2024-04-15T13:50:30.002Z

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Struktur und Disziplin: nicht nur beim Fußball, sondern auch in der Schule wichtig für Tim Möller. Fotos: Gründel/Kemme
Struktur und Disziplin: nicht nur beim Fußball, sondern auch in der Schule wichtig für Tim Möller. Fotos: Gründel/Kemme

Tim Möller: Abitur und Bundesliga

Eliteschüler des Fußballs im Doppeleinsatz

Mit der A-Jugend des VfL Osnabrück hat Tim Möller in der Fußball-Bundesliga den Klassenerhalt geschafft. Zeitgleich absolvierte der 18-Jährige die Abiturprüfungen. Das alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach – und ohne ausreichende Unterstützungsmöglichkeiten wäre es vermutlich gar nicht möglich.

Osnabrück. Im Profifußball wird schon seit einiger Zeit verstärkt auf die kognitiven Fähigkeiten der Akteure geachtet. Bei der TSG 1899 Hoffenheim lässt Trainer Julian Nagelsmann seine Spieler zum Beispiel wöchentlich ein Gehirntraining unter psychologischer Anleitung absolvieren. Dass junge Profis Abitur haben, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Das Schulzentrum Sonnenhügel wurde 2014 zur „Eliteschule des Fußballs“ – seitdem wird es vor allem finanziell durch den Deutschen Fußball-Bund unterstützt. DFB-Vizepräsident Hans-Dieter Drewitz sagte zu diesem Anlass: „Abitur schießt keine Tore – diese Zeiten sind vorbei.“ Es ist unlängst das Motto der Schule geworden.

Aktuell sind 25 Schüler im Förderprogramm und damit „Eliteschüler des Fußballs“. Wer im Nachwuchsleistungszentrum vom VfL Osnabrück kickt oder in einer Stützpunktmannschaft spielt, wird in das Programm aufgenommen und profitiert von Fahrdiensten, Hausaufgabenbetreuung, Extra-Training oder anderen sogenannten Kompensationsmöglichkeiten. Möller gehört zu jenen 25 Schülern und schrieb unlängst seine Abiturprüfungen.

Dabei profitierte er vom vielfältigen Angebot, musste dieses aber längst nicht ausschöpfen. „Tim ist sehr gut strukturiert, hat Dinge wie Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung nicht nötig“, lobt ihn sein Deutschlehrer Roland Wagner, der Mentor des Mittelfeldspielers ist. Er koordiniert Termine, führt Gespräche mit den Eltern und sorgt dafür, dass wegen Fußball verpasste Unterrichtsstunden nachgeholt oder kompensiert werden. In dieser Funktion kommen Wagner vor allem persönliche Erfahrungen zugute: Er war früher in den Jugendmannschaften von Holstein Kiel aktiv und weiß, unter welcher Belastung die Nachwuchskicker stehen: „Damals gab es so ein System nicht, und davon profitieren Jungs wie Tim jetzt einfach sowohl schulisch als auch fußballerisch.“

Dass aber nicht nur ausreichende Förderbedingungen, sondern auch ein eiserner Wille für diesen Weg unabdingbar ist, wird am Beispiel von Möller deutlich. Im Gespräch mit dem gerade erst Volljährigen fällt auf, wie diszipliniert er für sein Alter ist. „Ich bin das von klein auf gewohnt, oft zu trainieren und auch oft etwas nachzuarbeiten. Da muss man sich selbst zusammenreißen“, erzählt Möller, der neben den Spielen am Wochenende viermal Training hat, zudem eine Einheit pro Woche mit dem VfL-Perspektivkader absolviert und auch schon am Profitraining des Drittligateams teilgenommen hat.

Während der Abiturprüfungen stand er natürlich besonders unter Stress. „Im Abitur muss man natürlich täglich für jede Prüfung einige Stunden lernen“, erklärt Möller – aber auch diese Aufgabe ging er selbstbewusst an. Als schriftliche Prüfungskurse standen für ihn Mathe, Chemie, Deutsch und Politik an. Als fünftes Fach, in dem sowohl praktisch als auch mündlich geprüft wird, hat er selbstverständlich Sport gewählt. Mit 15 Punkten gab es hier direkt die Bestnote – natürlich im Fußball. „Da wäre alles andere aber auch eine Enttäuschung gewesen“, gibt er zu.

Für die Zeit nach der Schule hat der 18-Jährige bereits einen Plan: Zunächst will er einige Praktika absolvieren, um in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern. Dann soll ein Sportstudium folgen, weil er hier seine beste Perspektive sieht. Im Fußball träumt er von einer Profikarriere: „Ich will so weit kommen wie möglich, weiß aber auch, wie schwer das ist und wie wichtig die schulischen Leistungen sind.“

Ein Jahr kann er ohnehin noch in der A-Jugend spielen – und freut sich auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga mit dem VfL. Sein Wille und seine Disziplin sollten ihm auf seinem fußballerischen und beruflichen Weg ein guter Begleiter sein.

Aufrufe: 018.4.2017, 15:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor