2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: Imago Images

Rocco Leeser: "Wir müssen konzentrierter und effektiver werden"

Lübecks Sportdirektor gibt sich im Interview vor dem Spiel gegen Türkgücü optimistisch

Zwei Niederlagen, zwei Spielausfälle – in den wenigen Wochen seit dem letzten Sieg gegen die SpVgg Unterhaching gab es wenig Aufbauendes rund um den VfB. Zeit, das zu ändern.
Im Gespräch erklärt Sportdirektor Rocco Leeser, was sich verändern muss, damit das gelingt und warum er diesbezüglich vor dem Spiel gegen Türkgücü München, das am Samstag um 14 Uhr angepfiffen wird, auch optimistisch ist.

Rocco, der VfB ist Tabellenletzter und hat die letzten beiden Partien verloren. Wie würdest Du die Situation aktuell beim Blick aufs Klassement einschätzen?

Die Lage ist natürlich ernst, aber nicht hoffnungslos. Der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen ist nicht so groß, zumal einige andere Mannschaften ja auch bereits mehr Spiele ausgetragen haben als wir. Aber ich bin nicht mehr bereit, immer zu sagen, dass wir noch 16 Spiele haben. Natürlich ist die Saison noch lang. Aber wir müssen jetzt auch schnell Punkte holen. Wir müssen Spiel für Spiel mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. Der Maßstab muss dabei die erste Halbzeit im Spiel gegen Unterhaching sein. Da habe ich eine Mannschaft gesehen, die sich mit jeder Faser in die Zweikämpfe geworfen hat. Das ist die Basis, das muss jede Woche zu sehen sein.

Hast Du den Eindruck, dass die Mannschaft das verinnerlicht hat?

Das wird man am Ende erst auf dem Platz im Spiel wirklich sehen. Im Training hatte ich in dieser Woche auf jeden Fall diesen Eindruck. Da habe ich gesehen, dass die Mannschaft verstanden hat, worum es geht. Dass wir uns in puncto Zweikampfstärke verbessern müssen und dass wir im Spiel noch aktiver sein müssen, um den Gegner auch mal vor Probleme zu stellen. Die Bereitschaft ist jedenfalls zu sehen.

Selbst beim Spitzenreiter Dresden wäre das möglich gewesen. Aber eine schlechte Anfangsphase, schlechte Chancenverwertung und viel zu leichte Gegentore haben das verhindert. Was ärgert Dich am meisten?

Das sind mehrere Dinge. Dass es gegen eine Mannschaft wie Dynamo Dresden, die Zweitliga-Qualität hat, auch mal Phasen gibt, in denen man nicht so gut im Spiel ist, damit muss man vielleicht auch leben. Aber wie einfach wir die Gegentreffer bekommen, das ist dennoch so nicht zu akzeptieren. Ein individueller Fehler wie bei der Ecke zum 1:0 darf so nicht vorkommen, da muss jeder die Konzentration haben, bei seinem zugeteilten Mann zu bleiben. Wenn dann trotzdem ein Tor fällt, weil der Gegner es gut macht – das kann passieren. Aber so ist es zu einfach. Auch beim zweiten und dritten Tor waren es individuelle Fehler, teilweise auch Fehlerketten. Damit laden wir den Gegner quasi ein. Trotzdem wäre ja noch etwas drin gewesen. Wir haben vor der Pause den Elfmeter und direkt nach der Pause eine Riesenchance. Wenn es da 2:1 oder sogar 2:2 steht, können wir etwas mitnehmen. Aber natürlich ist das am Ende zu viel Konjunktiv. Wir müssen einfach konzentrierter und effektiver werden – vorne wie auch hinten.

Gerade bei Standards ist das vermeintlich einfach…


Ja, gerade weil ich auch immer wieder sehe, dass das Trainerteam diese Dinge gut anspricht und akribisch vorbereitet. Da muss ich dann auch erwarten, dass die Jungs dann diese Überzeugung bei den Standards auch auf den Platz bringen. Das gilt übrigens hinten genauso wie auch vorne. Wir hatten auch in Dresden sieben Ecken, aus denen kaum etwas passiert ist. Auch das hat etwas mit Überzeugung zu tun. In puncto Durchschlagskraft müssen wir uns aber auch unabhängig davon verbessern. Chancen hatten wir eigentlich in allen Spielen. Aber da fehlt dann der letzte Tick Zielstrebigkeit, die unbedingte Gier, auch das Tor machen zu wollen.

Zuletzt waren immer mal einige etablierte Spieler auf der Bank oder auf der Tribüne. Hast Du den Eindruck, dass der Konkurrenzkampf im Team belebend wirkt?

Das muss so sein. Jeder sieht ja, dass der Weg kurz ist von der Tribüne auf den Platz und umgekehrt. Und natürlich muss sich auch jeder empfehlen für neue Verträge – ob das nun beim VfB sein wird oder anderswo. Aber ich habe schon den Eindruck, dass die Mannschaft kapiert hat, dass es fünf vor zwölf ist.

Das System wurde zuletzt umgestellt, von 3-5-2 auf ein 4-2-3-1. Hat sich das aus Deiner Sicht bewährt?

Ich denke, dass es in diesem Moment der richtige Schritt war. In erster Linie ist aber wichtig, dass wir flexibler geworden sind. Man hat gesehen, dass man wie in Dresden auch während des Spiels mal das System umstellen kann und damit auch eine Verbesserung bewirkt. Der Trainer wird von Fall zu Fall entscheiden, mit welcher Variante die Erfolgsaussichten höher sind.

Heute kommt mit Türkgücü München eine Mannschaft mit Ambitionen. Was denkst Du über den Gegner? Auf was für ein Spiel können wir uns einstellen?

Ich sehe eine Mannschaft, die über unglaublich viel individuelle Qualität verfügt, gerade in der Offensive. Da muss man nicht nur Sliskovic und Sararer sehen, da gehören auch noch einige andere dazu wie jetzt Lucas Röser. Die Mannschaft ist auch clever, lässt den Gegner schon mal kommen und schaltet dann selbst gut um. Das ist auf jeden Fall eine Mannschaft, die die Qualität hat, um auch ganz oben mitspielen zu können. Aber wir haben schon im Hinspiel gesehen, wo wir nur durch einen unberechtigten Elfmeter verloren haben, dass wir auch gegen solch gute Mannschaften mithalten können. Ich bin überzeugt, dass wir auch heute punkten werden, wenn die Mannschaft an ihre Leistungsgrenze geht.
Aufrufe: 019.2.2021, 15:54 Uhr
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