2024-05-08T14:46:11.570Z

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Nico Willig ist seit dieser Saison U-19-Trainer beim VfB Stuttgart. Nach der Hinrunde steht er mit seinem Team an der Tabellenspitze. Foto: Archiv Pressefoto Baumann
Nico Willig ist seit dieser Saison U-19-Trainer beim VfB Stuttgart. Nach der Hinrunde steht er mit seinem Team an der Tabellenspitze. Foto: Archiv Pressefoto Baumann
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Nico Willig: „Es muss auch einmal Zuckerbrot sein“

Der U-19-Trainer des VfB Stuttgart im Interview

VfB-U-19-Trainer Nico Willig zieht im Interview mit unserer Redaktion Bilanz und gibt Einblick in seine Arbeit mit der Mannschaft und die aktuelle Situation im Nachwuchsbereich beim VfB.

Nico Willig ist mit der U19 des VfB Stuttgart etwas ruckelnd in die Saison gestartet, zum Jahresabschluss steht jedoch die Tabellenführung in der Bundesliga und das Überwintern im DFB-Pokal zu Buche. Ein Gespräch über Zuckerbrot und Peitsche, den ominösen Tag X, den Mercedes-Benz Junior-Cup und die Tür, die seit Amtsantritt von Markus Weinzierl für Jugendspieler aufgegangen ist.

Herr Willig, Tabellenführung in der Junioren-Bundesliga, dazu die Halbfinal-Qualifikation im DFB-Pokal. Wie fällt ihr Fazit der Vorrunde aus?
Nico Willig: „Ich persönlich finde, dass die Jungs sich die Tabelle ausschneiden und an den Weihnachtsbaum hängen dürfen. Das haben sie sich über das halbe Jahr gesehen verdient. Für uns als Trainerteam steht die Tabellensituation jedoch nicht im Fokus der Analyse. Es sind mehrere Ebenen. Das eine ist die individuelle Ebene. Da hatten wir teils sehr große Leistungssprünge bei vielen Spielern, was auch dazu geführt hat, dass wir Abgänge zur U21 und den Profis relativ gut im Kader auffangen konnten. Doch Fußball ist ein Mannschaftssport. Und beim Thema Entwicklung der Mannschaft verzeichnen wir ebenso ein starkes Wachstum. Die Jungs haben sich als Gruppe wirklich gut entwickelt. Wenn diese zwei Rädchen ineinandergreifen, dann entstehen solche Serien wie zuletzt. Daher können wir als Trainerteam durchaus zufrieden sein.“

Gegen Wuppertal siegte der VfB im Pokal knapp mit 2:1 – war es ein hartes Stück Arbeit?
Willig: „Es war ein klassisches DFB-Pokal-Spiel mit allem, was dazu gehört. Eine besondere Konstellation, dazu in diesem traditionsreichen Stadion. Über Nacht hat es geschneit, der Platz war schwer bespielbar und dann stehen da auch noch 800 Fans, die alle nicht für den VfB waren. Am Ende war es ein Pokalfight mit dem guten Ende für uns.“

Gab es nach dem Spiel eine Belohnung für die Jungs?
Willig:
„Ja, wir haben direkt nach dem Spiel Pizza liefern lassen, das war auch schon nach dem Derbysieg gegen die Kickers in der Vorwoche so. Besondere Spiele erfordern auch einmal besondere Anreize. So etwas gehört auch dazu. Es sind Jugendliche, die zu jungen Erwachsenen heranwachsen. Da geht es nicht immer nur mit der Peitsche, es muss auch einmal Zuckerbrot sein. (grinst)

Es waren mit Pedro Almeida Morais und Jose Rios Alonso zwei Spieler dabei, die in der Vorrunde fast ausschließlich bei der U21 weilten. Dafür mussten zwei andere auf der Bank Platz nehmen. So etwas kann zu Spannungen in einer Gruppe führen. Wie moderieren Sie das?
Willig:
„Das hängt ganz davon ab, wie die Jungs mit solchen Situationen umgehen. Diese beiden haben gezeigt, dass sie Lust auf diese Aufgabe hatten – und wurden daher von der Gruppe entsprechend aufgenommen. Die wiederum bekommen an einem anderen Tag die Möglichkeit, sich zu zeigen. Es ist ein Geben und Nehmen. Die Jungs müssen in der Vorbereitung auf den Profifußball lernen, ihr eigenes Ego zugunsten der Gruppe zurückzustellen.“

Das spricht für einen gut ausgeprägten Mannschaftsgeist. Inwieweit hat die USA-Reise im Sommer Einfluss genommen auf die gute Entwicklung innerhalb der Gruppe?
Willig:
„Diese Reise hat einen großen Teil dazu beigetragen. Das hat uns anfangs auch Kraft gekostet, da waren wir durchaus instabil und es gab Negativerlebnisse. Doch die Jungs haben als Gruppe funktioniert, man hat sich gegenseitig gepusht und sie haben es als Mannschaft gerissen. Man kann schon sagen, dass da in Kalifornien etwas gewachsen ist.“

Durch Markus Weinzierl ist "eine Tür aufgegangen"

Wie weit ist die Mannschaft in ihrer Entwicklung?
Willig:
„Auch hier gibt es wieder zwei Ebenen. Die Mannschaft an sich ist weit, sehr gefestigt und in der Lage, Widrigkeiten und Rückschläge zu verarbeiten. Zudem ist die Fähigkeit zur Selbstkritik sehr ausgeprägt. Aber es geht auch wieder um den Einzelnen. Da glaube ich, dass das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere gut passt und der einzelne Spieler in diesem Rahmen, in einem Leistungsumfeld, sehr gut wachsen kann. Und darum geht es doch am Ende. Denn dann besteht die Chance, dass die Jungs oben ankommen und unser Auftrag erfüllt ist.“

Das Ausbilden der Spieler für den Profibereich ist beim VfB traditionell wichtig. Inwiefern hat sich hier seit Markus Weinzierl da ist innerhalb des Clubs etwas gewandelt?
Willig: „Die Wege in den Lizenzspielerbereich sind dank Thomas Hitzlsperger schon immer kurz. Jetzt ist eine Tür aufgegangen. Durch den Trainerwechsel und natürlich auch durch die personelle Situation hat sich etwas geändert und Leon Dajaku und Antonis Aidonis sind durchgegangen. Auch andere Spieler durften oben mit trainieren. Unsere Kernaufgabe ist es, die Jungs auf so etwas vorzubereiten, damit sie am Tag X bereit sind.“

Gibt es weitere Spieler, die den Sprung schaffen können?
Willig: „Ja, es gibt Jungs, die es auf dieses Niveau schaffen können. Unser Ziel als VfB Stuttgart muss es auch sein, dieses aufrücken von Talenten mittelfristig kontinuierlich und nicht nur aus der Not geboren zu schaffen. Das Potenzial dafür ist vorhanden.“

Auch die U21 kann Unterstützung gut gebrauchen. Gibt es schon Überlegungen, weitere Spieler in der Rückrunde für die Regionalliga-Mannschaft abzustellen?
Willig: „Das ist die Entscheidung der sportlichen Leitung. Wenn es so kommen sollte dann ist es so. Es wäre ja nicht das erste Mal in dieser Saison und bisher sind wir immer damit klar gekommen.“

"Wir müssen das Niveau weiter erhöhen"

Anfang Januar steht der Mercedes-Benz Junior-Cup an. Sicherlich ein Highlight so kurz nach Neujahr?
Willig: „Ich war dort die letzten Jahre immer als Zuschauer und habe mir gewünscht, einmal selbst als Trainer an der Bande zu stehen. Jetzt ist es soweit. Den Spielern geht es genauso. Die Vorfreude ist groß!“

Wie gestaltet sich das Programm für die Mannschaft bis zum Turnier?
Willig: „Bis zu den Feiertagen sollten die Jungs den Kopf freibekommen, sich mal nicht mit Fußball und Trainingsinhalten beschäftigen. Ab sofort haben sie einige Hausaufgaben und kurz vor dem Turnier gibt es zwei Einheiten in der Halle zur Vorbereitung.“

Gibt es eine konkrete Zielsetzung für das Turnier?
Willig: „Unsere Zielsetzung ist, dass das, was uns bisher ausgezeichnet hat, auch beim Juniorcup zu sehen sein soll. Wir haben bisher einen ziemlich dynamischen Fußball gespielt und den wollen wir in Sindelfingen auch zeigen.“

Am 3. Februar geht es mit der Restrunde weiter – wollen Sie ein Saisonziel ausgeben?
Willig: „Wir werden sicherlich nicht den Meistertitel oder das Pokalfinale als Ziel ausrufen. Doch wir haben die Verantwortung, das Rad wie bisher weiter zu drehen. Wir wollen am Ende sagen können, dass die Jungs als Individuen und die Mannschaft als Gruppe eine positive Entwicklung genommen haben. Dafür müssen wir das Niveau weiter erhöhen. Wenn uns das gelingt, wird es weitere gute Spiele mit entsprechenden Ergebnissen geben. Alles Weitere kommt dann von alleine.“

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Aufrufe: 025.12.2018, 08:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Philipp MaiselAutor