2024-04-16T09:15:35.043Z

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Das Jugendleistungszentrum des VfB Stuttgart ermöglicht eine umfassende Betreuung der Nachwuchsfußballer. Es steht auf einem städtischen Grundstück.  Foto:Lichtgut / Max Kovalenko
Das Jugendleistungszentrum des VfB Stuttgart ermöglicht eine umfassende Betreuung der Nachwuchsfußballer. Es steht auf einem städtischen Grundstück. Foto:Lichtgut / Max Kovalenko

VfB Stuttgart darf städtischen Zuschuss behalten

Der Zuschuss von 763 000 Euro ergab sich aus der in den Richtlinien verankerten Förderquote, die unter anderem die Art der Nutzung und die Qualität der Jugendarbeit berücksichtigt. Bisher wurden 382 000 Euro ausbezahlt.

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Jugendleistungszentrum Die Stadt hat ihre Meinung geändert: Der Bundesligist darf trotz der Ausgliederung einen städtischen Zuschuss von 610 000 Euro behalten. Die Sportförderrichtlinien sehen aber ein Mitnutzungsrecht des Gebäudes durch andere Vereine vor.

Im Streit mit dem VfB Stuttgart um den geplanten Wechsel seiner talentierten Jungkicker von den Eliteschulen des Sports in der Umgebung zum privaten Kolpingkolleg in Fellbach hatte Sportbürgermeister Martin Schairer (CDU) Anfang des Jahres deutlich gemacht, warum die Stadt nicht Stellung beziehe: „Wir fördern nicht den Leistungssport.“ Nun überzeugt ihn gerade der VfB vom Gegenteil, profitieren doch künftig auch Mannschaften, die vom Verein in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert werden, von Baukostenzuschüssen der Stadt. Sie fördert traditionell die rund 300 Amateurvereine, die mit professionellem Sport wenig gemein haben.

VfB darf Zuschuss doch behalten

Das ist überraschend. Finanzbürgermeister Michel Föll (CDU) war sich 2014 bei der Einweihung des Jugendleistungszentrums des Vereins ganz sicher gewesen, im Falle der Ausgliederung des Profiteams und von Jugendmannschaften ab der U 16 in eine Aktiengesellschaft (AG) von den gewährten 765 000 Euro Zuschuss 610 000 Euro zurückverlangen zu müssen. Er hatte errechnet, dass sich der Zuschuss fürs Leistungszentrum von 598 000 auf 120 000 Euro reduziere, jener für ein Funktionsgebäude von 165 000 auf 33 000 Euro. Außerdem müssten die Erbbauzinsen für das fast acht Ar große Grundstücke an der Mercedesstraße deutlich erhöht werden. Die Rathausspitze war seinerzeit auch deshalb nicht gut auf den VfB-Vorstand zu sprechen, weil sie als Geldgeber und Grundstückseigentümer bei der Einweihung nur eine Statistenrolle spielen durfte.

Begründet wurde die Rückforderung seinerzeit mit den Sportförderrichtlinien, die lediglich Zuschüsse für gemeinnützige Vereine vorsehen, die im Sinne des Allgemeinwohls arbeiteten. Davon könne bei einer Aktiengesellschaft, die bald auch Anteilseignern wie der Daimler AG gehört, keine Rede sein, hieß es. Nun muss die Stadtverwaltung aber einräumen, dass der gemeinnützige VfB den Zuschuss doch behalten darf, obwohl er das geförderte Projekt zumindest in weiten Teilen von einer Kapitalgesellschaft nutzen lässt.

Der Verein bleibe Erbbauberechtigter und Eigentümer des Gebäudes, Erbbaurecht und Immobilie gingen nicht auf die Kapitalgesellschaft über, heißt es auf StZ-Anfrage. Dass in erster Linie die in der AG angedockten Teams von der Immobilie profitieren, erkennt die Stadt nicht mehr als Hemmnis an. Sie nennt auch auf Nachfrage keinen Grund, warum diese simple Begründung des VfB nicht schon 2014 berücksichtigt worden war. Die Richtlinien so anzupassen, dass künftig tatsächlich nur Amateurvereine profitieren, hält die Verwaltung derzeit nicht für notwendig.

382 000 Euro bereits ausbezahlt

Allerdings schreiben die Sportförderrichtlinien auch vor, dass sich der Zuschussempfänger verpflichten muss, das Leistungszentrum Schulen und/oder der Öffentlichkeit gegen einen angemessenen Kostenersatz anzubieten. Das sei vertraglich abgesichert, teilte die Stadt mit. Es sei bisher aber noch niemand mit einem solchen Begehren an den VfB herangetreten, teilt der Verein mit. „Ein solches Verlangen würde vom VfB Stuttgart im Einzelfall geprüft werden.“

Der Zuschuss von 763 000 Euro ergab sich aus der in den Richtlinien verankerten Förderquote, die unter anderem die Art der Nutzung und die Qualität der Jugendarbeit berücksichtigt. Bisher wurden 382 000 Euro ausbezahlt. Der VfB sagt, das Geld fließe auch deshalb in Tranchen, „um freie Mittel für andere Vereine zu erhalten“. Denn das Geld ist knapp. Die Stuttgarter Sportförderung gilt zwar im bundesweiten Vergleich als gut, mit der Unterstützung der Kultur und deren Einrichtungen könne sie aber nicht mithalten, wird regelmäßig vor den Haushaltsberatungen geklagt, in denen hart um jeden Euro gerungen wird. Das fiel in den vergangenen Jahren immer schwerer, weil die Lobby fehlt und sich die Rathausspitze eher den schönen Künsten verbunden fühlt. In den Fraktionen und den Vereinen, deren Vorstände teils im Sportausschuss und auch im Gemeinderat sitzen, sucht man vergeblich nach Meinungsführern, die Bündnisse schmieden, wie es sie in der Blütezeit der Sportstadt vor 20, 30 Jahren gegeben hat.

Zuletzt war das Budget für die Sportbauvorhaben schnell ausgeschöpft, weil für die Sanierung der Molly-Schauffele-Halle eine Million Euro abgezweigt werden musste. 2009 waren durch die Haushaltskonsolidierung die Zuschüsse um sieben Prozent gekürzt worden. Das schmerzt bis heute. Den Antragsstau müssen die Vereine mit Zwischenfinanzierungen überbrücken, sofern sie von den Banken einen Kredit bekommen. Vor Ort bröckelt der Putz von den Wänden, viele Vereinsheime und Funktionsräume sind in die Jahre gekommen. Eine Rückzahlung des Zuschusses fürs Leistungszentrum von 765 000 Euro hätte geholfen, wäre er wieder in die Sportförderung geflossen: Dem Betrag stehen 985 000 Euro gegenüber – für alle Bauvorhaben aller Stuttgarter Vereine pro Jahr.

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Aufrufe: 018.6.2017, 09:45 Uhr
Stuttgarter-Zeitung / Jörg NaukeAutor