»Viel Freizeit bleibt mir nicht«

Rita, was fasziniert dich am Fußball?Rita Schumacher: Besonders fasziniert bin ich vom Teamgedanken. Die Spieler halten zusammen und agieren miteinander. Außerdem bin ich davon begeistert, wie der Fußball unterschiedliche Menschen zusammen bringt. Beim Fußball ist es egal, ob man arm oder reich ist. Wann hast du mit dem Fußballspielen angefangen? Vor zwölf Jahren habe ich beim FC Schönberg 95 in einer Jungenmannschaft begonnen. In Wismar habe ich später in der Kreisauswahl gespielt. Das war das erste Mal, dass ich gegen Mädchen gespielt habe. Irgendwann hatten wir dann mit dem FC Schönberg ein Spiel gegen den FSV 02 Schwerin, einer Mädchenmannschaft. Nach diesem Spiel kam der Trainer zu mir und fragte, ob ich nicht nach Schwerin wechseln möchte. Der Trainer dort war zwar sehr streng, aber ich denke, dass er mir und den anderen Mädchen eine Menge beigebracht hat. Ein Jahr war ich dann in Schwerin auf dem Sportgymnasium. Da es dort jedoch Probleme mit der Unterkunft gab, bin ich wieder zurück aufs Schönberger Gymnasium. Du hast aber nicht nur für Schönberg gespielt, sondern auch für den 1.FC Neubrandenburg. Ja, seit 2013 hatte ich ein Zweitspielrecht für den 1. FC Neubrandenburg. Dadurch habe ich sonnabends oft für Neubrandenburg gespielt und am Sonntag mit den Jungs aus Schönberg. Seit 2017, also seit ich bei den Frauen spiele, habe ich das Erstspielrecht in Neubrandenburg. Das heißt, ich habe in der Woche bei den B-Junioren in Schönberg trainiert, am Wochenende aber für Neubrandenburg gespielt. Was waren deine größten Erfolge? Mit den Neubrandenburger Frauen haben wir in der abgelaufenen Saison im DFB-Pokal gespielt. Das war mein bislang größter Erfolg. Wir haben in der 1. Runde gegen den HSV gewonnen und trafen in der 2. Runde auf die SGS Essen, einen Bundesligisten. Ich habe in beiden Partien durchgespielt. Wie bewertest du die Saison mit Neubrandenburg?Positiv. Unter dem jetzigen Trainer habe ich jede Sekunde gespielt. Ich bin sehr dankbar, dass er mir so viel Vertrauen geschenkt hat. Mit zwölf Toren habe ich die meisten für Neubrandenburg geschossen. Mein Trainer sagte mal zu mir: Mit deinem Potenzial könntest du überall spielen. So hat er mich auch auf fast jeder Position spielen lassen. Die meiste Zeit ist es dann jedoch bei der 6er oder 10er Position geblieben, also im zentralen Mittelfeld. In der kommenden Saison kickst du für die U21-Auswahl des VfL Wolfsburg. Wie sind die Wolfsburger auf Dich aufmerksam geworden? Im September des vergangenen Jahres waren wir mit der Landesauswahl Mecklenburg-Vorpommerns beim Länderpokal in Duisburg. Dort bin ich den Scouts des VfL aufgefallen. Die Wolfsburger haben sich dann bei meiner Vereinstrainerin in Schönberg gemeldet. Ich war gerade auf dem Heimweg von der Schule, als ich die Nachricht bekam, dass ich zum Probetraining eingeladen bin. Das Training war nur der erste Schritt, die Freude war natürlich noch viel größer als endgültig feststand, dass ich in Wolfsburg spielen darf. Was erwartet dich in Wolfsburg?Ich werde ein Duales Studium beginnen und meinen Bachelor of Arts in Sportökonomie machen. Diese Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Abends steht dann noch Training auf dem Programm. Es kann aber auch sein, dass ich Frühtraining habe. Dann fahre ich morgens zuerst zum Training und gehe nachmittags arbeiten. Am Wochenende stehen die Spiele an. Viel Freizeit bleibt mir also nicht. Aber das wusste ich vorher und habe es mir so ausgesucht. Welche sportlichen Ziele hast du? Mein Ziel ist es, in einer Bundesligamannschaft zu spielen. Entweder beim VfL Wolfsburg oder irgendwo anders. In der Nationalmannschaft zu spielen, ist natürlich auch ein Traum. Jedoch schaue ich jetzt erstmal nur in die nähere Zukunft. Und da möchte ich so viel Spielzeit wie möglich in der U21 bekommen und mein Duales Studium schaffen. Wie haben dich deine Eltern auf deinem Weg unterstützt?Ohne meine Eltern wäre ich nicht soweit gekommen. Sie haben mich jedes Wochenende nach Neubrandenburg zu den Heimspielen gefahren. Zu den Auswärtsspielen manchmal sogar bis nach Aue, Leipzig und Bischofswerda. Mein Vater hat mir auch immer wieder Tipps gegeben, was ich noch besser machen kann. Er hat oft auch mit mir gemeckert und mich immer wieder dazu gezwungen, meinen schwachen linken Fuß zu nehmen. Ich bin meinen Eltern unfassbar dankbar.