2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Jubiläum:  Dennis Wehrendt, der sein 250. Pflichtspiel für den VfB absolvierte,  im Zweikampf mit Jan-Philipp Kalla.54°
Jubiläum: Dennis Wehrendt, der sein 250. Pflichtspiel für den VfB absolvierte, im Zweikampf mit Jan-Philipp Kalla.54°

VfB Lübecks Spieler üben Selbstkritik

Nach dem Remis gegen St.Pauli II

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„Im Moment reicht das dann wohl nicht für ganz oben.“ Dennis Wehrendt sprach die Wahrheit nach dem 1:1 gegen St. Pauli II relativ gelassen aus. Der VfB-Kapitän, der vor dem Spiel für 250 Pflichtspiele im grün-weißen Dress geehrt wurde, sprach die Defizite im Lübecker Spiel klar an.

„Wir waren zu Beginn nicht wach genug und oft zu weit weg von den Leuten“, monierte der 29-Jährige. „Das Gegentor darf so natürlich nie fallen.“ Das dumme 0:1 nach einem Eckball ärgerte auch Trainer Rolf Landerl.

„Das haben wir schon in der Kabine angesprochen. Die Jungs wissen, was da schief gelaufen ist.“ Bei der scharf vors Tor gezogenen Ecke hatte Gary Noel den Zweikampf gegen Gäste-Kapitän Jan-Marc Schneider verloren und Andy Gomig seine Position am langen Pfosten verlassen, wo der Ball dann einschlug.

„Nach gut 20 Minuten haben wir das Spiel dann in den Griff bekommen“, fand Wehrendt – wobei Gäste-Trainer Joachim Philipkowski durchaus Argumente für seine Sichtweise hatte, als er feststellte: „Wir hätten in dieser Phase das zweite Tor nachlegen müssen.“

Der VfB wirkte in der Abwehr teilweise ungeordnet – auch, aber nicht nur, weil Marc Lindenberg den gesperrten Moritz Marheineke nie auch nur ansatzweise ersetzen konnte. „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir elf kleine Mentalitätsmonster brauchen, wenn unser großes Mentalitätsmonster fehlt“, erklärte Landerl.

Doch nur wenige Spieler – Wehrendt und Marcello Meyer nach Anfangsschwierigkeiten, Sven Mende in der zweiten Hälfte – erfüllten diesen Anspruch und Henrik Sirmais, der ein Sonderlob vom Trainer bekam. „Er hat einen schweren Herbst hinter sich, in dem er nicht viele Möglichkeit gehabt hat, um sich zu zeigen“, sagte Landerl.

„Er hat gezeigt, dass man in so einer Phase dranbleiben muss. Er hat richtig gut gearbeitet. “Sirmais holte zumindest den Elfmeter – und damit das einzige VfB-Tor – heraus. Meyer verwandelte und zog ebenfalls selbstkritisch Bilanz.

„Der Wille war da“, sagte der Mittelfeldspieler, „aber wir haben in vielen Situationen nicht klug genug gespielt.“ Vor allem monierte er die Verwertung der Möglichkeiten. „Wir hatten vor der Pause schon genug Chancen.“

Wenn wir da ein, zwei gemacht hätten, wäre von St. Pauli vielleicht nicht mehr so viel gekommen“, vermutete Wehrendt. So aber blieben die jungen Gäste voll in der Partie. „Phasenweise war es so ein Spiel, in dem wir auch die Zuschauer hätten mitnehmen können“, meinte Meyer.

Das jedoch sei nach dem Ausgleich nicht mehr wirklich gelungen. „Da ist das dann abgeflacht. Wir haben zu viele Konter zugelassen.“ So war der Ex-Lübecker Ferydoon Zandi, derzeit Co-Trainer bei St. Pauli, nicht einmal mit dem Punkt zufrieden.

„Natürlich hatten die Lübecker auch Chancen“, sagte der frühere iranische Nationalspieler, „aber unsere waren so klar, dass wir das Siegtor hätten machen müssen.“ Den Blick zur Tabellenspitze wollten die Lübecker deshalb nicht mehr richten.

„Da schauen wir nicht mehr hin“, sagte Meyer. „Wir müssen einfach unsere Punkte holen und dann sehen, wofür das am Ende reicht.“ Die Aufgaben werden schließlich nicht leichter. „Havelse wird nächste Woche noch besser hinten stehen“, sagte der VfB-Torschütze.

Ob es dann wieder Anfeuerung von zwei Seiten geben wird, ist offen. Aufgrund einer Entscheidung der Behörden, die die Sicherheitsanforderungen überarbeiteten, musste die alte Holztribüne geschlossen bleiben. „Wir arbeiten daran“, sagte Vorstandssprecher Thomas Schikorra, der einen Brandschutzingenieur zu Rate gezogen hat.

„Wir teilen die Gefahrenprognose der Behörden nicht“, erklärte der Rechtsanwalt, der die Tatsache, dass in der Saison 2013/14 einige Fans durch Pyrotechnik-Einsatz auf dem 82 Jahre alten Holzkonstrukt negativ auffielen, nicht mit der aktuellen Entscheidung in Zusammenhang bringen konnte.
Aufrufe: 07.2.2017, 07:00 Uhr
SHZ / cjeAutor