2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Der junge Schiedsrichter Tobias Schlehuber (links) stand beim Spiel des DJK SB gegen den VfB / BSC Regensburg 20 Minuten vor Spielende im Mittelpunkt.
Der junge Schiedsrichter Tobias Schlehuber (links) stand beim Spiel des DJK SB gegen den VfB / BSC Regensburg 20 Minuten vor Spielende im Mittelpunkt. – Foto: Sabrina Brandt

Schiedsrichter wird tätlich angegriffen

Ein B-Klassen-Spiel im Fußballkreis Regensburg stand am Sonntag kurz vor dem Abbruch.

„Ein Spiel dauert 90 Minuten“, sagte einst Trainerfuchs Sepp Herberger. Für diese eherne Fußballregel gibt es aber auf den unteren Fußballebenen inzwischen fast an jedem Spieltag Ausnahmen. Oft ist körperliche oder verbale Gewalt gegen den Schiedsrichter oder andere Beteiligte im Spiel.

Jüngstes Beispiel: Die Partie der DJK Sportbund Regensburg gegen den VfB / BSC Regensburg II in der Regensburger B-Klasse 2 (Endstand 3:3). In dieser kam es am Sonntag fast zum Spielabbruch. Was war passiert? Während der ersten Halbzeit war es ein ziemlich ruhiges Spiel, es gab keine Karten, schildert Tobias Schlehuber, der das Spiel als Schiedsrichter leitete, Tags darauf. Auch nach der Pause blieb zunächst alles fair. Bis 20 Minuten vor Spielende, als Schlehuber einem Spieler der Gäste die gelbe Karte zeigen wollte. Daraufhin packte er mich am Arm. Als ich die rote Karte zücken wollte, kam ich aber nicht dazu, denn er umarmte mich und drückte so fest, dass ich mich nicht mehr wehren konnte, schildert der 24-Jährige. Solange, bis Spieler der Heimmannschaft den Akteur vom Schiri losrissen.

Ein Lob spricht Schlehuber dem Ordnungsdienst und der DJK SB aus. Es war gut, wie sie das geregelt haben. Ohne diese weiß ich nicht, wie es ausgegangen wäre“. Schließlich kam Schlehuber doch noch dazu, betreffendem Spieler Rot zu zeigen. Mit Zögern verließ dieser den Platz. Der Unparteiische entschied sich gegen einen Spielabbruch, weil sich das Ganze anschließend schnell beruhigt hatte. Trotz großer Hektik in der Schlussphase mit je zwei Toren auf beiden Seite sowie einer gelb-roten Karte konnte Schlehuber das Spiel souverän zu Ende bringen. Positiv: Der Spieler des VfB / BSC zeigte Reue und entschuldigte sich nach dem Duschen beim Schiedsrichter für seinen Aussetzer.

Erst seit März ist Schlehuber als Schiedsrichter im Einsatz. So etwas habe ich selbst noch nicht mitbekommen. Das ist einfach unterstes Niveau, sagt er. Trotz dieses Vorfalls wird der 24-Jährige aber in jedem Fall weitermachen.


Appell an die Eltern
Tobias Schlehuber lebt den Fußball. Von Klein auf engagiert sich der 24-Jährige ehrenamtlich für seinen Heimatverein FSV Steinsberg. Seit einigen Jahren ist er dort auch als Jugendtrainer aktiv. Aus Schlehubers Sicht fängt die ganze Problematik schon ganz früh an: Im Kinder- und Jugendfußball. Dort sorgen schreiende Eltern dafür, dass es in und um den Fußballplatz nicht immer gesittet und ruhig zugeht. Die Eltern sollen nicht so viel von den Kids verlangen. Wer einfach kein guter Fußballer ist, sollte trotzdem nicht unter dem Druck der Eltern stehen, gleichzeitig sollen auch die guten nicht immer gleich rausgehoben werden, überlegt Schlehuber: Dann wäre es auf den Plätzen auch ruhiger“.

Regensburgs Kreisspielleiter Rupert Karl fordert harte Strafen gegen all diejenigen, die den Unparteiischen in welcher Form auch immer attackieren, ihm Gewalt androhen oder sonstiges. Szenen wie die vom vergangenen Wochenende würden natürlich junge Manschen, die gern Schiedsrichter werden wollen, abschrecken, sagt Karl, der gemeinsam mit vielen seiner Verbands-Mitstreiter seit Jahren versucht, der schwindenden Zahl an aktiven Schiedsrichter entgegenzuwirken - bisweilen ohne Erfolg. Auf der einen Seite werben wir, dass wir Schiedsrichter kriegen, aber sowas schreckt natürlich wieder ab, weiß Karl. Auf Grundlage des Schiedsrichterberichts wird sich nun das Regensburger Sportgericht mit der Tätlichkeit von Sonntag auseinandersetzen. Ein Urteil könnte schon übernächste Woche gesprochen sein.


Kein Einzelfall
Fälle wie dieser gibt es leider immer wieder. Jeder vierte Schiedsrichter in Deutschland soll schon einmal Opfer von direkter körperlicher Gewalt geworden sein. Erst im Mai hatte ein unterklassiges Spiel im Fußballkreis Regensburg für Schlagzeilen gesorgt, als der erst 15-jährige Schiedsrichter, weil er die rote Karte zücken wollte, angegriffen, bespuckt und gejagt wurde.

Aufrufe: 06.8.2019, 12:09 Uhr
Florian WürtheleAutor