2024-04-24T13:20:38.835Z

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Benjamin Flicker will sich in Garching nicht unterkriegen lassen.
Benjamin Flicker will sich in Garching nicht unterkriegen lassen. – Foto: Sven Leifer

Mehr Training, mehr Aufwand: Garching wird nicht resignieren

Trotz schwieriger Umstände und leerer Kassen: Regionalliga-Schlusslicht erhöht die Schlagzahl

Wie kaum einen zweiten Verein in der Regionalliga Bayern hat die Corona-Pandemie den VfR Garching in seinen Grundfesten erschüttert. Sponsoren sind abgesprungen, viele Spieler haben sich verabschiedet, Geld ist keins mehr da. Das geht sogar so weit, dass der Verein seinen Kickern nicht einmal mehr eine Entschädigung für den erbrachten Fahraufwand zahlt, was sogar in der Kreisliga Usus ist. Die Situation rund ums Stadion am See ist ziemlich trist. Dazu kommt die sportliche Situation: Tabellenletzter! Die Garchinger könnten jetzt einfach sagen: Naja, hat unter diesen Umständen einfach nicht sollen sein. Tun sie aber nicht!

Zuletzt mussten der VfR-Kader zu allem Überfluß auch noch zwei Wochen in Corona-Quarantäne. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich die Garchinger nicht unterkriegen lassen wollen. Schwierige Zeiten hin oder her, die Intensität wurde sogar noch erhöht. "Wir haben uns etwas überlegt: Da bei uns viele junge Spieler einfach noch nicht so weit sind, um in der Regionalliga zu bestehen, sind wir dazu übergegangen, Montag und Dienstag Individualtraining anzubieten", verrät Coach Benjamin Flicker. Dazu wurde eigens der Trainerstab erweitert, auch Flickers Bruder Florian ist nun als Assistenztrainer für den VfR tätig. Was versprechen sich die Garchinger von den Zusatzschichten? "Ganz einfach, wir setzen auf das Prinzip erlernen durch wiederholen. Wir müssen mehr Zeit auf dem Platz verbringen. Die jungen Spieler kommen am Montag und am Dienstag 45 Minuten eher wie der Rest. In einer Gruppe von acht bis zwölf Spielern feilen wir dann intensiv an Dingen wie Technik, Taktik oder Torabschluss. Was anderes bleibt uns nicht übrig", erklärt Flicker.

2:2 im Ligapokal gibt Hoffnung.

Wie aufs Stichwort traf gestern im Ligapokal-Spiel in Heimstetten der 18-jährige Rocco Tavra fünf Minuten vor Schluss zum 2:2-Ausgleich - per Kopf nach einer Flanke. "Das ist im Individualtraining ein Schwerpunkt jede Woche: Verwerten von Flanken", schmunzelt Flicker. Der VfR schöpft Hoffnung aus dem Remis beim Lokalrivalen. Zumal die Partie am gestrigen Dienstag einem Kaltstart gleichkam nach zwei Wochen Quarantäne. Die Situation mit all ihren Widrigkeiten gilt es aber nun anzunehmen, das versucht Flicker seinem Team zu vermitteln: "Es ist brutal, keine Frage. Aber jammern bringt uns gleich dreimal nicht weiter. Wir sind weiter hochmotiviert und weit davon entfernt zu resignieren." Der Übungsleiter weiß natürlich auch, dass seine blutjungen Spieler, die nun in die Bresche springen sollen, noch Zeit bräuchten. Zeit, die sie aber im Moment nicht haben.

Dachs pausiert, Müller wird sich nach Russland verabschieden.

Am Samstag steht der Trip zum SV Wacker Burghausen an, kommenden Dienstag wartet das als Abstiegsendspiel deklarierte Duell mit dem FC Memmingen. "Ich bin überzeugt, dass wir in der Regionalliga Spiele gewinnen können", macht Flicker sich und seinen Jungs Mut - und man nimmt ihm seine Überzeugung auch ab. Memmingen wähnt er auf Augenhöhe, sie hätten "mit uns am meisten gelitten" unter der Corona-Pandemie. Alles auf den Ausnahmezustand zu schieben wäre Flicker aber auch zu einfach: "Corona als Ausrede, das wird am Ende nicht zählen." Und so hoffen sie in Garching auf ein kleines Fußballwunder. Leichter wird`s aber in der kommenden Zeit nicht. Keeper Dominic Dachs pausiert aus beruflichen Gründen bis zur Winterpause, Routinier Rainer Müller wird aller Voraussicht nach einen Co-Trainerposten in Russland annehmen und den Verein verlassen.

Aufrufe: 021.10.2020, 16:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor