Walter über Neururer, den „FC Arbeitslos“ und den Neustart beim VfR

Philipp Walter wechselte Mitte August zum Regionaligisten VfR Garching. Der 22-Jährige wurde beim TSV 1860 und dem FC Bayern ausgebildet und spielte zwei Jahre in der Regionalliga Bayern. Nach zwei Jahren bei der U23 des VfB Stuttgart war Walter für einige Monate vereinslos. Während der 22-Jährige auf eine Anfrage eines Vereins wartete, hielt er sich bei der Spielergewerkschaft VdV unter Peter Neururer fit. Dadurch war er auch in der RTL-Nitro-Sendung „FC Arbeitslos“ zu sehen. Der gebürtige Münchner zieht ein Hinrundenfazit und spricht im ersten Teil des Interviews mit Fussball Vorort über die verganenen Jahre.

Philipp, du stehst mit Garching auf einem Abstiegs-Relegationsplatz. Wie lautet dein Fazit der bisherigen Saison?

Wir haben Potenzial und noch Luft nach oben. Leider hat es sich nicht in unseren Ergebnissen widergespiegelt, aber wir schaffen das. Aus meiner Erfahrung in den Nachwuchsleistungszentren weiß ich, dass eine junge Mannschaft, oftmals in der Rückrunde besser agiert. Dann haben sich die Jungs an das Tempo gewöhnt.

Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung bisher?

Ich kam erst zum 6. Spieltag. Ich habe bislang konstant gespielt und denke, dass ich der Mannschaft geholfen habe. Ein Tor würde mir mal ganz gut tun. Bei den offensiven Standards will ich mich vermehrt einbringen. In meinem Spielaufbau sehe ich Verbesserungspotenzial.

Du bist seit vier Monate beim VfR. Was zeichnet Garching aus?

Alles dort ist sehr familiär. Wir sitzen oft vor und nach den Spielen zusammen. Die Zuschauer kenne ich mit der Zeit immer besser und oftmals sogar persönlich. Mir gefällt es sehr gut.

Ist Garching für junge Spieler eine gute Plattform?

Ich sehe Garching schon als Sprungbrett. Sami Belkahia beispielsweise wechselte vor der Saison zum TSV 1860. Ich könnte noch den einen oder anderen mehr nennen. Bei Garching kann ich mich präsentieren und dann schauen wir weiter.

Kein Platz für Walter in neuformierter U21 des VfB Stuttgart

Wie kam der Kontakt mit Garching zustande?

Wenn du vertragslos bist, melden sich zahlreiche Berater und andere Personen. Diese bieten dir dann an, dass sie dich bei einem anderen Verein unterzubringen. Von einem wurde der Kontakt nach Garching vermittelt.

Warum hattest du in Stuttgart keine Zukunft mehr?

In Stuttgart lief mein Vertrag aus. Der VfB wollte die Mannschaft verjüngen und eine U21 daraus machen. Deshalb war für mich dort kein Platz mehr. Aber ich wollte sowieso zu einer reinen Herrenmannschaft, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Nach deiner Zeit beim VfB warst du erstmal vertragslos. Wie ging es dann weiter?

Die Spielergewerkschaft VdV bietet jedes Jahr ein Trainingscamp für vertragslose Spieler an. Dort habe ich mich fit gehalten und konnte in einer Mannschaft trainieren. Alle Kosten, die Verpflegung und Übernachtung werden übernommen. Einzig die Anreise nach Duisburg habe ich aus eigener Tasche bezahlt.

Wie kam es dazu, dass du in der Serie „FC Arbeitslos“ mitgewirkt hast?

RTL Nitro hat über das Camp und die VdV generell eine Dokumentation gemacht. Sie haben uns beim Training begleitet. Bei manchen haben sie auch privat zu Hause gefilmt. Sie wollten zeigen, wie das Camp abläuft und die Situation der Spieler den Zuschauern näher bringen. Bei mir haben sie nicht angefragt, ob sie privat drehen dürfen, aber ich hätte das eh nicht gewollt.

80 Prozent der Spieler, die beim VdV-Camp teilnehmen, können vermittelt werden. Wie läuft das dort ab?

Das Camp ist ja dafür ausgerichtet, dass sie Spieler bei anderen Vereinen unter Vertrag bringen. Sie veranstalten Testspiele, bei denen Scouts kommen. Es gibt aber auch Vorträge von Partner der VdV. Dabei geht es um versicherungstechnische Themen und Weiterbildungen. Sie zeigen dir einen Plan B auf, sollte es mit dem Fußball nicht funktionieren.

Kämper Walter stellt sich der Situation

Trainiert wurdest du in diesem Zeitraum von Trainer-Legende Peter Neururer. Wie ist er?

Neururer ist ein sehr lustiger Typ und hat einen sehr guten Charakter. Er ist mit der Situation der Spieler, die in ein Loch gefallen sind, sehr gut umgegangen. Er schaffte es, uns alle zu motivieren, aber auch dank lockerer Sprüche uns die Anspannung ein wenig zu nehmen. Er gibt den Spieler Tipps und redet stets positiv. Er gab uns Ratschläge, wie wir gewisse Situationen besser lösen können. Das Training unter ihm war sehr gut.

Wie hast du dich gefühlt, als du keinen neuen Vertrag mehr bekommen hast und auch keinen neuen Verein gefunden hast?

Es war für mich eine ungewohnte Situation. Ich bin dann in ein Loch gefallen. Wenn man jeden Tag wartete, dass sich jemand meldet, aber es kommt und kommt nichts. Das war keine einfache Zeit für mich.

Was hat dich dennoch motiviert weiter zu machen?

Mein Kampfgeist! Ich sagte mir, dass ich nicht die letzten Jahre geopfert habe und beim ersten Rückschlag aufgebe. Ich wollte trotzdem alles geben. Ich wusste, dass ich mehr drauf habe.

Hattest du andere Angebote?

Ich hatte ein Probetraining beim Bonner SC. Aber da wusste ich schon vom Angebot aus Garching. Das war für mich die bessere Option und machte für mich mehr Sinn.

Am Samstagmorgen um 9 Uhr folgt der zweite Teil des Interviews. Dort spricht Walter über seine Zeit beim FC Bayern und TSV 1860.