2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
VfB-U17-Trainer Murat Isik im Interview. Foto: Pressefoto Baumann
VfB-U17-Trainer Murat Isik im Interview. Foto: Pressefoto Baumann

Murat Isik: "Wir wollen keinen Schablonenfußball"

Interview mit VfB-U-17-Trainer Murat isik

VfB-Trainer Murat Isik spricht im Interview mit unserer Redaktion über Schwankungen in der Entwicklung bei Jugendspielern, seinen präferierten Fußballstil und die beiden Toptalente Lilian Egloff und Jordan Meyer.

Herr Isik, die Vorrunde ist absolviert, die U17 steht auf dem 4. Tabellenplatz und ist für das Halbfinale im WFV-Pokal qualifiziert. Wie fällt Ihr Fazit der vergangenen Monate aus?

Murat Isik: „Was die Situation in der Liga angeht, so sind wir nicht zufrieden. Der Abstand zur Spitze ist zu groß, das sollte nicht der Anspruch des VfB Stuttgart sein. Doch es gibt neben der Platzierung noch wichtigere Dinge – die individuelle Entwicklung der Spieler.“

Wie fällt hier die Bewertung aus?

Isik: „Die Jungs sind auf einem richtig guten Weg, einzelne Spieler haben große Entwicklungssprünge durchgemacht, etwa Lilian Egloff, der fester Bestandteil der U19 ist. Ich bin sicher, dass auch noch weitere Spieler diesen Weg gehen und sich frühzeitig oben festspielen können.“

Das bedeutet, Egloff spielt im neuen Jahr nicht mehr für die U17?

Isik: „Ich hoffe nicht! Er spielt eine überragende Saison, sein Abgang tut der Mannschaft weh, ohne Frage. Aber für ihn persönlich ist es für die Entwicklung von großem Wert, wenn er oben bleibt.“

Viele Beobachter und Experten sprechen von einem der besten, wenn nicht dem besten U17-Jahrgang, den der VfB seit langem hat. Müsste da nicht noch mehr herauszuholen sein?

Isik: „Das ist sicherlich einer der besten Jahrgänge der letzten Jahre. Und es stimmt: Es sind definitiv Schwankungen da. Doch bis auf die Partien gegen die Kickers und Hoffenheim haben wir keine wirklich schlechten Spiele gezeigt. Wir haben uns zudem bewusst nicht für Ergebnis-, sondern für Entwicklungsfußball entschieden. Viel Ballbesitz, lösungsorientiertes Handeln auf engem Raum – diese Dinge sind wichtig. Die tabellarische Situation ist sogar eher positiv, denn sie gibt uns die Möglichkeit, diese Entwicklung noch weiter zu forcieren. Zudem ist noch etwas wichtig.“

Das da wäre?

Isik: „Diese Mannschaft ist seit gut drei Jahren im Kern zusammen und hat sämtliche Rekorde gebrochen, immer nur gewonnen. Jetzt haben sie zum ersten Mal die Situation, dass das nicht mehr so ist. Das ist ebenso wichtig für die Entwicklung – denn es wird den Jungs bewusst, dass ihnen noch das eine oder andere fehlt, dass sie weiter lernen müssen.“

Mit Dennis Rudel und Tobias Rathgeb gibt es neben Ihnen im Trainerteam jede Menge Erfahrung. Inwieweit profitiert die Mannschaft davon?

Isik: „Die beiden haben einen großen Anteil, von ihrer Erfahrung können die Jungs ja nur profitieren. Doch es sind nicht nur die beiden wichtig, sondern das gesamte Team – die Physios, die Betreuer, der Athletiktrainer. Kurz gesagt: Im Team hinter dem Team stimmt es. Es macht großen Spaß in einem solchen Umfeld zu arbeiten.“

Intensität auf dem Feld und die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball spielt – das ist Ihnen wichtig. Wie weit ist das Team ihrer Meinung nach?

Isik: „Wir haben bis auf die beiden angesprochenen Spiele die richtige Intensität gezeigt. Auch die Art und Weise, wie wir auftreten wollen, war gut. Daher bin ich in diesen beiden Segmenten zufrieden.“

Wie würden sie den Stil beschreiben, den sie sehen wollen?

Isik: „Wir wollen keinen Schablonenfußball. Die Mannschaft soll lernen, selbstständig im Spiel Entscheidungen zu treffen. Ein Beispiel: Selbst wenn wir bei einer Abstoßsituation zugestellt sind, lassen wir den langen Ball weg, spielen kurz raus. So haben die Jungs eine Drucksituation, müssen schnell Lösungen und Räume finden, Überzahlsituation auflösen oder selbst kreieren. So lernen sie Fußball und schaffen es im Idealfall, einen dominanten, auf Ballbesitz basierenden Stil zu spielen. Wenn wir den Ball nicht haben, dann muss die Intensität stimmen. Hohe Laufbereitschaft, viele Intensivläufe, Gegenpressing. Darauf kommt es dann an.“

Es werden also alle Facetten des sogenannten „modernen Fußballs“ gefordert.

Isik: „Nein, nicht ganz. Die WM hat uns ja den Weltstand gezeigt. Dort wurde viel auf Abwehrpressing, kompaktes Defensivverhalten und Konterfußball gesetzt. Doch das hat meiner Meinung nach im Jugendbereich nichts verloren. Die Jungs müssen den Ball am Fuß haben. Das ist Fußball. Alles andere können sie später immer noch lernen.“

Mit Lilian Egloff und Jordan Meyer sind zwei ihrer Jungs im Januar mit der DFB U17 im Trainingslager. Wie wirkt sich das auf die Vorbereitung ihrer Mannschaft aus?

Isik: „Das wirkt sich auf unsere Vorbereitung nicht aus. Es ist schwierig, aber nicht für uns als Mannschaft oder das Trainerteam, sondern für die Jungs. Sie sind ständig unterwegs, auf Lehrgängen, in Trainingslagern, mit der Nationalmannschaft, dazu kommt noch die Schule. Sie sind einer hohen Belastung ausgesetzt und das ist alles andere als einfach für sie.“

Wie sehen Sie die beiden?

Isik: „Es sind beides sehr gute, besondere Spieler in ihrem Jahrgang. Ich hoffe, dass wir beide auch einmal hier bei den Profis sehen werden.“

Generell hat man seit Markus Weinzierl da ist den Eindruck, dass die Jugendarbeit mehr wahrgenommen wird, der Austausch intensiviert wurde. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?

Isik: „Definitiv. Markus Weinzierl hat daran seinen Anteil und durch Michael Gentner und Thomas Hitzlsperger wird die Entwicklung im Nachwuchsbereich gut nach oben transportiert. Es findet jetzt wirklich eine Zusammenarbeit statt. Die Jungs sind auf dem Schirm, bekommen die Chance sich zu zeigen. Wir als Verein sind da wirklich auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass das so beibehalten wird, denn das hat eine große Wirkung auf die Spieler. Die sehen das ja, wenn ihre Kameraden eine Chance bekommen. Das spornt alle an.“

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft und das Sportliche. Was geht noch in der Rückrunde?

Isik: „Wir werden uns messbare Ziele setzen und das Erreichen Woche für Woche von der Mannschaft einfordern und überprüfen. Aber noch einmal: es geht primär um die Weiterentwicklung als Gruppe und die Entwicklung der Spieler. Wenn wir es schaffen, dass die Jungs individuell besser werden, dann haben wir viel erreicht.“

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Aufrufe: 028.12.2018, 08:00 Uhr
Philipp MaiselAutor