2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Die erste Partie in der Zweiten Bundesliga: Manuel Bihr (rechts) im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim Foto (Archiv): Eibner
Die erste Partie in der Zweiten Bundesliga: Manuel Bihr (rechts) im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim Foto (Archiv): Eibner

"Ich wollte keinen Hype draus machen"

Manuel Bihr aus Herrenberg schafft in Nürnberg den Sprung in den Profikader

Manuel Bihr hat seinen Traum verwirklicht. Für den 1. FC Nürnberg gab der Herrenberger vor wenigen Wochen sein Debüt im Profifußball. Inzwischen hat er sich bei den Franken etabliert.

Nervös? Nein, nervös war Manuel Bihr nicht. Stattdessen hat er erst einmal nachgedacht, als er von seinem Ex-Trainer Valerien Ismael vor wenigen Wochen erfahren hatte, dass er im Kader für das Auswärtsspiel beim FC Heidenheim steht. Könnte es sein, dass er sogar eine Chance bekommt und spielt? „Da die beiden nominellen Linksverteidiger nicht im Kader waren, bin ich die Szenarien durchgegangen“, sagt Manuel, der eigentlich Innenverteidiger ist. „Aber in der ersten Mannschaft darf man sich die Position nicht aussuchen.“

Nur die Eltern wissen übers Debüt Bescheid

Und da Valerien Ismael einen Linksverteidiger brauchte, schlug Manuel Bihrs große Stunde. Er durfte tatsächlich von Beginn an ran. „Ich habe mich sehr gefreut, aber es war nicht so, dass meine Knie vor Aufregung gezittert haben“, erinnert er sich. Seinen Eltern hatte er vorher Bescheid gesagt. Sie fuhren kurzerhand nach Heidenheim. Sonst wusste keiner aus Manuels Umfeld von seinem Einsatz. „Ich wollte da keinen Hype draus machen.“

Inzwischen hat Manuel Bihr sieben Zweitligaspiele auf dem Buckel und macht seine Sache gut. Auch unter dem mittlerweile neuen Trainer Rene Weiler hat er schon seine ersten Einsatzminuten gesammelt. „Vom Niveau her war es aber eine große Umstellung in der zweiten Liga“, gibt er zu. „Das Spiel ist viel schneller, die Kulisse ist riesig und Fehler werden sofort bestraft.“ Seit zweieinhalb Jahren ist Manuel Bihr mittlerweile in Nürnberg und hat sich gut eingelebt. „Es gefällt mir hier sehr gut“, sagt er. Deshalb hofft er auch auf eine Vertragsverlängerung seines zum kommenden Sommer auslaufenden Arbeitspapiers. Dafür legt er sich nun ordentlich ins Zeug. Denn schon einmal war es ein auslaufender Vertrag, der seiner Karriere schon früh ein jähes Ende zu bringen drohte. „Im zweiten A-Jugend-Halbjahr habe ich beim VfB erfahren, dass mein Vertrag nicht verlängert wird“, sagt er. „Also habe ich mich umgesehen und mit dem 1. FC Nürnberg hat es einfach gepasst.“

Gemeinsames Frühstück um 8 Uhr morgens

So gut gepasst, dass nun also mehr für den 21-Jährigen heraussprang, als ein Engagement in der Regionalliga Bayern. Manuel Bihr ist am Ziel: Profifußballer. Eigene Autogrammkarten, Geld verdienen mit dem Hobby, volle Stadien, Fans. Das klingt toll, ist aber mehr Arbeit, als manch träumender Jugendlicher vielleicht denken würde. Wie sieht er denn inzwischen aus, der Arbeitsalltag des Fußballers Manuel Bihr? „Um acht Uhr frühstücken wir gemeinsam“, sagt er. „Von zehn bis zwölf trainieren wir, danach gibt es Mittagessen und Termine, zum Beispiel mit Medien.“ Wenn weniger los ist, haben die Spieler in der Mittagspause Zeit, für Fußballtennis- oder Playstation-Turniere. Um Punkt 14.45 Uhr steht die zweite Einheit an, danach geht es für die Spieler nach Hause.
Manuel Bihrs nächstes Ziel ist klar: Er will sich in der Profimannschaft etablieren und hofft auf weitere Chancen. Nachdem er zuletzt nur eingewechselt wurde und wieder einmal beim Regionalligateam über 90 Minuten ran durfte, könnte der Star der Mannschaft, Javier Pinola, ihm helfen. Das hat der erfahrene Argentinier schon manches Mal getan. „Ich verstehe mich gut mit ihm und kann immer zu ihm gehen, wenn ich Fragen habe“, sagt Manuel Bihr. Diesmal könnte es aber eine Rote Karte Pinolas sein, die Bihr wieder in die Startelf bringt. Dann werden auch seine Eltern und vielleicht seine Schwester im Stadion sein, die ihn in der Rolle des Fußballers so oft es geht begleiten.

Werner: "Kicken konnte Manuel schon immer"
Allerdings: Am vergangenen Montag beim Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig 0:1) hat es noch nicht geklappt. Der Herrenberger saß 90 Minuten auf der Bank. Unterkriegen lässt er sich nicht. Mut geben ihm Freunde und Familie. Er versucht so oft es geht nach Hause zu fahren. Dann trifft er sich mit seinen alten Freunden. Zum Beispiel Maximilian Geiger, der beim VfL Herrenberg im Sturm spielt. Oder seinem alten Trainer Siegfried Werner. „Er war auch schon bei einem Spiel im Stadion“, sagt Manuel. Und „Siggi“ Werner freut sich über einen ehemaligen Schützling. „Das war schon toll für ihn“, sagt der heutige Ergenzinger Trainer, der Manuel einst beim VfL Herrenberg in der C-Jugend betreute.
„Kicken konnte Manuel schon immer und auch menschlich war er top“, erinnert sich Siegfried Werner. „Aber er hat sich schon noch mal brutal gesteigert.“ Vor allem im Spiel gegen den Ball ist der Herrenberger Nachwuchskicker aggressiver geworden, sagt sein ehemaliger Trainer. Doch eines ist auch Werner klar: „Er hat schon auch Glück gehabt, denn ohne geht es nicht.“
Interessant ist für den Herrenberger Kicker, was das Beste am Profifußball ist. „Einfach die guten Rahmenbedingungen, die wir hier haben. Das ist top, es fehlt an nichts“, sagt Manuel, der es außerdem beeindruckend findet, dass er mit seinem Sport eine ganze Stadt polarisieren kann. Und egal, wie sich seine weitere Karriere nach dem ersten Schritt entwickelt. Eines ist sicher. Seine größten Fans werden ihn begleiten und sind stolz auf ihn.

Aufrufe: 03.12.2014, 13:00 Uhr
Gäubote/Christian IgnatziAutor