2024-03-28T15:56:44.387Z

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Reinhard Treimer zählte in seiner Glanzzeit zu den prägenden Spielerfiguren der SpVgg Landshut.
Reinhard Treimer zählte in seiner Glanzzeit zu den prägenden Spielerfiguren der SpVgg Landshut.

Video-Interview: Der Matthias Sammer von Landshut

Portrait-Serie (35): Reinhard "Timex" Treimer blickt im Video-Interview mit Sohn Daniel auf seine lange und bewegte Karriere zurück +++ »Einmal Hainer, dreimal Treimer, dann war Wacker im Eimer«

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Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Der 35. Teil der Portrait-Serie ist dabei ein ganz besonderer: Daniel Treimer (30) entlockt seinem Vater Reinhard "Timex" Treimer (57) im schon jetzt legendären Video-Interview einige spannende Geschichten. Unter anderem erzählt der langjährige Bayernligakicker der SpVgg Landshut, warum er einmal als Matthias Sammer ein Autogramm gab, was ihn mit dem Bruder von FC Bayern-Präsident Herbert Hainer verbindet und warum er Spielerberater am liebsten auf den Mond schießen würde. Die Kurzversion der Aussagen der "Spiele"-Legende haben wir dennoch wie gewohnt schriftlich zusammengefasst.


Woher kommt der Spitzname "Timex"...
Früher gab es eine Werbung der Timex-Uhren, die nie kaputt gegangen sind und nie aufgegeben haben. Diese Eigenschaften trafen auch auf mich als Fußballer zu, deshalb war ich auf einmal der "Timex".

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn....
Das war ein Punktspiel bei Wacker München mit der SpVgg Landshut. Wir haben 5:3 gewonnen und ich habe drei Tore geschossen, dazu hat auch Walter Hainer (Bruder von FC Bayern-Präsident Herbert Hainer) getroffen. Am nächsten Tag stand in der Bild-Zeitung: "Einmal Hainer, dreimal Treimer - da war Wacker im Eimer". Das war eines meiner geilsten Erlebnisse.

Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....
Da gibt es zwei überragende Fußballer, die ich nennen möchte. Zum einen Rudi Stenzel, der spielerisch und technisch einer meiner besten Mitspieler war. Zum anderen Walter Hainer, der durch seine Übersicht geglänzt hat und mit seinem linken Bumms bei vielen Torhütern für Angst gesorgt hat.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Ganz klar bei der SpVgg Landshut, für die ich 23 Jahre lang gespielt habe. Wir wurden 1986 Bayernligameister und sind darüber hinaus noch zweimal über die Relegation in die Bayernliga, die damals die dritte Liga war, aufgestiegen. Aber auch in Vilsheim, wo ich meine aktive Laufbahn beendet habe, habe ich zum Abschluss sowohl als Spieler als auch als Spielertrainer nochmal eine herrliche Zeit erlebt.

Fußballerisches Vorbild deiner Jugendzeit...
Am Anfang, als ich selber noch etwas kleiner war, natürlich Gerd Müller. Mir hat immer gefallen wie kaltschnäuzig er vor dem Tor war und sein 2:1-Siegtreffer im Finale der WM 1974 ist ohnehin legendär. Danach hat mich Matthias Sammer mit seinem Kampf- und Siegeswillen beeindruckt. Dazu gibt es auch eine besondere Geschichte: als ich einmal in Bad Abbach im Biergarten war, hat mich jemand wegen meiner rötlichen Haare für Matthias Sammer gehalten und wollte ein Autogramm. Diesen Wunsch habe ich ihm auch erfüllt, habe ihm dann aber gesagt, dass ich es leider nicht bin (lacht)...

Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....
Zum einen die absolut überzogenen Ablösesummen für mittelmäßige Spieler. Besonders nerven mich aber die Spielerberater, die immer mehr Geld rausschinden und ihre Spieler zu Vereinen drängen, wo sie gar nicht spielen wollen. Meiner Meinung nach gehören die auf den Mond geschossen, dann könnte der Fußball wieder ein Stück weit zur Normalität zurückkehren.



Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Ich hatte des Öfteren die Möglichkeit zum TSV 1860 München zu wechseln, was aus verschiedenen Gründen nie zustande gekommen ist. Zudem hatte ich einen unterschriftsreifen Vertrag des damaligen Zweitligisten SpVgg Bayreuth vorliegen. Warum ich den nicht unterschrieben habe weiß ich bis heute nicht. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich das Zeug für die zweite Liga gehabt hätte.

Lieblings-Rückennummer...
Als ich in den Seniorenbereich gekommen bin, war die Nummer 8 frei. Damit bin ich Stammspieler geworden und ihr daher immer treu geblieben.

Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Da gibt es aus meiner Landshuter Zeit natürlich sehr viele, aber für mich persönlich war das schönste das Relegationsspiel mit Rapid Vilsheim am 3. Juni 2018 in Schmatzhausen gegen den TSV Bad Gögging. Wir haben 2:0 gewonnen und sind dadurch in die Kreisklasse aufgestiegen. Überragend dabei, dass meine zwei Söhne Daniel als Spielertrainer und Tobias im Tor auf dem Platz standen und ich als Co-Trainer mit dabei war.

Bester Trainer, den du hattest....
Eindeutig Siegfried Gmahl, der Anfang/Mitte der 80er Spielertrainer bei der SpVgg Landshut war. Er hat mir damals als junger Spieler die Chance gegeben, in der ersten Mannschaft zu spielen. Er hat mich sehr geprägt und war nebenbei auch noch ein Riesenfußballer.

Sinnloseste Regel im Fußball....
Neben der Handspielauslegung finde ich am allerschlimmsten die Abseitsregel. Wenn der Ellenbogen oder die Kniescheibe um einen Zentimeter vorne ist, wird auf Abseits entschieden. Das ist für mich einfach nur lächerlich.

Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Ganz klar als wir 1986 mit der SpVgg Landshut Bayernligameister wurden und nicht an den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga teilnehmen durften, weil der Verein es versäumt hatte, die erforderlichen Unterlagen einzureichen. Auch die Niederlage in der Relegation zur Bezirksliga mit Rapid Vilsheim Anfang der 2000er Jahre war für mich sehr bitter.

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Aus sportlicher Sicht beim FC Augsburg, weil wir da meistens verloren haben. In Memmingen war der Weg von der Kabine zum Platz so weit, dass wir nach dem Spiel immer zurückrennen mussten, weil uns die Zuschauer verfolgt haben.


Zur Person:
Reinhard Treimer startete seine Fußballlaufbahn 1969 beim TSV Vilsbiburg. 1974 wechselte er zur SpVgg Landshut, bei der er seine gesamte restliche Nachwuchszeit verbrachte und 1980 dann auch sein Debüt im Herrenbereich (Landesliga Mitte) gab. Gleich in seiner zweiten Spielzeit erlebte "Timex" - diesen Spitznamen erlangte er in Anlehnung an die gleichnamige Uhr - mit dem Aufstieg in die Bayernliga ein erstes Highlight, dem noch viele folgen sollten. So zum Beispiel in der Folgesaison ein Auswärtsspiel beim TSV 1860 München, der gerade per Zwangsabstieg aus der 2. Liga verbannt wurde, vor 14.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion.

Insgesamt sieben Jahre hielten sich die Dreihelmenstädter in der damaligen dritten Liga und wurden 1986 sogar Bayernligameister. Da der Verein es allerdings versäumt hatte, die erforderlichen Unterlagen für die 2. Liga einzureichen, durfte man nicht an den Aufstiegsspielen teilnehmen. Nach dem Abstieg 1989 kehrte die Truppe vom Hammerbach drei Jahre später wieder in die Bayernliga zurück. Insgesamt erzielte der ehemalige Bayernauswahlspieler 94 Bayernligatreffer für die Landshuter, mit denen er zudem sechs Mal niederbayerischer Pokalsieger wurde.

Nach 23 Jahren im Spiele-Trikot fand Treimer als 34-Jähriger den Weg zurück zu seinem Heimatverein TSV Rapid Vilsheim, wo er in den folgenden Jahren mit kleineren Pausen sowohl als Spieler als auch als Spielertrainer tätig war. Von 2012 bis 2014 coachte er den TSV Altfraunhofen, ehe er 2014 wieder als Chefanweiser nach Vilsheim zurückkehrte. Seit 2017 fungiert er dort als Co-Trainer seines Sohnes Daniel, der früher ebenfalls das Trikot der SpVgg Landshut getragen hat. Gemeinsam mit dem zweiten Sohn Tobias feierte der Treimer-Clan 2018 den Aufstieg in die Kreisklasse, wo man aktuell auf Rang drei liegt.

Seit 2017 bildet der langjährige Bayernligaspieler Reinhard "Timex" Treimer beim TSV Rapid Vilsheim ein Trainerduo mit seinem Sohn Daniel.
Seit 2017 bildet der langjährige Bayernligaspieler Reinhard "Timex" Treimer beim TSV Rapid Vilsheim ein Trainerduo mit seinem Sohn Daniel. – Foto: Norbert Herrmann

Aufrufe: 026.4.2020, 15:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor