2024-04-25T08:06:26.759Z

Ratgeber Medizin
Beim VfL Halle 96 immer mit am Spielfeldrand: Physiotherapeut Christian Lehmann. Foto: Rinke
Beim VfL Halle 96 immer mit am Spielfeldrand: Physiotherapeut Christian Lehmann. Foto: Rinke

Die Zauberhände des VfL Halle 96

Christian Lehmann macht mit seinen Methoden den Oberligisten fit

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Sie nennen ihn beim VfL Halle 96 inzwischen den Mann mit den Zauberhänden. Christian Lehmann ist beim Oberligisten inzwischen mehr als nur ein Mann für die kleinen Wehwehchen. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass der VfL so wenige verletzungsbedingte Ausfälle verkraften muss wie kaum ein anderes Team auf dem Niveau.

Tobias Cramer war in der Saisonvorbereitung das beste Beispiel. Am 17. Juli knickte der Mittelfeld-Antreiber im Training um. Diagnose: Außenbandriss im rechten Sprunggelenk. "Normalerweise heißt es dann vier bis sechs Wochen Pause", sagt Cramer. Stattdessen ging es jedoch einen Tag später in die Physiotherapie-Praxis von Lehmann am Joliot-Curie-Platz. "Eine Stunde hat er mich gequält, aber schon danach konnte ich wieder schmerzfrei gehen", erzählt Cramer. 14 Tage später, am 31. Juli, stand er beim Test gegen Romonta Amsdorf wieder eine halbe Stunde auf dem Platz.

Alles nur Zauberei vom Mann mit den "Zauberhänden"? "Keineswegs", erklärt Christian Lehmann, "aber es ist einfach ein anderer Ansatz." Eine Fußverletzung wie den Außenbandriss von Tobias Cramer betrachtet Lehmann bei seiner Therapie als ganzheitliche Beeinflussung des Bewegungsapparates. "Eine solche Verletzung zieht sich hoch bis in die Hüfte, der Körper sucht nach einer Schonhaltung gegen den Schmerz", so Lehmann. Doch diese Verspannungen dürften sich gar nicht erst einstellen, weil sie den Heilungsprozess behindern. Darum betreue er alle Spieler in den ersten zwei Tagen nach einer Verletzung intensiv. Und dann wird die Funktionalität des Bewegungsapparates systematisch wieder hergestellt. "Durchkneten" würde es der Laie nennen, natürlich ist es viel mehr.

Das Außenband von Tobias Cramer war damit natürlich nicht geheilt, das dauert je nach Ausmaß vier bis zwölf Wochen. "Aber die Funktionalität ist wieder hergestellt und das gibt die nötige Stabilität", so Lehmann, "und das Band kann sich aktiv während der Belastung wieder aufbauen. So lernen die neuen Zellen sofort, was sie zu tun haben." Ein solcher Riss bedeute etwa 30 Prozent Substanzverlust bei anfänglich 80 Prozent Funktionsverlust. Diese Funktionalität kann schnell wieder hergestellt werden, während der Substanzverlust bei gut trainierten Sportlern durch die bestehende Stabilität ausgeglichen werden kann. Das Band heilt während der Bewegung.

Das soll jedoch nicht als Freifahrtschein dafür verstanden werden, sofort wieder wie wild loszulegen. "Wichtig ist, dass die Bewegung schmerzfrei funktioniert", erklärt Lehmann. Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, das man nicht ignorieren darf. Außerdem führe Schmerz wieder zur Schonhaltung, die die Muskelstränge verspannt und Dysbalancen hervorruft. Daher sei eine professionelle Kontrolle - gepaart mit der Geduld der Patienten - das wichtigste beim Heilungsprozess.

Tobias Cramer indes half diese Behandlung enorm bei seinem Außenbandriss. Bestreiten konnte der Pechvogel seitdem dennoch keines der drei Punktspiele. Vor dem ersten Spiel kugelte er sich im Training die Schulter aus und fällt seitdem aus. "Da will ganz oben wohl jemand nicht, dass ich wieder Fußball spiele", scherzte Cramer am Rande des Saisonauftaktes gegen Rot-Weiß Erfurt II. Göttlichen Beistand hat der VfL Halle 96 also noch nicht, trotz der "Zauberhände" von Christian Lehmann.


Tobias Cramer fehlt seiner Mannschaft noch eine Weile. Foto: Rinke

Aufrufe: 028.8.2013, 14:03 Uhr
Thomas RinkeAutor