Der Lehrer besiegt seinen Schüler

Marco Konrad, Trainer des FV Illertissen, und Daniel Di Leo haben eine gemeinsame Vergangenheit. Beide stiegen 2013 mit dem FV Ravensburg in die Oberliga auf. Konrad war damals FV-Trainer, Di Leo Stürmer. Der Kontakt zwischen den beiden ist nie abgebrochen. "Wir haben telefoniert und das Testspiel ausgemacht. Es gab keine Probleme", sagte Di Leo. Das Duell am Samstag ging an den Lehrer – weil Konrads Mannschaft Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor bewies.

"Gegen so eine Mannschaft bekommst du nicht viele Chancen", meinte der VfB-Spielertrainer. Nach zehn Minuten waren es schon zwei. Mit einem schönen Diagonalball bediente Nico Di Leo Sebir Elezi. Der setzte sich gegen Marco Gölz durch, flankte perfekt zur Mitte, doch der Kopfball von VfB-Stürmer Sascha Hohmann ging knapp am Tor vorbei. Nur eine Minute später war die FVI-Abwehr nicht im Bilde. Nico Di Leo schnappte sich den Ball, umspielte Torhüter Tizian Fendt, schoss aber aus kurzer Distanz vorbei. Wie man es besser macht, zeigte der Regionalligist. Mit dem ersten Schuss aufs VfB-Tor stand es 1:0 (12.). Maurice Strobel war per Elfmeter erfolgreich. Mit dem zweiten Schuss machte Jannis Görlich nach knapp einer halben Stunde nach einer schönen Kombination das 2:0. "Auch gegen Mannschaften, die zwei Klassen tiefer spielen, musst du diese Chancen erst machen. Die Jungs haben es gut gemacht", lobte Marco Konrad.

Und es hätte noch höher für die Gäste stehen können, wenn VfB-Torhüter Heiko Holzbaur nicht glänzend gehalten hätte. Der Lehrer Konrad – er arbeitet als Grundschullehrer in der Nähe von Biberach – zeigte seinem Schüler Di Leo, wie effektiv Fußball sein kann. "Auch gegen einen Verbandsligisten musst du dir Vorteile erarbeiten und sie nutzen. Das wollte ich von meiner Mannschaft sehen", sagte Konrad.

Bei hohen Temperaturen zeigten beide Mannschaften ein gutes Spiel, sehr zur Freude der etwa 200 Zuschauer in Friedrichshafen. "Wenn zwei Mannschaften Fußball spielen, dann hat der Unparteiische wenig Arbeit. Er muss halt mitlaufen", sagte Daniel Di Leo mit einem Augenzwinkern über die aus seiner Sicht gute Leistung von Tobias Huthmacher.

Auch in der zweiten Halbzeit vergab der VfB gleich wieder eine gute Chance. Max Richter zielte knapp am FVI-Tor vorbei. Danach zogen die Gäste das Tempo an, der VfB hielt mit, machte aber zu viele Fehler. Der quirlige Natsuhiko Watanabe (spielte für Aalen in der 3. Liga und kam aus Memmingen zum FVI) traf zweimal (60., 74.), Strobel ebenfalls ein zweites Mal (72.). "Das Spiel war für uns sehr lehrreich. Wir haben gesehen, dass wir ganz gut in Form sind, aber bis zum Saisonstart in drei Wochen noch hart arbeiten müssen", meinte Di Leo. Vor allem am schnellen Passspiel, an der Fehlerquote und der Entschlossenheit vor dem Tor.

Marco Konrad und seine Mannschaft müssen in Bayern die Saison 2019/20 noch zu Ende spielen. Eine reguläre Spielzeit 2020/21 gibt es in Bayern nicht. Ab dem 18. September stehen noch zehn Spiele an. Illertissen hat im Tabellenkeller zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. "Aus diesem Grund bin ich auch froh, dass wir dieses Testspiel bestreiten konnten. Für uns ist es wichtig, im Rhythmus zu bleiben", meinte Konrad, der mit dem FVI vergangene Woche schon beim Ex-Club FV Ravensburg mit 4:0 gewonnen hatte.