2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sven Brückner.	Foto: VfR Nierstein
Sven Brückner. Foto: VfR Nierstein

»Vereine werden alleine gelassen«

Niersteins Sportchef Sven Brückner zu den Absagen der VfR-Spiele wegen der Corona-Pandemie


NIERSTEIN. Fußball-Bezirksligist VfR Nierstein hat seine fürs Wochenende geplante Heimpartie gegen den FSV Nieder-Olm wegen der Corona-Pandemie absetzen lassen – und auch das Duell seiner zweiten Mannschaft gegen Selzen. Sven Brückner (49), Sportlicher Leiter des VfR, spricht im Interview über die Hintergründe.

Herr Brückner, was steckt hinter den Absagen?

Wir halten es nicht für das richtige Signal, trotz massiv steigender Infektionszahlen unbeirrt am Spielbetrieb festzuhalten. Trainer, Spieler und Vorstand halten das Risiko für aktuell nicht vertretbar.

Sehen das alle im Verein so?

Ja, alle tragen die Entscheidung mit. Wir haben am Freitagnachmittag, nach den neuesten Infektionszahlen, bis spät in die Nacht auf allen Ebenen Gespräche geführt. Letztendlich gab es für uns nur diesem Weg.

Wie viele Corona-Fälle haben Sie denn aktuell im Verein?

Wir hatten schon mehrere Verdachtsfälle im Umfeld unserer Mannschaften, die Spieler konnten wir aber rechtzeitig durch unser Hygienekonzept aus dem Trainings- und Spielbetrieb nehmen, der Verdacht hat sich auch nie bestätigt. Aktuell ist aber zum Beispiel meine Tochter in Quarantäne – und wartet auf ihren Test beim Gesundheitsamt. Sie ist auf der Arbeit in Kontakt mit einer infizierten Kollegin gekommen. Deshalb hatte ich selbst seit Donnerstag keinen Kontakt mehr zu den Mannschaften.


Inwiefern fühlen Sie sich als Verein in dieser Pandemie-Situation auch ein Stück weit überfordert?

Unser Hygienekonzept hat bisher sehr gut funktioniert. Aber diese Situation verlangt besondere Maßnahmen. Hier sind Politik und Verband gefordert.

In welcher Form?

Es kann nicht sein, dass die Vereine mit ihren Entscheidungen alleine gelassen werden. Das ist grob fahrlässig und wird den steigenden Infektionszahlen keinesfalls gerecht. Der SWFV verweist lediglich auf die Politik und die Möglichkeit von Spielverlegungen mit Zustimmung des Gegners. Wird kein Konsens absetzenerzielt – wie jetzt mit Nieder-Olm – werden die Punkte mit hoher Wahrscheinlichkeit am Grünen Tisch verteilt. Und du wirst als Verein noch dafür bestraft, dass du verantwortungsvoll mit den Sorgen deiner Mitglieder umgehst. Das steht für mich im Widerspruch zu unserer Fürsorgepflicht.

Sehen Sie für die nahe Zukunft schwarz?

Nein. Ich bin eher ein positiver Mensch und möchte, dass wir weiter Fußball spielen können. Aktuell steht aber eine Reduzierung der Infektionsrisiken an erster Stelle.
Aufrufe: 027.10.2020, 09:00 Uhr
Michael HeinzeAutor