2024-04-24T13:20:38.835Z

Analyse
Philipp Rippl hatte schwer zu knabbern an der Attacke seines Gegenspielers. Nach dem Spiel musste er von Oberndorfs Teambetreuer Mike Rosenkranz getröstet werden.  Foto: Szilvia Izsó
Philipp Rippl hatte schwer zu knabbern an der Attacke seines Gegenspielers. Nach dem Spiel musste er von Oberndorfs Teambetreuer Mike Rosenkranz getröstet werden. Foto: Szilvia Izsó

Keine Versöhnung nach der Attacke

Der Zusammenstoß von zwei Spielern in Oberndorf erhitzt weiter die Gemüter +++ Das Opfer hat Anzeige erstattet +++ Auch das Sportgericht muss reagieren

Polizei, Sportgerichte, Ärzte, Spieler, Schiedsrichter, Trainer – das Spiel zwischen dem VfB Oberndorf und dem TSV Bäumenheim wird viele Menschen noch eine ganze Zeit lang beschäftigen. Die Partie der Kreisklasse Nord II war in der 84. Minute abgebrochen worden, nachdem der Bäumenheimer Kevin Bumberger seinen Gegenspieler Philipp Rippl mutmaßlich mit einem Kopfstoß niedergestreckt hatte und dann Zuschauer das Spielfeld gestürmt hatten.

Alleine den genauen Tathergang zu ermitteln, dürfte interessant werden. Es waren über 100 Zuschauer am Sportplatz in Oberndorf, die sich aber wohl größtenteils auf das eigentliche Geschehen konzentrierten. „Das alles passierte an der Außenlinie, Höhe Mittellinie, und der Ball war bei uns im Strafraum“, erinnert sich VfB-Trainer Berkant Oral. Er selbst habe die Aktion nicht gesehen. Das gleiche gilt für seinen TSV-Kollegen Axel Bumberger, der pikanterweise der Onkel des mutmaßlichen Täters ist. Der Coach und Abteilungsleiter der Bäumenheimer sagte: „Laut meinem Kenntnisstand ist unser Spieler in den anderen reingelaufen. Es war ein unglücklicher Zusammenprall. Im Anschluss kam es zu einem Angriff durch eine Person aus Oberndorf gegen unseren Spieler.“ Schiedsrichter Michael Steinle (TSV Mönchsdeggingen) hat das mutmaßliche Foul ebenfalls nicht mit eigenen Augen wahrgenommen. So habe er es in seiner Meldung vermerkt, wie der stellvertretende Obmann der Schiedsrichtergruppe Nordschwaben, Hans Breuer, erklärt. Weiter sei in der Meldung von einem Schlag die Rede und nicht von einem Kopfstoß, so Breuer.

Fakt ist, dass Philipp Rippl eine angebrochene Nase davontrug und ein Stück eines Schneidezahnes absplitterte. Er kam direkt ins Krankenhaus, der Zahn wurde sofort gerichtet. Gegen Kevin Bumberger wurde „deshalb auch Anzeige erstattet“, wie Johannes Stehle, Abteilungsleiter beim VfB, bestätigt. Für Rippl sei das „auch eine Kostenfrage“. Er wolle nicht auf dem Geld sitzenbleiben. Die Polizei war noch am Samstag vor Ort und nahm Ermittlungen wegen des Verdachts der vorsätzlichen Körperverletzung auf.

Oberndorf führte 2:1 zum Zeitpunkt des Spielabbruchs. Ob das Ergebnis bestand hat, ob es eine andere Spielwertung gibt oder ob gar ein Wiederholungsspiel angesetzt wird, ist völlig offen. „Das muss das Sportgericht entscheiden“, so Schiri-Obmann Breuer, der glaubt, dass es „aus Sicht des Schiedsrichters wohl richtig“ war, die Partie abzubrechen. Grundsätzlich gelte immer, dass ein Unparteiischer alle möglichen Mittel ausschöpfen muss, um bei Tumulten wie in Oberndorf die Ordnung wieder herzustellen und die Partie fortzuführen. Breuer: „Dazu war der Ordnungsdienst scheinbar nicht in der Lage.“ Nicht ganz klar ist auch, wie viele Zuschauer letztlich den Platz stürmten. Der Vereinsberichterstatter des VfB Oberndorf sprach von zweien, Schiri Steinle vermerkte „zehn bis zwölf Zuschauer“ in seinem Bericht, so Breuer.

Ob der 21-jährige Steinle, der in der Fördergruppe von Nordschwabens Schiedsrichtern ist, richtig gehandelt hat, wird auch das Sportgericht entscheiden müssen. Breuer erinnert sich an einen Spielabbruch in Blossenau im Jahr 2011. Damals entschieden die Sportrichter, dass der Schiedsrichter eben nicht alle Mittel ausgeschöpft hatte. Damals kam es zu einer Neuansetzung der Partie. Damit würde man im Oberndorfer Lage wohl eher nicht leben können.

VfB-Trainer Oral ist beispielsweise ziemlich angefressen. Von den Verletzungen abgesehen, habe das ganze Drama Philipp Rippl nämlich auch psychisch mitgenommen. „Er ist ein ruhiger Junge, den man eher dazu Auffordern muss, richtig in die Zweikämpfe zu gehen. Dass ihm jetzt dann so etwas widerfährt – ihm geht es den Umständen entsprechend“, so Oral. Er könne außerdem nicht verstehen, dass von Bäumenheimer Seite versucht wird, den Tathergang zu verharmlosen: „Ich reibe mich an den Aussagen des Trainers. Ein Mann in dieser Funktion muss da anders reagieren.“ Oral sei „beschämt“. TSV-Coach Axel Bumberger hält dagegen, dass er sich von Orals Aussagen beleidigt fühle: „Mein Trainerkollege hat mich verbal angegriffen. Aber weiter möchte ich mich gar nicht mehr äußern. Es ist schlimm genug, was da passiert ist.“

Und so herrscht immerhin in einem Punkt Einigkeit: Solche Szenen wie am Samstag gehören auf keinen Fußballplatz. Oral sagte: „Der Schiedsrichter kann nichts dafür. Es gab da eine Menschentraube. Da muss man abbrechen.“ Axel Bumberger: „Es ist vernünftig, dass er abgebrochen hat.“

Aufrufe: 022.9.2014, 22:44 Uhr
Donauwörther Zeitung / Bastian LauerAutor