2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Trotz des verpassten Aufstiegs in die Landesliga kann er ein überaus positives Saisonfazit ziehen: VfR-Trainer Christian Krzyzanowski (links, hier mit seinem Assistenten Alexander Egen).  Foto: Xaver Habermeier
Trotz des verpassten Aufstiegs in die Landesliga kann er ein überaus positives Saisonfazit ziehen: VfR-Trainer Christian Krzyzanowski (links, hier mit seinem Assistenten Alexander Egen). Foto: Xaver Habermeier

Stolz statt Frust

VfR-Trainer Christian Krzyzanowski lobt die Entwicklung und den Charakter seiner Truppe +++ Er verrät zudem, wie seine langfristigen Ziele aussehen

Am Sonntag war der VfR Neuburg in Oberweikertshofen ganz dicht dran an der großen Überraschung. Nach der 1:3-Niederlage im Relegations-Hinspiel führten die Lilaweißen zur Pause des zweiten Duells bereits mit 2:0, mussten sich aber am Ende mit 2:3 geschlagen geben und damit auch den Traum vom Landesliga-Aufstieg (vorerst) begraben. Im Interview mit der Neuburger Rundschau zieht Trainer Christian Krzyzanowski dennoch ein positives Fazit.

Herr Krzyzanowski, was überwiegt einige Tage nach dem Ausscheiden gegen Oberweikertshofen: immer noch die Enttäuschung oder doch der Stolz auf das, was das Team in dieser Saison geleistet hat?

Krzyzanowski: Ganz klar der Stolz! Die Mannschaft hat insgesamt eine überragende Saison absolviert. Wir haben auch erkannt, dass wir gegen Oberweikertshofen mindestens in zwei Halbzeiten hervorragend mitgehalten haben. Die Jungs haben alles gegeben – und da muss man dann auch ein fairer Verlierer sein!

Lassen Sie uns bei den beiden Relegations-Partien gegen den SCO bleiben: Welche neuen Erkenntnisse haben Sie – Ihre Mannschaft betreffend – aus diesen zwei Spielen gewonnen?

Krzyzanowski: Im Grunde war es für mich eine Bestätigung, dass ich auch auf die Spieler, auf die ich in diesen Begegnungen gesetzt habe, absolut vertrauen kann. Das sind Jungs wie beispielsweise Daniel Eisenhofer, Marco Bader, Matthias Kollar, Stefan Klink, Niklas Uhle, Alexander Müller oder Rainer Meisinger, die sich in dieser Spielzeit großartig entwickelt haben. Das Team hat in diesen beiden Partien nochmals gezeigt, dass es einen tollen Charakter besitzt und erfolgreich Fußball spielen möchte. Selbst nach der Niederlage im Hinspiel hat die Truppe die Köpfe nicht hängen lassen, sondern versucht, das Ding noch umzubiegen.

Im Hinspiel gegen Oberweikertshofen fanden rund 800 Besucher den Weg in die Sparkassen-Arena – so viele wie schon seit unzähligen Jahren nicht mehr! Wie sehr hat Sie dieser Zuschauer-Zuspruch gefreut?

Krzyzanowski: Die Unterstützung der Zuschauer war schon beeindruckend und hat das Team natürlich zusätzlich motiviert. Es wäre wirklich toll, wenn wir es durch unsere Leistungen schaffen würden, auch während der Saison noch mehr Besucher sowie den einen oder anderen Sponsor aus Neuburg und der Umgebung anzulocken und für unsere Ziele zu gewinnen.

Hätten Sie vor Saisonbeginn gedacht, dass Ihre Mannschaft als Bezirksliga-Aufsteiger am Ende erneut um den Aufstieg, diesmal in die Landesliga, mitspielen würde?

Krzyzanowski: Nein, ganz sicher nicht. Wir wussten zwar, dass wir Qualität im Kader haben und mit Rainer Meisinger vom VfB Eichstätt eine Top-Verstärkung hinzubekommen. Dass sich dann zahlreiche Akteure in der neuen Liga derart weiterentwickeln, war so nicht unbedingt zu erwarten – aber gleichzeitig ungemein beeindruckend.

Für die Entwicklung der Spieler ist bekanntlich in erster Linie der Trainer verantwortlich! Welchen Anteil schreiben Sie sich selbst am sportlichen Aufschwung des VfR Neuburg zu?

Krzyzanowski: Das müssen andere beurteilen, da mir eine Einschätzung hier nicht zusteht.

Sie machen voraussichtlich im Januar die Fußball-A-Lizenz, welche die höchste Ausbildungsstufe für Amateur-Trainer ist. Damit könnten Sie sowohl in der dritten Liga als auch Jugend-Bundesliga trainieren. Würde Sie eine solche Aufgabe in kurz- oder mittelfristiger Zukunft nicht reizen?

Krzyzanowski: Ehrlich gesagt habe ich mir diesbezüglich überhaupt keine Gedanken gemacht. Für mich geht es zunächst einmal darum, mich persönlich weiterzuentwickeln und das Erlernte an meine Spieler weiterzugeben. Grundsätzlich bin ich jemand, der gerne längerfristig plant, um etwas Nachhaltiges aufzubauen. Das habe ich auch dem Vorstand so gesagt. Ich hoffe daher, dass ich noch über einen längeren Zeitraum beim VfR Neuburg weiterarbeiten kann und darf.

Beim VfR Neuburg schwelgt man auch gerne in Erinnerungen. Von 1975 bis 1980 spielte man sogar in der Bayernliga! Wird es eine solche „Erfolgsstory“ in Neuburg nochmals geben?

Krzyzanowski: Das war damals einmalig und wird nie mehr erreicht werden. Vor allem, weil die damalige Bayernliga im Vergleich die heutige dritte Liga war. Damals kamen zwischen 1500 und 2000 Zuschauer zu jedem Heimspiel. Aber wir leben jetzt im Jahr 2017 und dürfen nicht vergessen, dass der VfR in den vergangenen acht Spielzeiten sechs in der Kreisliga verbracht hat. Im Jahr 2013 war man dann ein Jahr in der Bezirksliga und musste gleich wieder runter. Hinzu kommt die jetzige Vize-Meisterschaft.

Ein wichtiger Mosaikstein auf dem „Weg nach oben“ soll eigentlich die JFG Neuburg mit der Ausbildung junger Spieler sein. In diesem Jahr kommen rund 15 Akteure aus dem A-Jugend-Bereich, aber mit Lucas Labus wechselt nur ein (!) Akteur zum VfR. Was sind die Gründe dafür?

Krzyzanowski: Ich wundere mich auch oft, warum immer das Märchen erzählt wird, dass der VfR am meisten von der JFG profitieren würde. Dieses Jahr bekommen wir mit Lucas Labus nur einen Spieler, weil sein Onkel bei uns ein Funktionär ist. Vor der abgelaufenen Saison war es mit Cedric Sengl ebenfalls nur ein Jugendlicher – und vor zwei Jahren sind sechs Akteure zum VfR gekommen, weil ich Trainer dort wurde. Aber ich bin guten Mutes, dass der neue JFG-Jugendleiter Herbert Zanker in Zukunft dafür sorgen wird, dass wieder mehr Spieler aus der U19 in die Stammvereine gehen. Dies sollte ja schließlich auch der Sinn der von den Stammvereinen getragenen JFG sein.

Lassen Sie uns abschließend noch einen sportlichen Ausblick wagen: Ist der VfR Neuburg als Bezirksliga-Vizemeister und mit seinen hochkarätigen Neuzugängen wie Sebastian Habermeyer und Matthias Riedelsheimer (beide TSV Rain) in der kommenden Saison automatisch Meister- und Aufstiegsfavorit?

Krzyzanowski: In meinen Augen wäre es vermessen, so etwas zu behaupten. Die anderen Teams rüsten auf, zudem haben wir diese Saison am Limit gespielt. Wir wollen wieder vorne dabei sein und uns weiterentwickeln. Sicherlich haben wir das Ziel, in zwei, drei Jahren in der Landesliga zu sein. Aber da müssen viele Faktoren passen.

Aufrufe: 02.6.2017, 16:43 Uhr
Neuburger Rundschau / Dirk SingAutor