Vier Märchen - aber nur zwei Happy Ends

Viel größer kann eine Favoritenrolle kaum sein als die, über die der SC Türkgücü Osnabrück anno 2017 während der Masters-Vorrunde verfügt - zumindest auf dem Papier. Der aktuelle Vetter-Cup-Sieger verdiente sich seinen Erfolg im städtischen Qualifikationsturnier durch einen ansehnlichen Offensivfußball, im Finale überrante man den SSC Dodesheide mit 6:0. Auf dem Weg zum Turniersieg eliminierte man den Turnierfavoriten VfL Osnabrück II und zeigte schon hier, über welches Potenzial man verfügt. Ein herausragendes Duo, bestehend aus Amir Redzic und Furkan Güraslan, die zusammen 29 Treffer in der Quali erzielten, bildet das Grundgerüst einer starken Fußballmannschaft - die dennoch die Umstellung von Kunstrasen beim Vetter-Cup auf das normale Hallenparkett in Belm erst einmal bewältigen muss. Gelingt es, diese Hürde von Beginn an zu überspringen, wird es im Endturnier am Wochenende sehr, sehr weit gehen.

Bei den Sportfreunden Schledehausen treffen gleich zwei Akteure auf ihren ehemaligen Verein - Harun Ucar und Gökhan Can waren nicht nur beim SCT Leistungsträger, sondern sind auch aus dem Hallenspiel der Sportfreunde nicht mehr wegzudenken. Besonders der 25-jährige Ucar zeigte beim Indoor-Cup, wie wichtig er für die Mannschaft von Neu-Trainer Ricardo Manzei ist; mit cleveren Laufwegen und einer körperbetonten Spielweise ist Ucar Hauptverantwortlicher für den zweiten Platz beim Belmer Qualifikationsturnier. Zusammen mit technisch guten Spielern wie Alban Mustafi und einem Führungsspieler in Person von Jens Siekemeyer können die Schledehausener eine gute Rolle im Turnier spielen. Um ein Weiterkommen erreichen zu können, muss das erste Spiel gegen den TuS Hilter unbedingt gewonnen werden.

Viele Fußballfans der Region werden wohl auf der Landkarte nachgesehen haben, um herauszufinden, wo überhaupt der FC Talge heimisch ist. Kurz hinter Bersenbrück gelegen hat sich das kleine "gallische Dorf" beinahe schon sensationell für das Imbusch-Hallenmasters qualifzieren können. Der dritte Platz beim Fortuna-Cup 2016 bedeutet für den Verein aus der 1. Kreisklasse Nord A einen der größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Mit Spielertrainer Arne Sander verfügen die Talger über einen Offensivakteur, der mit seinen Qualitäten und einer enormen Abschlussstärke eigentlich nicht allzu viel in den Niederrungen der Kreisklasse zu suchen hat. Für ein Wochenende wird der FCT aus dem Schatten treten und mit den großen Jungs spielen - dabei erscheint ein Erreichen der Zwischenrunde aufgrund der Gruppenkonstellation nicht ganz unmöglich. Sollte dieser Fall wirklich eintreten, wird am Freitagabend das ganze Dorf abgerissen. Leidenschaft, Spaß und fußballerische Nadelstiche - mit diesen Tugenden kann es, ähnlich wie beim Fortuna-Cup, zum nächsten Märchen kommen.

Noch einmal eine Stufe höher ist die Leistung des TuS Hilter beim Ohrbecker Hüggelcup einzuordnen - im mit Abstand stärksten der vier Qualifikationsturniere spielte sich die blutjunge Mannschaft des Turn- und Sportvereins in die Herzen der Zuschauer. Der vierte Platz am Hüggel bedeutete die erste Masters-Teilnahme seit 2002, im Halbfinale hatte man den späteren Turniersieger SC Melle am Rande einer Niederlage und verlor erst im Neunmeterschießen. Mit wendigen Akteuren wie Jonas Tappmeyer, der beim Hüggelcup zum besten Spieler gewählt wurde, Sebastian Nowack oder Cedric Hoffmeier ist man offensiv stark besetzt. Im eigenen Tor steht mit Yanik Brinkmann ein eigentlicher Feldspieler, der in der Qualifikation über sich hinauswuchs und sein Team mit teilweise unglaublichen Paraden ins Masters beförderte. Ähnlich wie beim FC Talge möchte man in Belm das nächste Kapitel einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte schreiben.

Unser Tipp: Wer glaubt, dass der SC Türkgücü mühelos durch diese Gruppe marschiert, geht auf dem Holzweg - dennoch wird der Bezirksligist nach einem harten Kampf in die Zwischenrunde einziehen. Nach den Eindrücken der Vorturniere kommt zudem Hilter weiter, jedoch ist das Masters noch einmal eine andere Gewichtsklasse als der Hüggelcup. Schledehausen nutzt seine Erfahrung und kommt hauchdünn durch, Talge nimmt ein großes Erlebnis und mindestens drei Punkte mit ins Dorf, das dennoch abgerissen werden dürfte...