadts Fabian Holland (vorn) hat das Fußball-Einmaleins bei Forst Borgsdorf gelernt. Für den 24-Jährigen Abwehrspieler läuft es derzeit wie am Schnürchen. © Getty Images

Von Borgsdorf in die Bundesliga

Fabian Holland kickte früher in Oberhavel, heute spielt er in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, nächstes Jahr vielleicht sogar im Oberhaus

Platz zwei in Liga zwei: Geht es für den SV Darmstadt 98 so weiter, spielt das Team im kommenden Jahr in der 1. Bundesliga. Fabian Holland aus Borgsdorf könnte dann mit dabei sein. Gegen Bayern, gegen Dortmund, gegen Schalke und so weiter. Der von Hertha BSC ausgeliehene Verteidiger hat sich in die Darmstädter Stammelf gespielt.

Die Frage nach dem letzten Auftritt des SV Darmstadt 98 in der Fußball-Bundesliga kann Fabian Holland nicht beantworten. "Ich habe keine Ahnung", gibt der 24-Jährige unumwunden zu. Das ist auch keine Schande. Selbst detailverliebte Fußballkenner - sofern sie nicht aus der südhessischen Stadt kommen - müssen schon tief in ihrem Gedächtnis kramen, um sich daran zu erinnern. Am 29. Mai 1982 verloren die Lilien am letzten Spieltag bei Borussia Mönchengladbach mit 1:6 und stiegen direkt in die Zweite Liga ab. Holland, der als Kind für den FSV Forst Borgsdorf spielte, war da noch gar nicht auf der Welt.

Doch 33 Jahre später kann der Linksverteidiger mithelfen, der wechselvollen Vereinsgeschichte einen neuen Glanzpunkt hinzuzufügen. Denn der Aufsteiger steht derzeit auf Platz zwei und hat beste Chancen, wieder in der Beletage des deutschen Fußballs zu spielen. "Das ist alles Spekulation", wiegelt der Borgsdorfer ab. Aber die sportliche Entwicklung Hollands und die seines Klubs verlaufen rasant und überraschen so manchen Experten. "Für mich könnte es derzeit besser gar nicht laufen. Die Ausleihe nach Darmstadt war genau der richtige Schritt", freut er sich. Der Abwehrspieler ist Teil einer Mannschaft, die durch Wille, Disziplin und Zusammenhalt für Furore sorgt und der Konkurrenz das Leben schwer macht. "Von der individuellen Klasse her sind andere Mannschaften viel besser als wir. Aber der Teamgeist bei uns ist extrem. So etwas gibt es woanders nicht", unterstreicht Holland.

Zwar ist im Gegensatz zu Berlin alles eine Nummer kleiner in Darmstadt, doch die Begeisterung in der 150000 Einwohner zählenden Stadt ist riesig. "Die schwimmen hier alle auf einer Euphoriewelle. Das ist unglaublich", weiß Holland. Er selber werde inzwischen auf der Straße erkannt und auf den Darmstädter Erfolg angesprochen.

Dabei stand Fabian Holland in der vergangenen Saison bei Hertha BSC noch auf dem Abstellgleis und sammelte im Regionalligateam Spielpraxis. Nach einem Gespräch mit seinem Berliner Ex-Trainer Jos Luhukay entschied er sich für einen Wechsel. Nach Darmstadt. Bereut hat er seine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt. "Ich fühle mich sehr wohl beim SV98, zumal es mir die Mannschaft auch sehr leicht gemacht hat."

Holland hat trotz eines zweimaligen Muskelfaserrisses zu Saisonbeginn seine Chance genutzt und ist aus dem Team von Trainer Dirk Schuster nicht mehr wegzudenken. Über den Aufstieg verliert er kein Wort. "Wir haben die 40-Punkte-Marke geschafft. Mehr aber auch nicht." Wie es um seine Zukunft in Darmstadt bestellt ist, weiß der 24-Jährige nicht. Sein Vertrag bei Hertha BSC läuft noch bis zum 30. Juni 2016, ausgeliehen ist er bis zum Saisonende dieses Jahres. Holland macht keinen Hehl daraus, in Darmstadt bleiben zu wollen. "Das kann ich mir gut vorstellen."

Der Borgsdorfer hat sein Glück in Südhessen scheinbar gefunden. Das Heimweh hält sich in Grenzen. Seine Freundin kommt ihn regelmäßig besuchen. Sportlich läuft es optimal. Was will man also mehr? Das i-Tüpfelchen wäre der Bundesliga-Aufstieg. Spätestens dann kennt jeder Fußball-Fan den SV Darmstadt 98. Und an den letzten Auftritt in Deutschlands Eliteklasse muss sich dann auch niemand mehr krampfhaft erinnern.

In loser Folge werden wir auf FuPa-Brandenburg weitere Talente aus der Region vorstellen, die es bis in den Profifußball geschafft haben. Ihr kennt da einen? Schreibt uns: m.schuetz@fupa.net

Aufrufe: 04.3.2015, 16:54 Uhr
MOZ.de / Arne Färber Autor