2024-03-27T14:08:28.225Z

FuPa Portrait

D/A-Talent Liam Giwah auf der Überholspur

19-Jähriger mit ersten Einsätzen in der Regionalliga

Dass Liam Giwah von der SV Drochtersen/Assel mit 19 bereits drei Einsätze in der Regionalliga verbucht hat, überrascht ihn selbst. Und es wird definitiv nicht der letzte Einsatz sein. Am Freitag gegen Wolfsburg II spielt er von Beginn an.

Der 1,82 Meter große Innenverteidiger - breite Schultern, kräftig, athletisch, schnell - ist bereits jetzt eine der Entdeckungen in der Kehdinger Fußballlandschaft. Am vergangenen Wochenende wechselte D/A-Trainer Lars Uder den 19-Jährigen noch in der ersten Halbzeit gegen Holstein Kiel II ein, weil sich Julian Stöhr auf der linken Abwehrseite verletzt hatte. Zuvor gegen den VfL Oldenburg kam Giwah in der Schlussphase. Giwahs große Stunde schlug aber am 29. September vergangenen Jahres. Uder gab ihm gegen den TSV Havelse von Anfang an das Vertrauen. Das war der zwölfte Spieltag. Mit Giwah in der Innenverteidigung spielte D/A damals zum ersten Mal zu Null. 146 Minuten Spielzeit in der vierten deutschen Liga für einen als Perspektivspieler nach Drochtersen gewechselten Fußballer - nicht schlecht.

"Liam arbeitet hart an sich", sagt der Trainer. Giwah sei ehrgeizig, selbstkritisch und er verliere nie den Mut und die Zuversicht. "Zweikampf-Maschine", "kopfballstark", "kommunikativ" - Uder ist voll des Lobes. "Der Wechsel nach Drochtersen war auf jeden Fall der richtige Schritt", sagt Giwah. Er bestritt ein Dutzend Einsätze bei der zweiten Mannschaft in der Landesliga und trainiert mit der ersten viermal pro Woche auf Regionalliganiveau. "Das hat mich weitergebracht in meinem ersten Herrenjahr", sagt Giwah. Mit gerade mal 19 Jahren spricht er im TAGEBLATT über schwierigere Zeiten, Rückschläge und Erfahrungen, die er nicht missen möchte und aus denen er Kraft zieht.

Bei Pauli aussortiert

Giwah erlebte als Jugendlicher die Talentschmiede des FC St. Pauli. In der U17-Mannschaft kam er kaum zum Zug. Für den Sprung in die U19 habe es nicht gereicht. Das Geschäft ist hart. Nur eines von hundert Talenten in den bundesweiten Nachwuchsleitungszentren schafft es irgendwann mal in den richtigen Profifußball. Der Kiezclub hat Giwah aussortiert. Das bringt im ersten Moment keine Freude, aber im zweiten Erkenntnisse fürs Leben. Im Jahr nach dem sportlichen Scheitern in Hamburg spielte Giwah bei der U19 des JFV Ahlerstedt/Ottendorf/Heeslingen schon als Führungskraft. Seit vergangenem Sommer kickt er schließlich für D/A. In Drochtersen trägt er die Wasserkisten von der Kabine bis zum Rand des Rasenplatzes und die Tore auf das Spielfeld. Er erfüllt als einer der Jüngsten seine Pflichten, spielt gut Fußball und erntet dafür Respekt von den Kollegen. Die Statur eines Modellathleten trainierte er sich in Extraschichten im Fitnessstudio und auf der Yogamatte an. Den vielsagenden Satz "Wir machen das zusammen", hat D/A-Kapitän Sören Behrmann vor dem Spiel gegen Havelse per WhatsApp auf Giwahs Mobiltelefon geschickt. "Ich habe den Rückhalt gespürt", sagt Giwah. Aufgeregt war er vor dem Anstoß, aber nicht so nervös, dass es ihn gehemmt hätte. Giwah analysierte seine Spiele im Nachgang vor dem Fernseher. Nach seinem kleinen Karriereknick beim FC St. Pauli ist er selbstkritischer geworden. Gegen Kiel habe er Fehler gemacht. Das Abwehrverhalten gegen Havelse sei gut gewesen. Nur in den Spielaufbau sei er in beiden Partien kaum integriert gewesen. "Ich muss den Ball mehr fordern", sagt Giwah.

Abi-Prüfungen stehen bevor

Liam Giwahs Leben dreht sich derzeit um Fußball und Schule. In Hamburg beginnen in drei Wochen die Abiturprüfungen. Giwah, der in Buxtehude lebt, lernt für Politik, Englisch und Sporttheorie. Letzteres liegt nahe. Mathematik mündlich ist lästige Pflicht. Giwah will studieren. Was, das weiß er noch nicht genau. Das Jahr nach den Abiturprüfungen nutzt er als Orientierungsphase. Der Mann mit den auffälligen Rastalocken und dem Dreitagebart versucht, die Balance zwischen Fußball und Schule zu finden. Oder wie er es nennt: "Alles raushauen, aber dabei nicht verkrampfen." Das Minimalziel in seinem ersten Herrenjahr hakt Liam Giwah ab: "Reinschnuppern bei der Regionalliga." Das nächste Ziel ist ebenfalls frei von konkreten Vorstellungen über Einsätze oder Spielminuten. Giwah will weiter "Erfahrungen sammeln, alles aufsaugen und verletzungsfrei bleiben". Die Integration des Talents im D/A-Kader läuft ohnehin in einem schnellen Tempo.

Am morgigen Freitag (19 Uhr) kommt der unangefochtene Spitzenreiter der Regionalliga, der VfL Wolfsburg II, ins Kehdinger Stadion. Das Team, das jetzt 22 Mal in Folge nicht verloren hat und, was diese Serie angeht, mit einem Punktgewinn gegen D/A einen neuen Rekord in der vierten Liga aufstellen könnte. Dafür müssten die torgefährlichen Wolfsburger Stürmer aber erstmal an Liam Giwah vorbeikommen. Dass ein Trainer im Vorfeld eines Spiels die Aufstellung verrät, ist übrigens neu. Liam Giwah kann gegen den VfL Wolfsburg nur gewinnen.

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Aufrufe: 014.3.2019, 18:00 Uhr
Tageblatt / Von Daniel BerlinAutor