2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Ronny Benndorf

"Es gilt zuerst die Situation zu beherrschen"

Die Amateurfußball-Saison wurde wegen des Coronavirus abrupt abgebrochen. Wie geht man beim VfB Scharnhorst Großgörschen mit der Situation um?

Das Coronavirus bremst vorerst den Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt bis mindestens zum 19. April aus. Wir wollten von den Vereinen wissen, wie sie mit dieser für alle ungewohnten Situation umgehen und wie die Verantwortlichen dazu stehen. Die Perspektive vom VfB Scharnhorst Großgörschen:

Name: Martin Sichting
Verein: VfB Scharnhorst Großgörschen
Funktion in der Mannschaft und/oder im Verein: Trainer 1. Herrenmannschaft

Ist die Absage bis zum 19. April aus Deiner Sicht richtig?

Martin Sichting: Die Aussetzung der Spiele bis zum 19.04. ist alternativlos. So sehr es unser Fußballerherz auch trifft, die Gesundheit und die Fürsorge in der Gesellschaft geht immer vor.

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten?

Martin Sichting
: Vereinsleben zeichnet sich nicht nur in den Dingen aus, die man gemeinsam veranstaltet oder unternimmt. Vereinsleben ist die Fürsorge für den Nächsten. Und da geht es in der aktuellen Situation eben darum Abstand zu halten. Auch das ist ein Zeichen von Zusammengehörigkeit und Solidarität, wenn sich alle daran halten. Und für die jüngeren Vereinsmitglieder gibt es durch das digitale Zeitalter auch genug Möglichkeiten sich "nah" zu sein, selbst wenn man sich nicht sieht. Die Zeit gibt den Verantwortlichen natürlich auch die Möglichkeit im Hintergrund zu arbeiten, um sich selbst, den Verein und allgemeine Strukturen zu verbessern.

Wie sieht es mit den konkreten Konsequenzen für Deinen Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme, etwa in der Finanzierung, geben könnte?

Martin Sichting
: Wir sind in der glücklichen Lage nicht von Sponsoren oder Geldgebern abhängig zu sein. Gerade in einem ländlichen Verein wie unserem lebt man die Unterstützung und das Ehrenamt vermeintlich noch etwas intensiver, sodass jeder seinen Anteil zum Wohl des Vereins einbringt. Klar ist, dass es natürlich auch im Verein wichtig ist, für transparente Kommunikation sowie klare Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Mitglieder zu sorgen. Das geht nicht nur vom Vorstand aus. Jeder hat eine Vorbildfunktion, nicht nur in dieser besonderen Situation.

Erwartest Du für den Fall, dass die Saison nicht regulär beendet werden kann, größere Diskussionen um den Auf- und Abstieg?

Martin Sichting
: Natürlich strebt es jedem Sportler nach fairem Wettkampf. Wir alle treten die Saison an, um unser Bestes zu geben, gemeinsam durch Siege und Niederlagen zu gehen. Letztendlich stellt man sich einem Wettbewerb, um sich zu messen. Es geht schlussendlich nur für wenige Teams um Aufstieg oder Abstieg. Sobald Geld eine Rolle spielt, sieht der Druck auf die Teams natürlich noch ganz anders aus. Entsprechend werden besonders dadurch Diskussionen entstehen. Es ist aktuelle schwierig, im Konjunktiv über die Zukunft zu sprechen. Es gilt zuerst die Situation zu beherrschen. Und da ist vor allem gesunder Menschenverstand und Vertrauen in die Entscheidungsträger gefragt. Jeder Fußballer will spielen, das ist ganz klar. Ich bin mir sicher, dass eine Lösung gefunden wird. Dafür bedarf es Zusammenarbeit, Verständnis und Sportsgeist. Diskussionen sind doch auch gut, denn dann tauscht man sich aus.

Aufrufe: 03.4.2020, 12:37 Uhr
Robert KeglerAutor