2024-04-24T13:20:38.835Z

Aufreger der Woche
Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Zwei sind einer zuviel

Was, wenn ein Zuschauer einen zweiten Ball ins Spiel bringt...?

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WORMS. Manch einer denkt ja angeblich am Rande so eines Fußballspiels: Gebt doch beiden Mannschaften einen Ball, da müssen die sich nicht um den einen streiten. Das Regelwerk sieht aber nun mal vor, dass mit nur einer Kugel gespielt wird. Kommt dann eine zweite hinzu, muss der Schiedsrichter die Partie unterbrechen.

So geschehen am Freitagabend im Landesliga-Heimspiel von Wormatia Worms II gegen den FC Speyer. Tapfer wehrten sich die jungen Wormaten gegen die mit reichlich Oberliga-Erfahrung bestückte Gästeelf, die in der zweiten Hälfte vorgelegt hatte. Ein bisschen Freiraum auf der linken Seite kam da sehr gelegen, um einen verheißungsvollen Konter zu starten. Weil der enteilende Jonas Frey aber plötzlich zwei Bälle auf sich zurollen sah, blieb Schiedsrichter Benedikt Steitz (Katzweiler) nur eine Möglichkeit: Er musste die Partie unterbrechen. Nichts wurde es mit der Konterchance der Wormaten.
Was war passiert? Das tobende Kinder mal einen Ball aufs Feld treten, das kommt ja vor. Auch verspringt einem Reservespieler hinter dem Tor mal das Leder. Im konkreten Fall kam die Kugel aber aus einer Zuschauergruppe geflogen, die klar den Gästen zuzuordnen war. Und die Aktion verfolgte ganz offentlich das Ziel, die Konterchance des VfR zu unterbinden. Weil das gelang, erregte sich etwa der für die Wormatia-Zweite mitverantwortliche Holger Busch: „Das war extrem unsportlich. Auf der Seite war alles offen. Und wer weiß, in welcher Form sich Jonas Frey befindet...“ Der einzige Trost: Bis zum Abpfiff hatten die jungen Wormaten dann doch auf Gleichstand gestellt. Und mit diesem 1:1 war die VfR-Seite letztlich zufrieden: „Was meine Truppe gezeigt hat, war sensationell“, freute sich etwa Trainer Steven Jones. Und Gästecoach Ralf Gimmy gab gegenüber Busch noch zu verstehen, dass eine derartige Aktion natürlich nicht gutzuheißen sei. Wie aber verhindern?
Verhindern ist sicher nicht möglich. Und den Übeltäter zu belangen, auch das ist kaum drin. „Der Schiedsrichter hätte ihn des Platzes verweisen können“, gibt Lothar Renz („eine höchst unsportliche Aktion“) einen Einblick in den Strafenkatalog. Vorrausetzung natürlich: „Er hätte sich sicher sein müssen, wer den Ball tatsächlich geschossen hat.“ Möglich wäre dann sogar eine Geldstrafe für den dem Anhänger zuzuordnenden Verein. Renz: „Jeder Verein ist für seine Zuschauer mitverantwortlich.“ Etwa ein „ungebührliches Verhalten“ seiner Anhänger könne zu Lasten des Vereins gehen.
Eine Unterbrechung der Partie, das betont Renz in diesem Zusammenhang, ist übrigens nicht unbedingt zwingend. „Es liegt im Ermessen des Schiedsrichters, ob der zweite Ball einen Einfluss auf das laufende Spiel hat“, so der Kreischef, der auch über eine Schiedsrichterausbildung verfügt und sich regelmäßig auf den aktuellen Stand bringt. Sollte der zweite Ball weit abseits aufs Feld kullern, könne der Referee die Aktion natürlich noch laufen lassen: „Wenn er zum Beispiel sieht, dass sich eine Torchance ergibt.“ Im konkreten Fall war die Unterbrechung zwingend, hatten die Wormaten doch plötzlich zwei Bälle zwischen den Beinen.

Denkbar wäre übrigens auch, dass die Aktion im Nachhinein noch durch einen neutralen „Funktionär“ zur Anzeige gebracht wird. „Wenn ich bei einem Spiel bin und beispielsweise sehe, dass es im Rücken des Schiedsrichters eine Tätlichkeit gibt, dann kann ich dies beim Klassenleiter melden“, schildert Renz. „Dann muss er auf jeden Fall ermitteln.“ Sprich: Er muss Stellungnahmen beider Seiten einholen – und kann gegebenenfalls auch urteilen. Im konkreten Fall hat der FC Speyer wohl aber nichts zu fürchten. „Wir haben in der Sache nichts mehr unternommen“, erzählt Busch. Klar, niemand vermag zu sagen, ob in der konkreten Szene ein Tor gefallen wäre. Und der Ausgleich war ja doch noch gelungen.

Aufrufe: 031.8.2015, 18:30 Uhr
Carsten SchröderAutor