2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Frustrierte Mienen: Nach dem dritten Gegentor in den Schlussminuten müssen Nils Lange (links) und Moritz Marheineke (rechts) weiter im den Klassenerhalt in der Regionalliga bangen. Foto: objectivo
Frustrierte Mienen: Nach dem dritten Gegentor in den Schlussminuten müssen Nils Lange (links) und Moritz Marheineke (rechts) weiter im den Klassenerhalt in der Regionalliga bangen. Foto: objectivo

VfB Lübeck zittert weiter

Vorsprung schmilzt nach 1:1 gegen Norderstedt

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Die Stimmung im VfB-Lager nach dem 1:1 bei einem Gegner, der zuvor vier Niederlagen (4:14 Tore) in Folge einstecken musste, war schwer in Worte zufassen. Schon auf dem Platz gab es Redebedarf. Da unterhielten sich die Spieler beider Teams wild gestikulierend über das Vorangegangene.

Die VfB-Spieler traten danach den Weg zu den rund 150 mitgereisten Fans an, die über die gesamte Spielzeit für Heimspiel-Atmosphäre gesorgt hatten, und wurden mit Applaus und weiteren Anfeuerungen bedacht. Kaufen konnte sich dafür allerdings niemand etwas bei den Lübeckern. Zu tief saß der Stachel der Enttäuschung nach dem ,,unnötigen" Remis.

Sprachlos liefen so die Kicker der Lübecker auch an den wartenden Journalisten anschließend vorbei. Selbst Moritz Marheineke, das Sprachrohr des VfB Lübeck, hielt sich kurz. ,,Sorry, ich habe nichts zu sagen. Es tut mir leid", entfuhr es dem kreideweißen Kapitän. Immerhin auf der Pressekonferenz schilderten die Trainer ihre Sicht der Dinge. ,,Wir haben gut angefangen, waren aggressiv und besaßen zunächst ein kleines Übergewicht", startete Michael Hopp sein Resümee, nachdem es dem VfB erneut nicht gelungen war, einen wichtigen Dreier einzufahren - den letzten Sieg in Norderstedt hatten die Lübecker übrigens 1994 mit 1:0 unter Michael Lorkowski gefeiert, der damals gerade Ernst Menzel als Chefcoach abgelöst hatte.

Vor allem der Platzverweis für Marvin Thiel schmeckte dem Lübecker Interimscoach überhaupt nicht. ,,Der hat uns natürlich nicht in die Karten gespielt. Wir mussten danach auf ein 4-4-1 umstellen", so Hopp, der die Szene, die dazu führte, wie folgt beschrieb: ,,Marvin trifft seinen Gegenspieler an der Seitenlinie. Danach geraten beide Spieler aneinander. Der Norderstedter lässt sich daraufhin theatralisch fallen und der Schiedsrichter zieht die Rote Karte."

Eine Entscheidung, die Hopp nur schwer nachvollziehen konnte. ,,Wenn er das so entscheidet, hätte Koch zuvor auch schon Gelb-Rot sehen müssen für sein Foulspiel", haderte der Coach der Hansestädter, machte seinem Team aber keinen Vorwurf. ,,Das kann ich auch nicht. Wir haben uns gute Torchancen herausgespielt, waren willig und unangenehm zu bespielen. Dass wir dann nach Flensburg und Drochtersen zum dritten Mal in Folge wieder einen späten Gegentreffer fangen ist bitter. Zumal das ein Eier-Tor war, das wir vorher einfach unterbinden müssen."

Besser gelaunt, regelrecht erleichtert, zog hingegen sein Gegenüber, Thomas Seeliger, ein Fazit. ,,Ich bin zufrieden mit dem einen Zähler. Wir wollten zwar anders spielen, doch die Durchschlagskraft hat uns heute einfach gefehlt. Doch durch den späten Ausgleich und mit nun 43 Punkten sind wir durch, während Lübeck und viele andere Mannschaften bei möglichen vier Absteigern richtig in die Bredouille geraten sind und der Druck gewachsen ist", befand der Cheftrainer der Hamburger Vorstädter. Dass die Partie am Ende sogar fast komplett gedreht wurde, der Spielverlauf dann vollends auf den Kopf gestellt worden wäre, war aber auch noch in den Köpfen beider Trainer präsent.

,,Nach dem Ausgleich hatte Norderstedt Oberwasser, wäre fast noch das 2:1 gefallen. Zum Glück geht der Ball dann aber drüber", bestätigte Hopp. ,,Aber das wäre in einer hart umkämpften Begegnung des Guten vielleicht auch zu viel gewesen", ergänzte Seeliger.

Für den VfB ist die Lage nun im Tabellenkeller, zu dem man den VfB trotz der Verbesserung auf Rang 10 zählen muss, nicht angenehmer geworden. Da Goslar den erwarteten Arbeitssieg in Cloppenburg einfuhr und der Hamburger SV II das Duell gegen die ebenfalls noch nicht geretteten Rehdener gewann, schmolz der Abstand zu Platz 16 auf drei Punkte. Weil zudem die hinter dem VfB liegenden Teams vom HSV II und neue Drittletzte Hannover 96 II (hat noch zwei Spiele weniger als der VfB!) noch über leichtere Aufgaben (beide spielen unter anderem noch gegen Schilksee) im Restprogramm verfügen, kommt dem folgenden Heimspiel der Lübecker gegen den HSV schon sehr viel Bedeutung zu.

Um Platz 15, der bei einem Drittliga-Abstieg von Werder Bremen II und Nichtaufstieg des Nord-Meisters (derzeit Wolfsburg II) den Gang in die Fünftklassigkeit bedeuten würde, sind unter Umständen selbst 40 Punkte zu wenig. Gut für den VfB, dass zumindest St. Pauli II verlor und Goslar noch das schwierigste Restprogramm aufweist. Diese beiden Mannschaften haben zudem auch die schlechtesten Torverhältnisse aller bedrohten Mannschaften.
Aufrufe: 02.5.2016, 15:00 Uhr
SHZ / sru/cjeAutor