2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Gramzower Torgarant: Sören Seethaler hat in der vergangenen Saison so viele Treffer gemacht wie kein anderer Kreisoberliga-Kicker. Jetzt geht es in der Landesliga weiter. Foto: Verein
Gramzower Torgarant: Sören Seethaler hat in der vergangenen Saison so viele Treffer gemacht wie kein anderer Kreisoberliga-Kicker. Jetzt geht es in der Landesliga weiter. Foto: Verein

Achtung Landesklasse: Das ist die Kreisoberliga-Kanone

41 Tore hat Sören Seethaler in der vergangenen Saison für Gramzow gemacht: so viel wie kein anderer Stürmer auf dieser Ebene. Nach dem Wieder-Aufstieg will er mit dem VfB eine gute Rolle spielen.

Es klingt wie ein Fußball-Märchen: „Das ganze Dorf hält zusammen.“ „Fußball steht ganz oben“. „Bei uns ist egal, wer die Tore schießt.“ Sören Seethaler vom VfB Gramzow hat in der abgelaufenen Saison die meisten Tore aller Kreisoberliga-Stürmer in Brandenburg erzielt. Wie er das gemacht hat und wo er sich und das Team in der Landesklasse sieht, hat er uns im Interview verraten.

Sören, du hast in der abgelaufenen Saison die meisten Treffer aller Kreisoberliga-Stürmer in ganz Brandenburg erzielt. Jetzt könnte man gemein sein und die Frage stellen, ob die Uckermakliga im Vergleich zu allen anderen einfach zu schwach ist…

Ich denke eher, unser Sturm ist einfach sehr gut. Meine Sturmpartner haben fast alle schon Landesklasse gespielt und letztendlich hatte ich auch mehr Zeit zum Trainieren.

Woher kam die auf einmal?

Ich war bis vor kurzem noch Standesbeamter und jedes Wochenende standen Trauungen an.

…das verträgt sich nicht so richtig mit Fußballspielen, oder?

Nee, überhaupt nicht. Zusätzlich bin ich ja auch noch Trainer der Gramzower A-Junioren. Deren Spiele konnten wir in der Vergangenheit immer auf den Sonntag legen. Zu den Partien der Männer war es immer eine einzige Raserei. Aber dieses Jahr hat durch einen Wechsel des Amtsbereiches alles so geklappt, dass wir die Saison komplett durchspielen konnten. Dann waren auch alle anderen und der Erfolg da. Und dann trifft man auch mal das Tor.

Mal ist aber auch untertrieben? Ganze 41 Treffer waren’s. Soviel wie kein anderer Kreisoberliga-Stürmer.

Na ja, wir haben eine Mannschaft, die sich zum Teil seit den A-Junioren kennt. Da weiß man, wie man den ein oder anderen einzusetzen hat. Hinzu kommen die vielen Zuschauer, die uns regelmäßig unterstützen. Das ganze Dorf hält hier zusammen.

Treibt das einen noch mehr an?

Klar, gerade der Fußball steht im Dorf ganz oben. Es gibt so viele Helfer, die tolle Sachen organisieren. Natürlich liegt es nicht nur an einem selbst, wenn man so viele Tore schießt. Sondern auch an der Mannschaft, den Fans und Trainern.

Jetzt aber mal Butter bei die Fische: Wie stark würdest du die Kreisoberliga Uckermark im Vergleich zu den anderen einschätzen?

Ich würde schon sagen, dass es sechs sieben Vereine gibt, die um die ersten drei Plätze kämpfen. Das heißt also, dass es zumindest oben recht ausgeglichen ist. Heinersdorf, Boitzenburg, die Zweite des FC Schwedt und jetzt Pinnow, da sind viele Jungs dabei, die schon Landesliga gespielt haben.

Wer wird denn deiner Meinung nach am Ende der Saison in die Landesklasse aufsteigen?

Ganz klar: Heinersdorf oder Boitzenburg.

Letztere standen schon in der abgelaufenen Saison kurz vor dem Aufstieg. Ihr habt sie gestoppt. Wie ist das gelungen?

Durch unseren Team-Spirit. Wir hatten einen schlechten Start, haben gegen vermeintlich schlechtere Mannschaften verloren, aber zum Ende der Rückrunde lief es dann auch gegen die Top-Teams. Hinzu kamen der Kreismeistertitel in der Halle, die hohen Siege zum Rückrunden-Auftakt und die Tatsache, dass wirklich alle versucht haben, sich die Wochenenden freizuhalten.

Mit Matthias Bock stellte Boitzenburg die Vizekanone der Liga. Er hat 39-mal getroffen. Ist das ein Mann, den man in Gramzow gebrauchen könnte?

Klar, er hat genug Tore geschossen, ist also extrem abschluss- und kopfballstark und hat schon viel Erfahrung aus höheren Ligen sammeln können.

Unter den besten vier Torjägern der Kreisoberliga Uckermark sind drei aus Gramzow. Wieso?

Bei uns legt keiner wert darauf, wer das Tor schießt. Es geht darum, dass es fällt. Der eine hat den Vorrang bei den Elfern. Ich schieße die Ecken. Wir sind keine Egoisten, keiner will unbedingt Torschützenkönig werden. Das liegt sicher auch daran, dass wir nicht nur Mannschaftskameraden, sondern auch Freunde sind. Da spielt man den Ball auch einfach einmal mehr ab. Bei anderen Teams der Uckermarkliga ist das Spiel eher auf eine Person ausgelegt. Wenn zum Beispiel ein Spieler gedoppelt wird, können wir das verlagern.

Jetzt geht es für Euch in der Landesklasse weiter. Hat Euch der Aufstieg auch ein wenig Angst gemacht?

Höchstens vor Verletzungen. Wir haben viele erfahrene und fitte junge Spieler in unseren Reihen. Gerade die Erfahrung aus den höheren Ligen hilft uns, weil wir viele Spieler gegnerischer Teams dadurch schon kennen. Das Ziel ist übrigens ein einstelliger Tabellenplatz. So hat es unser Coach Pascal Högelow ausgegeben.

Auf welche Spiele freust Du dich am meisten und gegen wen möchtest Du unbedingt treffen?

Insgesamt auf die Derbys. Auf Garz oder Angermünde übrigens nicht so sehr, weil man da längst nicht mehr alle Spieler kennt. Bei beiden Teams sind auch viele Zukäufe dabei. In Gramzow ist das ein Grundsatz, dass wir versuchen, mit anderen Sachen zu glänzen: Freundschaft, Team-Zusammenhalt, Fußballabende, eine gute Trainingsbeteiligung – so etwas.

Ist es ab einem gewissen Niveau aber nicht auch recht schwierig, allein auf Freunde und Zusammenhalt zu setzen?

Klar ist das schwierig, aber das sind unsere Werte, auf die wir setzen. Geld spielt eine untergeordnete Rolle.

Ihr seid mit sehr viel Selbstvertrauen in die Saison gestartet und habt gleich auch einen Punkt ergattert. Werdet Ihr wieder um die Torjägerkanone mitspielen?

Natürlich gibt es in der Landesklasse bessere Abwehrspieler. Aber ich denke, man kann mit der Leistung der Vorsaison da auch ein Wörtchen mitreden. Egal, ob nun durch meine Sturmpartner Michael Bathke, Maik Zürner oder mich. Aber wenn ich einen Tipp abgeben sollte, wer der beste Torschütze der Liga wird, würde ich sagen: jemand aus Ahrensfelde oder Paul Roller vom FV Eintracht Wandlitz.

Mit Sören Seethaler sprach Marc Schütz

Aufrufe: 018.8.2016, 08:05 Uhr
Marc SchützAutor