2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Patric Gondorf im Zweikampf F: Ripberger
Patric Gondorf im Zweikampf F: Ripberger

Vier Brüder - ein Verein

Gondorf-Quartett wirbelt bei Verbandsligist Durlach-Aue / "Es fühlt sich heimisch an"

Dass Geschwister gemeinsam in einer Fußballmannschaft spielen ist nichts ungewöhnliches. Doch bei der SpVgg Durlach-Aue gibt es noch einmal eine Steigerung dazu: Mit Patric, Rouven, Marvin und Fabian Gondorf spielt gleich ein Brüder-Quartett für den Verbandsligisten. Grund genug, die vier einmal an einen Tisch zu bitten und ein etwas anderes Interview zu führen.

Schon auf dem Fußballfeld ist die Ähnlichkeit kaum zu leugnen. Direkt gegenüberstehend wird dies noch deutlicher. Doch so sehr sich die vier Geschwister auch optisch gleichen, so unterschiedlich sind sie auch. Patric, ganz typisch für den ältesten Bruder, übernimmt gerne das Wort und plaudert aus dem Nähkästchen, wie es ist gemeinsam mit den Brüdern das Trikot überzustreifen: „Früher habe immer ich zu den älteren aufgeschaut. Jetzt bin ich in der Situation, dass ich zu den erfahrenen Spielern gehörte und kann die Entwicklung miterleben. Natürlich ist man zu den eigenen Brüdern etwas härter, aber das ist ja irgendwie normal“, so der 29-Jährige. Früher habe man immer Witze darüber gemacht, dass man irgendwann einmal gemeinsam mit dem fünften Bruder Jerome eine eigene Hallenmannschaft gründen könne, „aber es war kein wirkliches Ziel, dass wir alle mal zusammen spielen“, ergänzt Rouven.


Marvin Gondorf F: Ripberger


Er war es auch, der den Anfang machte und nach Durlach-Aue ging. Marvin und Patric folgten, im Sommer stieß mit Fabian der jüngste Gondorf dazu. „Zum Einstieg ist es gut wenn du jemanden hast, der hinter dir steht. Wir können eigentlich nur von ihnen lernen“, beschreibt der 18-Jährige seine ersten Schritte in der Verbandsliga-Mannschaft. Dem pflichtet Marvin bei: „Es ist schon ein großer Vorteil für uns jüngere, denn jeder steht hinter jedem.“ Dabei ist es natürlich auch nicht immer einfach, zwischen Brüdern wird der Ton manchmal auch etwas härter. „Wir verlangen von einander manchmal einfach mehr, weil wir genau wissen, was wir können“, meint Rouven und Patric fügt augenzwinkernd hinzu: „Warum sollte man seinen kleinen Bruder nicht auch einmal zusammenscheißen?“

Wie sich die vier selbst als Spieler beschreiben würden? Darauf folgt erst einmal eine kurze Denkpause und anschließend viele Lacher. Patric macht schließlich den Anfang und erklärt: „Ich erkenne immer wieder Unterschiede zwischen mir als Spieler und dem ‚Alltags-Patric‘. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass mein Siegeswille etwas zu groß ist. Aber ich versuche auch immer alle mitzureißen.“ Ab und an schaltet sich dann Rouven ein und wirkt beruhigend auf den Bruder ein. Der Mannschaftskapitän ist nicht nur außerhalb des Spielfelds eher der ruhige Typ. „Zugleich ist er aber auch wie eine Schaltzentrale im Mittelfeld. Er kann das Spiel lesen und findet immer wieder kreative Ansätze“, beschreibt Patric seinen Bruder. Als Allrounder würden die Geschwister dagegen Marvin ansehen, der mit seiner Beidfüßigkeit besticht. Und Fabian? „Impulsiv“, „gleicher Laufstil wie Jerome“, „Spielintelligenz“ - der jüngste Gondorf verbindet nach Ansicht der Brüder die Eigenschaften von allen.


Rouven Gondorf F: Ripberger

Immer wieder fällt im Laufe des Gesprächs der Name Jerome. Dieser schaffte es beim SV Darmstadt 98 zum Zweitliga-Profi und ist nicht nur für Marvin deshalb ein Vorbild: „Jeder will sich daran messen.“ Zugleich freue man sich sehr mit ihm und besucht so viele Spiele wie möglich. Unter anderem ging es kurz vor Weihnachten geschlossen nach Hamburg zur Auswärtspartie gegen den FC St. Pauli. „Der Zusammenhalt bei uns ist einfach riesig“, erklärt Patric und nicht nur einmal wird deutlich, wie wichtig allen die Familie ist. „Wir haben alles unseren Eltern zu verdanken“, erklären die vier unisono. Beide berufstätig, sechs Kinder und dennoch immer auf allen Sportplätzen dabei. „Du bekommst auch immer eine ehrliche Antwort“, erklärt Patric, wie wichtig gemeinsame Gespräche im Familienrat sind. Diesem gehört auch Schwester Celine an, die als einziges Mädchen von ihren Brüdern gerne wie eine Prinzessin behandelt wird. Und auch sie hat das Fußballer-Gen geerbt - der Name Gondorf verpflichtet eben.

Ihre Brüder blicken dabei teilweise schon auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Patric und Rouven spielten beide unter anderem schon beim SV Spielberg, im Nachhinein aus ihrer Sicht eine der schönsten Erfahrungen. „Das komplette Umfeld und die Leute waren immer super nett und haben alles für einen getan“, beschreibt Rouven seine Zeit beim SVS. Umso mehr freut es die beiden nun, dass Spielberg in dieser Saison so erfolgreich ist. „Es war ihnen einfach zu wünschen“. Das meint auch Patric, auch wenn der Abschied damals nicht ganz so schön war. „Aber wer weiß, ob wir dann heute alle in Durlach-Aue wären.“


Fabian Gondorf F: Lörz


Zum Jahreswechsel sind Fragen zur Zukunft, Pläne und Wünsche natürlich immer angebracht.Und so kommt dieses Thema auch bei den Brüdern auf den Tisch. Marvin und Fabian haben das Potenzial noch weiter oben zu spielen. Aufgrund des jungen Alters ist die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen. „Aber ich bin keiner, der weit in die Zukunft blickt. Ich setze nicht zu 100 Prozent auf Fußball, sondern will jetzt erst einmal meine Ausbildung abschließen - dann sieht man weiter“, zeigt sich Marvin realistisch. „Alles ist möglich“, lässt Rouven viel Raum für Spekulationen. Ziel sei es mit Durlach-Aue etwas nachhaltiges aufzubauen. Die Basis ist geschaffen, nun gilt es das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. „Wir haben viele junge Spieler und eine gute Jugend“, fügt der 24-Jährige an, der seit dem Sommer in der A-Jugend erste Erfahrungen als Trainer sammelt.

Ein Amt an der Seitenlinie ist auch im Hinterkopf bei Patric, der Trainerschein solle jedenfalls in absehbarer Zeit folgen. Vielleicht geht es dann irgendwann zurück zum Heimatverein Palmbach. Doch noch mache es in Durlach-Aue sehr viel Spaß. „Es passt vom Gerüst her einfach. Der Verein hat die besten Voraussetzungen, um eine attraktive Adresse zu werden. Das ganze Umfeld ist sehr sympathisch und es fühlt sich heimisch an.“ Und zum Abschluss verraten die Geschwister dann noch ein paar kleine Geheimnisse: Immerhin schaffte Patric mit jedem Verein, bei dem er spielte einen Aufstieg. Rouven ist gemeinsam mit Andreas Seidel für die Organisation von Mannschaftsfesten verantwortlich und Marvin gibt in der Kabine den DJ. Dabei musste er sich allerdings gewaltig umstellen, denn entgegen des eigenen Geschmacks wird in Durlach-Aue nach Siegen besonders gerne Schlager gehört. Helene Fischer steht derzeit ganz weit oben auf der Hitliste von Spielertrainer Thomas Kies.

Aufrufe: 01.1.2015, 05:30 Uhr
Caro ReisenauerAutor