2024-04-16T09:15:35.043Z

Spielvorbericht
VfB-Manager Hermann Schmidmeier und SEF-Abteilungsleiter Georg Appel hoffen am Samstag auf ein rassiges Derby, viele Zuschauer – und natürlich jeder auf einen Sieg seiner Mannschaft. Foto: Spanrad
VfB-Manager Hermann Schmidmeier und SEF-Abteilungsleiter Georg Appel hoffen am Samstag auf ein rassiges Derby, viele Zuschauer – und natürlich jeder auf einen Sieg seiner Mannschaft. Foto: Spanrad

Das Derby-Interview: "Eine andere Kategorie, das ist krank"

Schmidmeier trifft Appel

Freising – Es dürfte das Spätsommer-Schmankerl schlechthin werden, wenn am Samstagnachmittag (15 Uhr) in der Savoyer Au der SE Freising und der VfB Hallbergmoos zum Vorrundenfinale aufeinandertreffen. Wir baten vorab SEF-Abteilungsleiter Georg Appel und Hallbergs Technischen Leiter Hermann Schmidmeier zum großen Derby-Interview.

Herausgekommen ist ein Gespräch über Finanzen im Amateurfußball, unterschiedliche Ziele von Jugendarbeit und warum der Blick auf die Tabelle trügerisch ist vor dem Duell der beiden einzigen Landkreis-Landesligisten.

Herr Schmidmeier, Freising hat den Titel des Herbstmeisters bereits sicher. Sind da viele Hallberger neidisch?

Schmidmeier: Quatsch. Zum einen freut es mich, dass sie Herbstmeister sind, damit hat ja keiner gerechnet. Neid empfinde ich da in keinster Weise. Wir selbst hatten ja einen großen Aderlass, zudem brauche ich nur ein Jahr zurückblicken und schauen, wie der SEF dort dastand. Das Pech des letzten Jahres hatten sie heuer nicht, haben sich zudem gut verstärkt.

Appel: Ich hab mir mal ausgerechnet, wo wir letztes Jahr um die Zeit standen. Wir waren Viertletzter mit nur 18 Punkten.

Dafür scheint Hallbergmoos bessere finanzielle Möglichkeiten zu haben. Ist das beim SEF ein Thema?

Appel: Das ist mir wurscht. Zum einen muss man sich das Geld erst erarbeiten, zudem haben wir ja unser Konzept, dass wir mit eigenen Leuten spielen wollen. Und da bin ich mir sicher, dass es Leute wie beispielsweise Valon Zeka zum Stammspieler packen werden.

Beide Mannschaften zählen fast jedes Jahr zum Kreis der Favoriten. Wie lukrativ ist die Bayernliga aber?

Schmidmeier: Ob sie das ist oder nicht, kann ich jetzt nicht sagen. Wir sind nun die fünfte Saison in der Landesliga, da hat man doch irgendwann automatisch das Ziel, eine Liga höher zu kommen. Entweder hat man doch das Ziel, nicht abzusteigen, oder will oben mitspielen?

Appel: Im Prinzip ist es doch völlig egal, ob man in der fünften oder sechsten Liga spielt. Andererseits würde doch was verkehrt laufen, wenn man im Sport keine Ziele hat. Insgesamt dürfte die Bayernliga den Freisinger Fußball nicht verändern.

Zahlreiche Bundesligisten stecken aktuell viel Geld in die Jugendarbeit. Inwiefern wird der Nachwuchs auch die Zukunft im Amateurbereich sein?

Appel: Ob das alternativlos ist, weiß ich nicht. Betriebswirtschaftlich ist es das jedenfalls nicht. Für das Geld, das wir jedes Jahr reinstecken, könnten wir drei Regionalligaspieler holen.

Schmidmeier: Das kannst Du doch so nicht öffentlich sagen?

Appel: Doch, es ist aber so. Dann wären wir bloß kein Verein mehr, sondern nur eine Organisation. Da was aufzubauen, das dauert aber mindestens zehn Jahre. Das hat man in Ismaning gut gesehen.

Schmidmeier: Wir sind da in unserem Verein anders aufgestellt, sind einer der wenigen Vereine, der noch keine Spielgemeinschaft im Nachwuchsbereich hat. Und mit Markus Kratzer hat es dieses Jahr sogar einer unserer eigenen Spieler zum Stammspieler der Ersten Mannschaft geschafft. Zudem haben wir im Jugendbereich jetzt versucht, alle Mannschaften in die Kreisliga zu bringen. Jedoch tut man sich auch schwer, geeignete und qualifizierte Trainer zu finden.

Würde es einem Landesligisten aber nicht gut stehen, auch mal in der Jugend-Bezirksoberliga zu spielen?

Schmidmeier: Natürlich wäre das was, das Ziel ist immer da, das zu verwirklichen. Wir hatten in den letzten Jahren aber auch zu viele Wechsel in der Abteilungs- und der Jugendleitung.

Appel: Viele Jugendliche überschätzen sich aber auch. Zudem muss man fairerweise sagen, dass wir mittlerweile schon eine Landkreisauswahl sind. Jedoch würde es nicht schaden, wenn es in der Art einen zweiten Verein geben würde im Landkreis.

Selbst in der Landesliga werden mittlerweile horrende Summen für Spieler und Trainer gehandelt, bei Türkgücü ist von einem hohen sechsstelligen Budget zu hören. Macht das nicht den Sport kaputt?

Appel: Natürlich ist das nicht die Zukunft. Jedoch darf man alle anderen Vereine nicht mit Türkgücü gleichsetzen. Die sind eine andere Kategorie, das ist krank. Natürlich: Wer sagt, dass Geld keine Tore schießt, der redet Schwachsinn.

Schmidmeier: Die Frage ist auch, ob ein solch hohes Budget nicht ein Risiko ist und ob die ihre ganzen Sponsoren noch haben, wenn das alles in die Hose geht?

Vor dieser Saison wurden teilweise andere Klubs gehandelt. Wieso gibt’s momentan so viele Überraschungen?

Schmidmeier: Ob das alles überraschend ist? Wir haben uns heuer leicht getan, wussten unsere Lage einzuschätzen. Dachau beispielsweise hat seinen Mittelstürmer hergeben müssen. Insgesamt spielen viele Faktoren mit rein.

Appel: Und du brauchst auch viel Glück.

Schmidmeier: So wollt ich’s jetzt nicht sagen.

Appel: Ich mein damit auch nicht Duselspiele. Manchmal kommt es einfach drauf an, wann man etwa gegen welche Mannschaft spielt oder wie es einen selbst mit Verletzten trifft. Es muss in einer Saison schon alles passen, wenn es reichen soll am Ende.

Am Samstag gastiert der VfB in Freising. Wo liegt die Chance, dem SEF die erste Saisonniederlage beizubringen?

Schmidmeier: Klar, auf das Derby freuen sich alle. Wir werden sicher nach Freising fahren, um offensiv aufzutreten und nach vorne zu spielen. Wir wollen es Freising schwer machen und die drei Punkte holen. Am Ende wird schon auch die Tagesform entscheiden und wer von den zwei Mannschaften den kleinen Rucksack tragen muss.

Und wie wollt ihr mit dem SEF es schaffen, gegen ein Hallbergmoos, das heuer nicht immer konstant gespielt hat, die Serie auszubauen?

Appel: Die Serie interessiert mich nicht. Ansonsten ist die Partie am Samstag das absolute Spitzenspiel, da braucht man nur auf das Powerranking schauen. Da spielt der Erste gegen den Zweiten, meiner Meinung nach sind wir momentan die zwei besten Teams der Liga. Das wird ein spannendes Spiel, noch dazu sind sicher mehr Zuschauer da als sonst, einige Spieler kennen sich, das spielt alles eine Rolle. Die Chancen stehen Fifty-Fifty. Wer nur auf die Tabelle schaut, macht einen Fehler.

Kleines Tippspiel zum Schluss – wie geht das Derby aus?

Schmidmeier: Puh, wie geht das Derby aus? Das Beste wäre, wenn sich keiner verletzt. Ansonsten tippe ich natürlich auf einen Sieg für uns, dafür brauchen wir aber eine gute Leistung.

Appel: Ich kann natürlich nicht gegen meine Mannschaften tippen, wir gewinnen natürlich. Ich denke, dass das Spiel ganz knapp, 2:1 oder 3:2, ausgehen wird.

Schmidmeier: Insgesamt stehen die Zeichen gut für ein tolles Fußballspiel.

Infos zum Spiel: Anpfiff für das Derby ist 15 Uhr. Gesponsert wird das Match des 17. Spieltages von der Staatsbrauerei Weihenstephan. Jeder, der mit dem verteilten Flyer oder diesem Zeitungsartikel ins Stadion kommt, erhält ein Freibier oder einen Kaffee umsonst. Interview: Matthias Spanrad

Aufrufe: 027.10.2017, 22:28 Uhr
Matthias Spanrad - Freisinger TagblattAutor