2024-04-19T07:32:36.736Z

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Kurze Sitzpause auf dem Wasserkasten: Simon Netten ist mit Aufsteiger Mennrath sehr erfolgreich. F: Martina Krämer-Lichtschlag
Kurze Sitzpause auf dem Wasserkasten: Simon Netten ist mit Aufsteiger Mennrath sehr erfolgreich. F: Martina Krämer-Lichtschlag

"Wir haben einen Wohlfühlfaktor"

Interview mit Simon Netten, dem Trainer von Victoria Mennrath, vor dem Duell mit dem SV Lürrip

Der Trainer von Victoria Mennrath spricht über die Vereinspremiere in der Bezirksliga, Identifikation und Werte. "Wenn man mit Geld um sich werfen kann, ist damit nur ein kurzfristiger Erfolg verbunden", sagt er.
Mennrath hat 1000 Einwohner, eine kleine feine Kirche, ein Brauhaus und die Kull, in der die Victoria ihr Fußballglück zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte als Bezirksligist sucht und offensichtlich findet. Nach neun Spieltagen steht man punktgleich mit Favorit St. Tönis auf Platz drei, hat 40 Tore geschossen, aber auch schon 26 kassiert. Im Kreispokal wurde das Halbfinale erreicht, das Finale ist greifbar und damit die Aussicht auf einen attraktiven Gegner auf Niederrheinebene. Mennrath ist zu einem Event geworden, bei dem die Fußballinteressierten dabei sein wollen. Auch bei den Zuschauerzahlen sorgt die Victoria für Höchstwerte (im Schnitt 150). Und mittendrin steht Trainer Simon Netten, mit dem Kurt Theuerzeit über den Klub sprach.

Sie haben sechs Jahre im Jugendbereich der Borussia gearbeitet. Mit 36 ist man noch jung, und viele Kollegen sind ambitioniert, in den Profibereich zu wechseln. Sie haben sich vor gut einem Jahr für einen Kreisligisten entschieden.

Netten Nach meinem Studium an der Sporthochschule in Köln bot man mir eine Stelle an der Gesamtschule Espenstraße an. Dort fühle ich mich sehr wohl, und die Arbeit nimmt mich sehr in Anspruch. Nachdem man mir das Traineramt in Mennrath angeboten hatte, musste ich Prioritäten setzen. Da ich lange Jahre Spieler in Mennrath war und mich mit dem Klub identifiziere, habe ich mich für die Victoria entschieden.

Aber es hat doch sicher einen deutlichen Unterschied ausgemacht, wenn man im Jugendbereich eines Bundesligisten tätig war und dann einen Kreisligisten übernimmt.

Netten Natürlich sind die Strukturen in beiden Vereinen völlig anders. Ich hatte das Glück, zu einem Zeitpunkt Mennrath zu übernehmen, als sich die Strukturen im Verein deutlich verbesserten. Daran arbeiten wir weiter sehr intensiv. Wir haben einen sehr agilen Vorstand, viele Mitarbeiter, die sich mit dem Klub identifizieren, und mit unserer Kull eine Sportstätte mit außergewöhnlicher Atmosphäre. Die Zuschauer identifizieren sich mit uns. Es gibt ein funktionierendes Gemeinschaftsleben. Dazu kommt die Mannschaft, die vor allem in der Offensive herausragend ist.

Da wollen Sie sicher nicht mehr allzu lange in der Bezirksliga spielen.

Netten Primäres Ziel als Neuling ist es, sich in der Bezirksliga zu etablieren. Wir haben eine junge, ehrgeizige Mannschaft, mit der wir aber auch höhere Ziele anstreben. Und wenn die Entwicklung im gesamten Verein weiter so gut verläuft, können wir uns auch einen weiteren Aufstieg sehr gut vorstellen.

Wenn der sportliche Ehrgeiz groß ist, spielt dann auch sicher Geld eine nicht unwesentliche Rolle.

Netten Bei allen Bezirksligisten spielt Geld eine Rolle. Ich bin aber sicher, dass andere Vereine mehr zur Verfügung haben als wir. Wir haben zuverlässige Partner, die uns in einem vernünftigen Rahmen unterstützen. Wenn man mit Geld um sich werfen kann, ist damit meist nur ein sehr kurzfristiger Erfolg verbunden.

Ihr Angriff verbreitet bei den Gegnern meist Angst und Schrecken. Die Defensive bietet den Gegnern aber allzu häufig bereitwillig viele Möglichkeiten zu Torerfolgen.

Netten Ich habe im Sturm schon einige Spieler, die sicher ein oder zwei Klassen höher spielen könnten. In der Abwehr haben wir uns zu Saisonbeginn verstärkt. Leider sind Simon Littges und Tobias Schütz bisher zu oft ausgefallen. Aber wir werden versuchen, uns in diesem Mannschaftsteil noch breiter aufzustellen. Vielleicht schon in der Winterpause, sicher aber in der nächsten Saison.

Haben Sie keine Sorge, dass Ihre Stürmer bald von anderen Klubs umworben werden?

Netten Ich bin mir sicher, dass viele Klubs unsere Spieler ansprechen. Wir sind aber mit unserem Weg noch nicht zu Ende. Wir werden versuchen, unsere Spieler davon zu überzeugen, dass sie auch mit uns sportlich nach oben kommen können. Wir haben zudem einen Wohlfühlfaktor zu bieten. Mal sehen, ob andere Klubs das mit Geld aufwiegen können.

Unmittelbar wird Sie aber mehr das Spiel am Sonntag in Lürrip interessieren. Ihr Kollege Marc Ferfers, der mit Ihnen an der Espenstraße arbeitet, musste vorigen Sonntag als Torwart neun Tore hinnehmen. Ist da wieder ein Schützenfest zu erwarten?

Netten Angeschlagene Gegner sind besonders gefährlich. Lürrip hat einen starken Kader und wird alles daran setzen, nicht unterzugehen. Wir nehmen dieses Spiel nicht auf die leichte Schulter.

Aufrufe: 07.10.2017, 08:02 Uhr
RP / Kurt TheuerzeitAutor