2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sportplatznot für Würselens Vereine

Sobald der Bau der Gesamtschule beginnt, verlieren VfR und Rhenania Würselen sowie Linden-Neusen ihre Spielfläche für den Winter

Am 10. Dezember ist Derbyzeit beim VfR Würselen. Ab 14.30 Uhr steigt an der Sportanlage Drischfeld das Duell in der Fußball-Kreisliga-B gegen Eintracht Verlautenheide II. So steht es zumindest im Spielplan. Ob aber tatsächlich im Dezember noch auf der VfR-Anlage Fußball gespielt werden kann, ist ungewiss. Denn dann könnten die beiden Aschenplätze, auf denen der Verein vor allem in der nassen Winterzeit spielt, schon gesperrt sein. Dort wird nämlich bald die neue Gesamtschule entstehen. Wo der VfR dann bleibt, weiß bislang noch niemand.

Nachbarschaftshilfe?

„Problematischer als die Ligaspiele ist für uns der Trainigsbetrieb“, sagt Markus Carduck, 1. Vorsitzender des VfR. Denn sobald die Bauvorbereitungen für die neue Schule beginnen, ist der VfR de facto ohne Sportanlage. Der Rasenplatz des Vereins ist im Winter so gut wie nie bespielbar. Insgesamt 20 Mannschaften sind davon beim VfR betroffen. „Wir blicken da schon sehr angespannt und bang auf die nächsten Monate“, sagt Carduck. Und weil er nicht nur Sportfunktionär sondern auch FDP-Ratsherr ist, weiß er genau, dass es in der Verwaltung derzeit keinen Plan gibt, der regelt, welcher Verein in der Winterzeit auf welcher Anlage Trainingszeiten hat.

Der nun heraufziehende Engpass bei den Sportanlagen, von dem nicht nur der VfR sondern auch Rhenania Würselen und Linden-Neusen betroffen sind – sie trainieren ebenfalls im Winter am Drischfeld – ist hausgemacht. Zwar hat der Rat der Stadt Würselen schon im Juli ein umfassendes Sportkonzept für die gesamte Stadt beschlossen, in dem auch Ersatzspielflächen vorgesehen sind. Doch passiert ist – zumindest offiziell – bislang nichts. Die Verwaltung will bei der nächsten Sitzung im Dezember den Rat über einen Zeitplan abstimmen lassen, der festlegt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Punkte des umfangreichen Sportkonzeptes abgearbeitet werden. Ganz vorne auf der Prioritätenliste dürften dabei der Neubau eines Kunstrasenplatzes auf dem derzeitigen Rasenplatz des VfR Würselen sowie eine komplett neue Anlage am Aquana- Schwimmbad stehen, wo Rhenania und Armada Würselen eine neue Heimat finden sollen. Doch selbst wenn Planung und Bau optimal verliefen, stünden die ersten neuen Spielflächen frühstens im Frühjahr 2018 zur Verfügung. Dann haben alle Würselener Fußballvereine bereits einen Winter hinter sich, in dem sehr viel Training ausgefallen ist.

Bernd Schaffrath, Sprecher der Stadt Würselen, sagt, dass die Verwaltung die problematische Situation der Vereine kenne. „Wir müssen nun versuchen, die Trainingszeiten auf den verbliebenen Sportanlagen in der Nachbarschaft so zu koordinieren, dass jeder zum Zug kommt“, sagt Schaffrath.

Carduck hält es für unrealistisch, dass die Würselener Vereine in diesem Winter enger zusammenrücken können. „Es gibt in Würselen ja eh nur die Ausweichmöglichkeiten nach Bardenberg und an die Paulinenstraße. Diese beiden Plätze sind jetzt schon komplett ausgelastet. Da ist kein Platz für 20 Mannschaften von uns“, sagt Carduck. Auch die umliegenden Soccerhallen böten nicht genügend Kapazität. „Mal abgesehen davon, dass das eine sehr teure Alternative ist“, sagt Carduck. Dementsprechend kritisiert er, dass die Stadt wichtige Zeit habe verstreichen lassen, um Alternativen zu schaffen.

Ganz ähnlich hatte auch schon Karl-Jürgen Schmitz, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Würselen, in der vergangenen Woche argumentiert. „Wir drängen darauf, dass das Sportkonzept, das die Politik im Juli bereits beschlossen hat, nun endlich von der Verwaltung umgesetzt wird“, sagte Schmitz. Unterstützt wird er in seiner Forderung von Christoph Küppers, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD. „Die Ersatzspielflächen müssen nun unbedingt schnell her“, sagte Küppers im Gespräch mit unserer Zeitung. Bereits im September hatte die SPD mit einem Antrag die Verwaltung aufgefordert, schnell für neue Sportanlagen zu sorgen. Dass die Verwaltung nun eine für November geplante Ratssitzung, bei der das weitere Vorgehen abgestimmt werden sollte, auf Dezember verlegen will, dürfte zu wachsendem Unmut führen.

Allerdings hat auch die Politik ihren Teil an den Planungsverzögerungen beigetragen. Denn dem nun beschlossenen Sportkonzept ging eine mehrmonatige Kontroverse um eine Großsportanlage am Aquana voraus, die potenziell die Heimat für alle großen Sportvereine in Würselen hätte werden können. In deren Verlauf zerbrach letztlich die große Ratskoalition aus SPD und CDU. Bürgermeister Arno Nelles scheiterte mit seinem Vorhaben eines Ratsbürgerentscheids, bei dem die Würselener selbst das letzte Wort über eine große zentrale Sportanlage gehabt hätten.

Nicht finanziert

Doch auch das nun beschlossene Konzept hat einen entscheidenden Haken: Die Finanzierung ist nicht gesichert. „Den Kunstrasen am Drischfeld und die neue Anlage am Aquana wird getragen durch die 700 000 Euro, die dafür im Haushalt bereitstehen, und die Grundstücksverkäufe an der wegfallenden Anlage am Lindenplatz“, sagt Küppers für die SPD. Vor allem die Projekte in Weiden seien noch nicht komplett finanziert.

In der Verwaltung gibt es Zweifel, dass die Pläne der Politik ohne Steuererhöhung umsetzbar sind. Bürgermeister Nelles will die Kommunalaufsicht einschalten, um abzuklären, ob sich Würselen ein solches Konzept überhaupt leisten kann. Dieser Dissens bremst gewiss die Planung erheblich.

Weitere Projekte im Sportkonzept der Stadt Würselen

Das Sportkonzept der Stadt Würselen umfasst noch weitere einschneidende Punkte:

Auf dem Campus des städtischen Gymnasiums soll eine Zweifach- oder Dreifach-Turnhalle entstehen.

Den Vereinen im Würselener Westen wird die Umwandlung eines Sportplatzes in einen Kunstrasenplatz angeboten mit der Maßgabe, dass die aufgegebene Sportfläche dazu dient, den Kunstrasenplatz zu finanzieren.

Die kleine Sporthalle Helleter Feldchen in Broichweiden soll geschlossen werden.

Die Fläche des Marktes Broichweiden soll einschließlich sämtlicher Aufbauten sowie der Parkflächen Helleter Feldchen/Parkstraße veräußert werden, um die geplanten Projekte zu finanzieren.

Die Bewirtschaftung aller Außenanlagen, die nicht direkt etwas mit den Sportfeldern zu tun haben, sollen die Vereine oder der Stadt-Sportverband übernehmen.

Die Finanzierung aller Projekte soll ohne Steuererhöhung möglich gemacht werden.

„Wir blicken da schon sehr angespannt und bang auf die nächsten Monate.“

Markus Carduck, 1. Vorsitzender vom VfR Würselen

Aufrufe: 024.10.2017, 04:30 Uhr
René Benden | AZ/ANAutor