2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

"Habe mich gewundert, als ich die Tabelle sah"

Finthens Neuzugang Amine Lamkadmi über die ersten Eindrücke beim Landesliga-Schlusslicht +++ Später Start in die Fußball-Karriere

Mainz. Zweimal war er im Probetraining, dann schlug der VfL Fontana Finthen zu: Amine Lamkadmi (27), in der Hinrunde noch für Kastel 06 in der Kreisoberliga Wiesbaden am Ball, hat sich dem Schlusslicht der Landesliga Südwest-Ost angeschlossen. Es soll nicht der letzte Neuzugang der Finther bleiben, die in der Vorwoche mit Massé Bell Bell (20) bereits einen Stürmer mit Erfahrung in der Regionalliga und Junioren-Bundesliga verpflichtet hatten und nun zur großen Aufholjagd blasen. Sieben Punkte auf den Vor- und Drittletzten gilt es wettzumachen. Kein Problem, sagt Amine Lamkadmi.

Amine, willkommen auf der „richtigen“ Rheinseite! Bei dem Tabellenstand – was genau hat Dich motiviert, nach Finthen zu wechseln?

Wir haben nichts zu verlieren und ich denke, mit den Verstärkungen können wir es auf jeden Fall noch packen. Ich will der Mannschaft dabei helfen. Die Stimmung ist super, und mein erster Eindruck im Training war, dass die Mannschaft eigentlich viel weiter oben stehen müsste.

Tut sie aber leider nicht. Merkt man das den Spielern an?

Gar nicht! Die Stimmung war ganz anders als ich dachte. Bei meinem ersten Training hier habe ich gedacht: Das ist ja die Bombe! Wie sind die erst drauf, wenn sie nicht auf einem Abstiegsplatz stehen. Ich war schon bei anderen Vereinen, wo es viel besser lief, aber die Trainingsbeteiligung war viel schlechter. Die Spieler hier, das Trainer-Team und alle drumherum haben die richtige Einstellung.

War Finthen Deine einzige Option, oder hast Du Dich noch woanders vorgestellt?

Ich war auch noch beim FC Maroc Wiesbaden in der Gruppenliga und hatte Gespräche mit dem SVN Zweibrücken, was aber leider nicht geklappt hat. Eine andere Option wäre gewesen, zu Kastel 06 zurückzugehen.

Warum wolltest Du dort weg?

Es hatte persönliche Gründe. Vieles war okay, aber manches eben auch nicht. Die positive Stimmung hat gefehlt. Größtenteils war es aber das Sportliche, die Kreisoberliga war mir dann doch zu wenig, die Landesliga in Rheinland-Pfalz hat mich mehr angesprochen. Als ich dann noch gehört habe, dass Massé Bell Bell nach Finthen geht, war mit klar: Mit so jemanden möchte ich gern einmal zusammenspielen.

Wie und wann kam der Kontakt zustande?

Vor zwei, drei Wochen über Damir Bektasevic (Spieler beim SV Gonsenheim, d.Red.), der mich und meinen Kollegen von Kastel 06, Nouri El Quariachi, mit dem er in der Jugend in Biebrich zusammengespielt hat, vorgeschlagen hat. Dann hat sich Steffen Gebhard (neuer Teammanager in Finthen, d.Red.) mit uns hingesetzt und uns erklärt, wie die Mannschaft nach vorne gebracht werden soll. Das haben wir uns angehört, und jetzt habe ich unterschrieben.

Für welchen Zeitraum?

Erst einmal für sechs Monate.

Welche Perspektiven siehst Du, auch wenn es gegebenenfalls in die Bezirksliga gehen sollte?

Ich bin guter Dinge. Ich muss sagen, dass ich erst gar nicht auf die Tabelle geschaut habe. Ich habe nur gehört, dass Finthen unten drin steckt. Nach dem ersten Training dachte ich mir, die müssen auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen, vielleicht ist der Abstand nach unten nicht so groß. Als ich dann die Tabelle gesehen habe, habe ich mich gewundert. Den Klassenerhalt sollten wir schaffen, ich denke, dass wir nach vier, fünf Spielen schon nicht mehr Letzter sind. Dann sehen wir weiter.

Auf welcher Position siehst Du Dich am stärksten?

Das ist eine schwierige Frage. Ich bin auf mehreren Positionen gut zu gebrauchen, denke ich (lacht). Ich spiele gern außen, weil ich sehr viel laufe, nach vorne wie auch nach hinten, aber als Sechser kann ich auch spielen. Ich gehe dahin, wo der Trainer mich braucht.

Wo bist Du fußballerisch groß geworden?

Ich habe sehr spät mit Fußball angefangen und jahrelang nur hobbymäßig gespielt. Zudem habe ich Taekwondo als Leistungssport betrieben, war mehrmals Hessenmeister und habe auch an Deutschen Meisterschaften und internationalen Turnieren teilgenommen. Mit 19 Jahren hatte ich dann einen Bandscheibenvorfall und habe erst mal bei SV Erbenheim angefangen zu trainieren. Die Operation verlief gut, ich habe angefangen zu spielen, kam in der Gruppenliga zum Einsatz, bin dann zum FCA Darmstadt in die Hessenliga und nach eineinhalb Jahren zum SV Wiesbaden gewechselt. Dort hat es aber nicht mit der ersten Mannschaft geklappt, weil ich wegen meines Studiums nicht die Zeit zum Trainieren hatte. Ich studiere Maschinenbau und bin dort quasi im Endstadium.

Ein Kampfsporthintergrund – das trifft sich gut, etwas mehr Kampfgeist könnte die Truppe durchaus vertragen.

Ich werde mich auf jeden Fall voll einbringen!

Aufrufe: 029.1.2015, 11:15 Uhr
Torben SchröderAutor