2024-04-23T13:35:06.289Z

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Beim VfL Benrath aktiv: Seokkyoung Yoo. Foto: Günter von Ameln
Beim VfL Benrath aktiv: Seokkyoung Yoo. Foto: Günter von Ameln

Ko­rea­ner kom­men zum Ki­cken nach Ben­rath

Die Hoffnung, über Düsseldorfer Klubs noch Profi zu werden

Für Seok­ky­oung Yoo gibt es über­haupt kei­ne Al­ter­na­ti­ve. „Ich will Fuß­ball-Pro­fi wer­den“, for­mu­liert der 19-jäh­ri­ge Ko­rea­ner sein be­ruf­li­ches Ziel. Um die­sen Zu­kunfts­traum wahr wer­den zu las­sen, hat Yoo sei­ne Hei­mat­stadt Giun San, im Sü­den von Seo­ul ge­le­gen, ver­las­sen und sich auf die Rei­se ins rund 8500 Ki­lo­me­ter weit ent­fern­te Fuß­ball­land Deutsch­land be­ge­ben.

F„Hier will ich ler­nen, rich­tig gut Fuß­ball zu spie­len“, lau­tet sein Wunsch. In sei­ner Hei­mat sind die För­der­mög­lich­kei­ten für ta­len­tier­te Ki­cker ver­gleichs­wei­se un­güns­tig. „Fuß­ball ist in Ko­rea aus­schließ­lich Teil des Schul­sports“, er­klärt Se Hong Jang. „Ge­ziel­te Nach­wuchs­ar­beit in Ver­ei­nen gibt es in Ko­rea gar nicht.“

Mit sei­ner Düs­sel­dor­fer Agen­tur hat sich Jang, der seit 2001 in Deutsch­land lebt und als sprach­ge­wand­ter Be­ra­ter in­zwi­schen viel­sei­tig tä­tig ist, dar­auf spe­zia­li­siert, jun­gen Lands­leu­ten bei­zu­ste­hen, die – wie Yoo – das Aben­teu­er wa­gen, in ei­nem frem­den Land ih­re Fuß­ball­schu­he zu schnü­ren, um sich tech­ni­sche und tak­ti­sche Fi­nes­sen un­ter fach­kun­di­ger An­lei­tung an­zu­eig­nen. Das Tä­tig­keits­feld des 28-jäh­ri­gen Be­ra­ters ist viel­sei­tig: Woh­nungs- und Job­su­che, Ver­mitt­lung in ge­eig­ne­te Ver­ei­ne, Aus­weis- und Auf­ent­halts­bü­ro­kra­tie ge­hö­ren zum Ser­vice eben­so wie die Be­glei­tung sei­ner Schütz­lin­ge bei ei­nem Arzt­be­such oder die Ver­stän­di­gungs­hil­fe vor Ort bei Trai­ner­ge­sprä­chen. Auch beim Tisch­ten­nis­club Bo­rus­sia Düs­sel­dorf ist Jang häu­fig als Über­set­zer ge­fragt.

Ne­ben Yoo hat Jang den Ver­tei­di­ger Se­ung­jae Choi und den Of­fen­siv­ak­teur Yus­him Kim zum VfL Ben­rath so­wie Siy­oung Park zur SG Ben­rath-Has­sels ver­mit­telt. Al­le Spie­ler woh­nen der­zeit in ei­ner „Fuß­ball-WG“ bei Jang in Reis­holz. „Mit Fa­mi­li­en­an­schluss“, wie die Spie­ler schmun­zelnd be­to­nen. Auch Ky­ju­jin Choung ge­hört da­zu, der mit dem ASV Süch­teln so­gar in der Lan­des­li­ga spielt und schwärmt: „In Deutsch­land ge­nie­ßen Fuß­bal­ler die bes­te Aus­bil­dung der Welt.“

Trotz al­ler Be­geis­te­rung für das Le­ben im Land des vier­ma­li­gen Welt­meis­ters, Fa­mi­lie und Freun­de aus der Hei­mat wer­den schmerz­lich ver­misst. Und nicht im­mer klappt die Ein­glie­de­rung auf An­hieb. Der 19-jäh­ri­ge Choung, dem der beim DFB auf der Spie­ler­ver­mitt­ler­lis­te ge­führ­te Jang zu ei­nem Ne­ben­job in ei­nem Düs­sel­dor­fer Su­shi-Re­stau­rant ver­hel­fen woll­te, muss­te nach zwei Wo­chen Ein­ar­bei­tung fest­stel­len, dass sich sein Ta­lent wohl al­lein auf Fuß­ball be­schränkt. Für die kom­pli­zier­te Su­shi-Her­stel­lung je­den­falls konn­te sich Choung nicht be­geis­tern.

Zum Be­treu­er­team ge­hört mit Jung Ho Bae ein er­fah­re­ner ko­rea­ni­scher Trai­ner, der seit ei­ni­ger Zeit beim VfL Ben­rath als Ju­gend­trai­ner er­folg­reich ak­tiv ist und die ko­rea­ni­schen Neu­an­kömm­lin­ge sport­lich un­ter sei­ne Fit­ti­che nimmt, bis sie bei ei­nem ge­eig­ne­ten Ver­ein un­ter­ge­kom­men sind. „Wenn al­les gut klappt, er­hal­ten die­se Spie­ler spä­ter tat­säch­lich ei­nen Pro­fi­ver­trag“, zeigt sich Jang op­ti­mis­tisch. Asia­ti­sche Ver­ei­ne in Thai­land oder Viet­nam gel­ten als lu­kra­ti­ve Adres­sen. „Dort lässt sich gu­tes Geld ver­die­nen – und die Spie­ler sind ih­rer Hei­mat wie­der et­was nä­her“, be­merkt Jang.

Aufrufe: 020.11.2018, 23:11 Uhr
RP / Helmut SenfAutor