2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Wenn der Platz bei Minusgraden und dicker Schneedecke unbespielbar ist, müssen Schiedsrichter bei fehlender Generalabsage durch Wind und Wetter: "Das ist überflüssig und gefährlich", sagt Schorsch Horz, Schiedsrichter des VfL Eschhofen. F: Rinke
Wenn der Platz bei Minusgraden und dicker Schneedecke unbespielbar ist, müssen Schiedsrichter bei fehlender Generalabsage durch Wind und Wetter: "Das ist überflüssig und gefährlich", sagt Schorsch Horz, Schiedsrichter des VfL Eschhofen. F: Rinke

Die wetterbedingten Leiden des Schiedsrichters

Schorsch Horz regt in einem Leserbrief zum Umdenken an +++ Umwege, unnütze Telefonate, fehlende Offizielle und eine anschließende Horrorfahrt müssen nicht sein

Rheingau-Taunus/Limburg-Weilburg. Uns erreichte dieser offene Leserbrief zu den schwierigen Bedingungen, mit denen nicht nur Spieler und Fans an den vergangenen beiden Sonntagen aufgrund des Schneefalls und den Absagen der Spiele zu kämpfen hatten, auch die Schiedsrichter, Klassenleiter und Kreisfußballwarte kamen mit den Absagen ganz schön ins Trudeln. Teilweise im wortwörtlichen Sinne, denn wer als Schiedsrichter zu einem Spiel geschickt wird, bei dem sowieso klar ist, dass es ausfällt, riskiert bei Schnee und Eis mehr zu verlieren als nur die Bodenhaftung.

Der offene Brief von Schorsch Horz im Wortlaut:


"Jörn Metzler, Kreisfußballwart in Limburg-Weilburg, an dieser Stelle möchte ich Dir für eine eigentlich ganz normale Entscheidung meinen Respekt aussprechen, Du hast den Spielbetrieb, der Dir untersteht, rechtzeitig am Samstag abgesagt.

Mir ist es etwas anders ergangen. Ich war als Schiedsrichter der Begegnung Hahn 2 gegen Beuerbach 2, Kreisliga A Rheingau-Taunus, eingeteilt, am Sonntag, den 10.12.2017, 12.00 Uhr, sollte gespielt werden. Die Wetterlage, angekündigte Schneefälle, waren mir schon zu Wochenbeginn bekannt, weshalb ich bereits am Freitag telefonischen Kontakt zum Klassenleiter Kremer in Rüdesheim aufnahm. Wir vereinbarten ein Telefonat für Sonntagmorgen und zwar für den Fall, dass keine generelle Absage durch die Fußballfunktionäre erfolgen sollte. Mein Kumpel Frank ermittelte mir am 09.12.2017 das Wetter in Taunusstein für den 10.12.2017: ab 10 Uhr starker Schneefall, Temperaturen 3 unter 0 Grad, stürmische Winde, gefühlte Temperatur minus 7 Grad. Hahn hat einen Kunstrasenplatz, auf solchen Plätzen darf bei Frost sowieso nicht gespielt werden, die Halme brechen ab. Bis in den späten Abend des Samstag und am frühen Sonntag kontrollierte ich meine Ansetzung, die hatte nach wie vor Bestand. Um 10.00 Uhr rief ich bei Herrn Kremer an und machte ihn das kommende chaotische Wetter aufmerksam. Er habe als Klassenleiter nicht die Kompetenz, das Spiel abzusetzen, die habe nur der Kreisfußballwart RTK, sagte er mir. Während unseres Telefonates rief gerade der auf der anderen Leitung an. Seine Entscheidung: es wird nicht generell abgesetzt.

Um 10.40 Uhr machte ich mich ab Eisenbach auf den Weg gen Hahn. Ab Dauborn und Kirberg begann, wie angekündigt, leichter Schneefall, der immer dichter wurde, ab Neuhof war die Schneedecke auf der Fahrbahn geschlossen. Ich rutschte bis zum Sportplatz in Hahn. Der einzig verbliebene einheimische Spieler Marvin Kiss teilte mir mit, dass das Spiel mittlerweile abgesetzt worden sei. Ich hätte auf dem Platz auch kein Spiel angepfiffen, dort lagen zwischen 5 und 10 cm Schnee. Offizielle von Hahn waren nicht mehr vor Ort. Auf sofortige telefonische Nachfrage beim Klassenleiter Kremer teilte er mir mit, dass der Klassenleiter der KOL, obwohl er auch keine Kompetenz hätte, alle Spiele im RTK abgesetzt hätte, also auch die Kreisliga A. Meine Spesenrechnung, knapp 30.- €, solle ich ihm schicken.

Später habe ich zu Hause nachgesehen, von der Absetzung wurde ich um 11.08 Uhr per E-Mail in Kenntnis gesetzt. Dass bei einem Spielbeginn von 12.00 Uhr der Schiedsrichter aus dem Raum Bad Camberg schon lange unterwegs ist, müsste einem normal denkenden Menschen eigentlich bewusst sein. Mein Handy lag während der Anfahrt auf der Mittelkonsole, mich erreichte kein Anruf während der Fahrt.

Die Heimfahrt wurde eine Horrorfahrt, an / in Steigungen standen die Vollpfosten, die noch mit Sommerreifen unterwegs waren, kreuz und quer. Irgendwie schaffte ich es aber doch, unfallfrei nach Hause zu rutschen. Wer hätte mir eigentlich einen Unfallschaden ersetzt? Was wäre gewesen, wenn ich bei einem Unfall verletzt worden wäre?

Ich ärgere mich auch über mich selbst, eigentlich habe ich Rückgrat. Wieso ist mir das Götz-Zitat nicht in den Sinn gekommen und ich bin nicht einfach zu Hause geblieben? Wahrscheinlich wollte ich dem VfL Eschhofen, für den ich pfeife, keine Strafe aufbrummen. Gespannt bin ich, ob mein Kreisfußballwart Metzler und mein Schiedsrichterobmann Friedhelm Bender im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht dem Kreisfußballwart im Rheingau-Taunus-Kreis mal ein paar Takte sagen. Auch der HFV verdient eine Ansprache. Wetterberichte sind heutzutage ziemlich genau, wieso wurde in der Otto-Fleck-Schneise nicht der gesamte Hessische Amateurfußball abgesagt? Viele Telefonate und das damit verbundene Gelaber hätte man sich sparen können.

Der Spieltag heute und der letzte Woche sind ausgefallen, wahrscheinlich müssen sie unbedingt noch in diesem Jahr nachgeholt werden. Vorsorglich habe ich mich an den Sonntagen 24.12.2017 und 31.12.2017 als Schiedsrichter gesperrt. Meine Schiedsrichterkollegen fordere ich auf, es mir nachzutun, bevor ein Funktionär noch auf dumme Gedanken kommt.

Ich wünsche Euch eine friedliche Weihnachtszeit und alles Gute für 2018, bis bald auf irgendeinem Sportplatz. Für 2018 wünsche ich mir, dass wir Angehörige der großen Fußballerfamilie respektvoller miteinander umgehen / Schorsch Horz"

Aufrufe: 013.12.2017, 19:30 Uhr
Mike DornhöferAutor