Der 1,96 Meter große Stürmer betätigte sich in der Kreisliga Buchen über Jahre als Strafraum-Sprengmeister, was die Dimensionen der gewöhnlich zu erwartenden Torquote (be-)trifft. Die gesamte Anzahl seiner versenkten Bälle ist nicht einmal ihm selbst genau bekannt, aber man darf unter konservativen Annahmen von pi mal Daumen rund 150 Treffern mindestens ausgehen. Zum Geheimnis seiner beinahe unheimlichen Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Kasten meinte er einst: „Man braucht eben einen gewissen Riecher. Der ist meiner Meinung nach angeboren, zu lernen gibt es da nicht viel“. Wichtig seien aber besonders die Mitspieler, die ihn gut in Szene setzten und die Bälle auflegten. „Die sind das A und O“, plauderte der Toptorjäger aus dem Nähkästchen. Gemeint waren insbesondere Patrick Rhein und Rainer Sauer, auch Bruder Simon habe von außen „einige Dinger vorgelegt“. Kirmses Stärken lagen trotz seiner Größe weniger im Kopfballspiel, umso öfter vollstreckte er aber mit rechts wie mit links. „Ich habe vor dem Tor eine gewisse Abgeklärtheit und kann dadurch einen Großteil der Chancen auch nutzen“, bemerkte er erstaunlich sachlich in einer früheren Aussage. Einen ausgesprochenen Lieblingsgegner hatte Kirmse nie, zumal ohnehin fast alle Teams mit der Viererkette eine ähnliche Abwehr-Antwort zu finden versucht hatten. Sein durchgehend hohes Niveau in der Torleistung führte der Schlacks auf regelmäßiges Training und ein gutes Verhältnis zu den Mitspielern zurück. „Dadurch gibt man automatisch immer sein Bestes für die Mannschaft“.
In den letzten Jahren konnte Kirmse aus beruflichen Gründen immer weniger und unregelmäßiger trainieren, was sich entsprechend negativ bei Kraft und Ausdauer bemerkbar gemacht hatte. Er akzeptierte die Tatsache, dass Spiele ohne eigene Treffer endeten und legte sein Augenmerk stärker auf die berufliche Weiterbildung als auf die Erfüllung der Eigenvorgaben auf dem Platz. Dennoch hielt er dem VfB die Treue. Angebote anderer Vereine flatterten immer wieder ins Haus, kamen aber nie ernsthaft in Frage. Kirmse fühlte und fühlt sich sehr wohl bei Heidersbach, war durch die Weiterbildung auch ortsgebunden. „Wenn man nicht regelmäßig trainieren kann, ergibt ein Wechsel erst recht keinen Sinn“, lauteten seine abschlägigen Bescheide. Der Bödigheimer blieb nach der Jugendzeit bis zum Alter von 25 Jahren beim heimischen FC an Bord und auf dem Feld, als einzig nächste Station folgten sechs Spielzeiten beim VfB Heidersbach. Nun geht der Mann mit dem Riecher mit 31 Jahren nach Haus` - wo er von seinem im April geborenen Filius empfangen wird. Die Karriere „ist definitiv beendet“, stellt der junge Vater nun klar. Bei alleräußerster Not am Mann würde er zwar noch kurz aushelfen. „Aber das gilt nur für den Notfall“. Ohne Not reifte in Kirmse dann auch über längere Zeit der Entschluß. „Wenn man so lange gespielt hat, ist es schon nicht ganz einfach, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Aber es passt nicht mehr. Von der Zeit, dem Alter und der Familie“. Bleibt als Hoffnung aller Freunde vieler Treffer noch eine Frage: Ab wann kann man mit 30 Kirmse-Junior-Toren in der Kreisliga rechnen? Jens Kirmse lacht: „Ich hoffe, es wird irgendwann einmal so weit sein“.