2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

Eigener Namen erstmals in der Elf der Woche- "Cooles Gefühl"

Niklas Fehlner über das Pokalaus, die Derbyniederlage, zahlreiche Mannschaftsabende und seine Ziele

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Nicklas Fehlner; Fotos: VfB Hermsdorf

Nick, Danke das du dir Zeit nimmst. Für euch war es ein spielfreies Wochenende. Wie sehr ärgert dich noch das Ausscheiden im Pokal?

Das Ausscheiden in der ersten Runde im Pokal war und ist für mich immer noch wie ein Schlag in die Magengrube. Ich spiele sehr gerne im Pokal und finde, dass man aus solchen Spielen immer sehr viel mitnehmen kann. Gerade in meiner Vergangenheit bei Hermsdorf hatte ich sehr interessante und lehrreiche Pokalspiele. Vor zwei Jahren habe ich noch mit der A-Jugend im Viertelfinale gegen den 1.FC Union Berlin gespielt und auch in meinem ersten „Männer-Jahr“ in der letzten Saison in der ersten Runde gegen SV Lichtenberg 47. So was ist immer eine tolle Erfahrung, gerade als junger Spieler. Mich ärgert am Ausscheiden besonders die Art und Weise, wie dies zustande kam. Mit dem SV Buchholz hatten wir zwar einen, auf dem Papier, unterklassigen Gegner zu Gast, der uns jedoch gezeigt hat, wie man im Pokal auftreten muss und somit nach 90min. als verdienter Sieger vom Platz gegangen ist. Hätten wir dieses Spiel gewonnen - wer weiß, welchen Gegner wir als nächstes vor der Brust gehabt hätten.

Wie passt es zusammen, dass man im letzten Jahr gegen Oberligist Lichtenberg 47 nur knapp mit 0:1 unterliegt, in diesem Jahr gegen den Bezirksligisten SV Buchholz mit 0:3?

Ich denke das war ein klarer Fall des Unterschätzens. Wie eben schon angemerkt, spielt der SV Buchholz eine Liga unter uns. Es ist schon fast Gewohnheitsrecht, dass, egal wie sehr die Trainer an einen appellieren konzentriert zu sein, man einen potentiell „schwächeren“ Gegner unterschätzt, obwohl man es eigentlich gar nicht will. Ich würde sagen, dass genau das in dem Spiel der Fall war, wobei man durchaus sagen muss, dass wir keinerlei Überheblichkeit an den Tag gelegt haben sondern sehr konzentriert in das Spiel gegangen sind.

Das Spiel gegen Lichtenberg hingegen war echt eine tolle Sache. Rund ums Spielfeld standen unzählige Fans, die sowohl gepöbelt als auch gefeiert haben. An dem Tag hat man die Leidenschaft für den Sport besonders gespürt, vor allem gerade deswegen, weil das Spiel auf Messers Schneide stand. Wir wussten, dass wir in diesem Spiel nur als Sieger vom Platz gehen konnten. Wir haben alles gegeben und um jeden Ball gekämpft, leider am Ende, trotz mehrerer Chancen unsererseits, mit 0:1 verloren. Ich glaube genau da liegt der Unterschied: Man weiß, wen man vor der Brust hat und versucht einfach den höherklassigen Teams zu zeigen, dass man durchaus in der Lage ist, Fußball zu spielen und gibt alles, um dem Gegner die Leviten zu lesen. Das dachten wir gegen den SV Lichtenberg 47 und ich denke, dass dachte sich auch der SV Buchholz gegen uns.

Die freie Zeit habt ihr gut genutzt und auf einem Mannschaftsabend den Zusammenhalt gestärkt. Wie ist die Atmosphäre allgemein bei euch?

Ich denke, die Atmosphäre bei uns im Team könnte eigentlich kaum besser sein. Wir als Mannschaft haben sehr viel Spaß zusammen sowohl auf als auch neben dem Platz. Fast jedes spielfreie Wochenende wird dazu genutzt sich zu treffen und Abseits des Spielfeldes etwas zu unternehmen. Auch am kommenden Wochenende steht das nächste Event an, wo es um alles oder nichts geht: FIFA 18-Turnier!

Was mir besonders an der Mannschaft gefällt ist die Offenheit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Neuen bzw. jungen Spielern, die aus der A-Jugend dazu stoßen. Auch ich wurde letztes Jahr offenherzig begrüßt und war sofort ein Teil eines tollen Teams. Gerade die Hermsdorfer Urgesteine, wie, im letzten Jahr, Martin Haustein oder aktuell Danny Teichfischer, oder natürlich auch das Trainergespann, leiten junge und neue Spieler an und erleichtern ihnen die ersten Schritte in den Männerfußball, was auf jeden Fall auch für die Mannschaft spricht.

Die Faszination FIFA, ich berichtete in vergangenen Woche. Kann so ein Teamabend den Mannschaftsgeist nochmal verstärken? Und was mich auch brennend interessiert, gibt es bei dir Mitspieler, die das Training für das Spiel sausen lassen?

Ja FIFA ist echt eine Faszination, Du sagst es! Ich denke, dass jeder Teamabend in jeglicher Hinsicht den Mannschaftsgeist ungemein verstärken kann. Wie vorhin schon angesprochen, werden Teamabende bei uns genutzt um sich auch mal über Themen außerhalb des Feldes auszutauschen und beispielsweise mitunter auch mal die jeweilige Partnerin kennenzulernen. So etwas verstärkt den Zusammenhalt. Gerade so ein FIFA-Turnier, wo es um unsere Sportart und darum geht, sich mit seinen Teamkollegen zu messen, bringt ungeheuren Spaß miteinander, was wiederum gut für das Gefüge ist.

Also ich persönlich würde nie eine Trainingseinheit für ein Videospiel ausfallen lassen, jedoch kam schon mal die Vermutung auf, dass es einige Mitspieler anders sehen, als am Release-Day von FIFA die Krankmeldungen bei den Trainern eingingen.

Wir werden es nie herausfinden. Zurück zum Ernst der Lage - Auch euer letzte Punktspiel - Nordderby gegen Wittenau - habt ihr verloren. Ich war vor Ort und war ziemlich enttäuscht von eurer Leistung. Siehst du das ähnlich?

Ja da hast du Recht, das Spiel war ziemlich enttäuschend für jeden Hermsdorfer.

An diesem Abend hat auf unserer Seite eigentlich gar nichts gepasst. Ich frage mich auch heute noch, was die Gründe für diesen Verlauf des Spiels waren. Die Trainer haben uns im Vorfeld super auf das Spiel eingestellt, wir hatten eine gute Trainingswoche und gerade nach dem Sieg gegen Türkspor FK am Wochenende zuvor, waren wir alle top motiviert und zuversichtlich, an der guten Leistung anzuknüpfen und sind auch dementsprechend mit breiter Brust in das Derby gegangen.

Was hat an diesem Tag nicht gepasst, gibt es Gründe für diese deutliche Niederlage?

Mit dem Anpfiff, so schien es zumindest, war dann die Euphorie bei jedem einzelnen von uns wie weggeblasen. Wir waren total hektisch am Ball und auch unser Spiel nach vorne war von vielen individuellen Fehlern geprägt. Auch die kämpferische Leistung, die uns eigentlich gerade in Derbys ausmacht, lies am letzten Spieltag auch zu wünschen übrig. Diese Schwächen hat Wittenau genutzt und somit alles in allem verdient gewonnen.

Am kommenden Wochenende steht ein Auswärtsspiel bei Türkiyemspor Berlin auf dem Plan, wahrlich auch keine leichte Aufgabe. Trotzdem optimistisch?

Ich gehe ziemlich optimistisch an das Spiel heran. Mit Tükiyemspor treffen wir auf einen Gegner, den wir schon aus der letzten Saison kennen. Im Hinspiel verloren wir zwar mit 1:3, wozu man jedoch sagen muss, dass wir 90min. spielbestimmend waren und zwei ziemlich kuriose Elfmeterentscheidungen gegen uns hinnehmen mussten. Das Rückspiel gewannen wir dann verdient mit 4:2. Aber, was letzte Saison war, ist jetzt völlig irrelevant. Türkiyemspor hat in der Sommerpause einige namhafte Neuzugänge verpflichtet und war ohnehin schon immer eine sehr spielstarke Mannschaft. Aber auch wir haben uns verstärkt und ich schätze uns um einiges stärker als in der letzten Saison. Somit bin ich bzw. sind wir alle sehr zuversichtlich und haben uns in der Trainingswoche optimal auf das Spiel vorbereitet. Am Sonntag wird sich dann zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Ich hoffe und gehe stark davon aus, dass wir das sein werden.

Sechs Spiele sind absolviert, lässt sich schon sagen, wohin der Weg in diesem Jahr führt?

Unsere Trainer und auch der Vereinsvorstand haben noch kein klares Saisonziel vorgegeben und damit wird man auch noch bis zum siebten oder achten Spieltag warten.

Und dein persönliches Ziel?

Mein persönliches, aber auch das mannschaftsinterne Ziel ist es, sich am Ende der Saison in den oberen fünf Plätzen der Tabelle anzusiedeln und mit etwas Glück...

Es ist bekannt, dass wir viele Berlin-Liga erfahrene Spieler in unseren Reihen haben. Deren Traum ist es natürlich auch mal wieder die Luft der höchsten Spielklasse Berlins zu atmen und diesen Traum teile ich auch mit ihnen.

Du konntest noch keine Berlin-Liga Luft schnuppern, aber überzeugst regelmäßig mit guten Leistungen. Oft bekomme ich gesagt, dass du Potential für eine höhere Liga hättest. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Ja, die bisher einzige Verbandsliga-Luft konnte ich damals in der D-Jugend schnuppern und der Traum eines jeden jungen Spielers ist es natürlich in der höchsten Liga Berlins oder ggf. irgendwann noch höher zu spielen. Ich hatte ziemliches Glück als „Frischling“ in der letzten Saison so viel Spielzeit bekommen zu haben. Ich habe einfach in jedem Training und in jedem Spiel versucht, mein Bestes zu geben und das ist mir in der letzten Spielzeit glücklicherweise ganz gut gelungen. Ein besonders cooles Gefühl war es, seinen Namen das erste Mal in der „Elf des Spieltages“ zu lesen. Das hat mich unter anderem auch angespornt weiterhin alles zu geben. Einige meiner Mitspieler versuchen mich, natürlich netterweise, regelrecht zu einem Probetraining in einem Berlin- oder Oberligateam zu drängen. Ein lustiger Kommentar von meinem Kumpel und Mitspieler Charles Duncan ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, als er nach einem Sieg zu mir meinte: „Junge, was machst du noch hier bei uns? Du musst hier weg!“. Es ist ein gutes Gefühl so viel Anerkennung von seinen Mitspielern zu bekommen. Ich sagte ja schon: Die Atmosphäre und die Art und Weise, wie mit jungen oder neuen Spielern umgegangen wird, findet man nicht oft. Über meine Zukunftspläne kann ich nicht viel verlieren. Derzeit studiere ich dual bei der Polizei und darauf liegt momentan auch mein Hauptfokus. Es lagen zwar einige Angebote zum Saisonende vor, jedoch stand der Verbleib beim VfB außer Frage. Hermsdorf ist ein toller Verein, die Mannschaft ist toll und ich bin rundum zufrieden. Zudem schätze ich das familiäre Flair in Hermsdorf, was man woanders in dieser Form sicherlich nicht hat. Dieses Umfeld würde ich auch jedem Geld in einem anderen Verein vorziehen. In meinen 16 Jahren Vereinsfußball, ist Hermsdorf meine zweite Station und das wird auch nach jetzigem Stand weiterhin so bleiben.

Aufrufe: 013.10.2017, 12:00 Uhr
Marcel PetersAutor