2024-05-08T14:46:11.570Z

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Stolz präsentiert Peter Kaack seinen Jubiläums-Meisterwimpel und einen Schal von Eintracht Braunschweig. Er ist einer der Helden des Titelgewinns der „Löwen“ in der Saison 1966/67. Lühn
Stolz präsentiert Peter Kaack seinen Jubiläums-Meisterwimpel und einen Schal von Eintracht Braunschweig. Er ist einer der Helden des Titelgewinns der „Löwen“ in der Saison 1966/67. Lühn

Peter Kaack - Jubel um die Helden von einst

Kaack zählt zum Fußballteam von Eintracht Braunschweig, das vor 50 Jahren Deutscher Meister wurde

Er ist einer der Meister-Helden. Vor 50 Jahren gewann Peter Kaack völlig überraschend die deutsche Fußball-Meisterschaft. Jetzt weilte der 76-Jährige auf einer Jubiläumsfeier von Eintracht Braunschweig, stand auf dem Balkon des Altstadtrathauses, trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein und wurde mit seinen Mitspielern in der Stadthalle noch einmal ordentlich gefeiert.

„Es war ein tolles Erlebnis“, resümiert Kaack, der auf dem Marktplatz viele Autogramme schreiben musste. „Endlich konnte ich einmal die Schale hochrecken“, sagt Kaack und lacht. 2400 Besucher ließen ihre Helden am Abend bei musikalischer Unterhaltung durch Rocksänger Bosse und Star-Tenor Arthur Shen hochleben. Es ist bis heute die einzige Meisterschaft in der Bundesliga für die „Löwen“.

Für Kaack gab es neben der Begegnung mit der aktuellen Zweitligamannschaft ein Wiedersehen mit den „67ern“ Horst Wolter, Klaus Gerwien, Wolfgang Brase, Wolf-Rüdiger Krause, Wolfgang Simon, Walter Schmidt, Hans-Georg Dulz, Erich Maaß und Kapitän Achim Bäse, bei dem Kaack mit seiner Frau Lindi übernachtete (Kaack: „Wir waren schließlich schon damals Zimmerkollegen.“). Nur Werner Rinaß, der sich nie als Meister fühlte, und der erkrankte ehemalige Holstein-Stürmer Gerd Saborowski fehlten. „Ich habe zu Saborowski gesagt, er soll unbedingt kommen. Günter Netzer hat einen Bypass mehr und ist schon wieder im Stadion“, sagte Kaack. Neben den Feierlichkeiten gedachte das Team ihrer verstorbenen Mitspieler wie Jürgen Moll, Lothar Ulsaß, Michael Polywka, Wolfgang Grzyb, Hans Jäcker, Wolfgang Matz, Klaus Meyer und Trainer Helmuth Johannsen.

Kaack, der 1963 für die Ablösesumme von 35 000 D-Mark vom VfR Neumünster zum Bundesliga-Gründungsmitglied Braunschweig wechselte, schaffte als Straßenfußballer den Sprung vom Bauernhof in Kleinkummerfeld in die Bundesliga und galt in der Abwehr als der Mann fürs Grobe.

„Unser Coach Johannsen (1998 verstorben, Anm. d. Red.) hatte mir verboten, über die Mittellinie zu gehen.“ Der damals 46-jährige Trainer hatte zu Beginn der Meistersaison seinem Team ein 4:3:3-System mit Libero oktroyiert. Es war das System, das Helenio Herrera bei Inter Mailand spielen ließ. Dabei agierte Bäse als Libero hinter drei Abwehrspielern. Stürmer Moll wurde zum linken Verteidiger umfunktioniert und schaltete sich immer wieder in den Angriff ein.

„Damit konnte niemand etwas anfangen. Und wenn wir einmal 1:0 vorne lagen, waren wir ganz schwer zu schlagen“, erinnert sich Kaack. Gleich 17 Spiele beendete die Eintracht ohne Gegentor, kassiert insgesamt nur 27 Treffer. Zum Ende der Spielzeit standen 17 Siege, neun Unentschieden und acht Niederlagen beim Meister auf dem Konto. „Dafür gab es eine Prämie von 7000 Mark“, verrät Kaack – viel Geld für die Spieler, die fast alle noch einen Beruf neben dem Fußball hatten.

Nach zehn Jahren in der höchsten Spielklasse beendete Kaack 1973 als erster Bundesliga-Rekordspieler (299 Einsätze) seine Profilaufbahn. „Eigentlich habe ich 300 Spiele gemacht“, meint Kaack. Er zählt die wegen Nebels abgebrochene Partie vom 31. Oktober 1972, in der Braunschweig gegen Eintracht Frankfurt 3:0 führte, mit. Die Wiederholung vier Wochen später gewann Braunschweig mit 2:1.

Im Anschluss spielte Kaack noch für vier Jahre beim VfR Neumünster, hielt sich mit Tennis fit und baute sich als Außendienstler von adidas ein zweites berufliches Standbein auf. Inzwischen sitzt er als Wahl-Kieler bei den Spielen der KSV Holstein auf der Tribüne und freut sich nun besonders auf das DFB-Pokalspiel gegen Braunschweig: „Die Eintracht kann sich warm anziehen.“
Aufrufe: 018.6.2017, 10:00 Uhr
SHZ / Jörg LühnAutor