2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview der Woche
Seit Jahren trägt Roberto Todaro die Nummer 10. Vor dem Start der Restrückrunde am Freitag haben wir mit ihm gesprochen.
Seit Jahren trägt Roberto Todaro die Nummer 10. Vor dem Start der Restrückrunde am Freitag haben wir mit ihm gesprochen.

"Nicht in Abstiegskampf reinrutschen"

Bodenheims Zehner Roberto Todaro im Interview der Woche +++ Ersten Wochen werden über den Weg des VfB entscheiden +++ Freitag gegen Geinsheim +++ Wie geht es weiter nach der Saison?

An diesem Wochenende startet die Landesliga Südwest-Ost in die Rest-Rückrunde. Am Freitagabend empfängt der VfB Bodenheim um 20 Uhr unter Flutlicht den SV Geinsheim. Für Roberto Todaro (30), seit Jahren der Mann mit der Nummer zehn beim VfB, könnten es die letzten zwölf Spiele seiner aktiven Karriere sein.

Roberto, wie lief die Vorbereitung bisher?

Wir haben jedes Spiel gewonnen, aber natürlich gegen unterklassige Gegner. Doch auch da musst Du Dich erst mal motivieren. Die ersten Wochen verliefen nach Plan, aber dann sind immer mehr Spieler wegen Krankheiten ausgefallen, auch ich habe die letzte Woche gar nicht trainiert.

Was für ein Gefühl hast Du für Freitag gegen den Tabellenvierten?

Es wird schwierig. Natürlich geht Geinsheim ein anderes Tempo als beispielsweise unser letzter Testspielgegner Monzingen. Ich glaube aber, dass die erste Elf, die auf dem Platz stehen wird, fit genug ist. Für uns geht es darum, nicht in den Abstiegskampf reinzurutschen. Dass die ganze Mannschaft wirklich fit ist, wird vermutlich noch zwei, drei Wochen dauern. Aber das geht den anderen bestimmt auch so.

Habt Ihr ernsthafte Sorgen, dass Ihr noch unten reinrutschen könntet?

Zu sagen, dass uns das nicht passieren kann, wäre blauäugig. Geinsheim und auch Hechtsheim, gegen die wir danach spielen, haben sich sehr gut verstärkt. Wenn wir die beiden Spiele verlieren, hängen wir unten drin. Wenn wir sie gewinnen, sind wir unten raus. Wenn wir das zeigen, was wir können, schaffen wir es.

Ihr müsst wohl die komplette Rückrunde auf Dennis Hassemer verzichten, dafür scheinen sich die Neuzugänge Dennis Steinbrecher, Dominik Lang und Sabian Cooper gut zu machen. Wie beurteilst Du die Personalentwicklung in der Winterpause?

Einen Dennis Hassemer kann man nicht eins zu eins ersetzen. Er braucht im ganzen Spiel nur zwei Kilometer zu rennen und kann doch mit seiner Erfahrung alles rausreißen. Aber Steinbrecher wird das in der Abwehr gut machen, er ist unglaublich kopfballstark, das hilft uns auch in der Offensive. Lang ist eine klare Verstärkung, wenn er zeigt, was er kann, und Cooper hat sich gut gemacht, schon einige Tore geschossen.

Apropos Tore schießen, Norman Loos steht da mit zwölf Treffern ziemlich allein auf weiter Flur, zweitbester Schütze ist Toni Serratore mit zwei Toren. Was wollt Ihr tun, um weniger ausrechenbar zu sein?
Das ist eine schwierige Frage. Ich hatte allein fünf Hundertprozentige, andere Spieler hätten auch mehr Tore machen können. Aber im Endeffekt ist es auch in Ordnung, wenn Norman die nächsten 20 Tore macht und wir als Siebter die Saison beenden. Wir spielen nur mit einem Stürmer, da ist es irgendwo logisch, dass Norman vorne derjenige ist, der torgefährlich wird. Zumal er ja auch reichlich Qualität hat. Besser wäre natürlich, wenn die anderen Jungs in der Offensive und ich auch mehr Torgefahr entwickeln. Wir haben ja insgesamt recht wenig Tore geschossen. Dass das ein Bodenheimer Problem ist, ist uns schon bewusst.

Euer Trainer Jockel Weinz hat angekündigt, zum Saisonende aufzuhören. Hat er sich seitdem verändert?
Nein! Man könnte höchstens meinen, dass er verlängert hat. Er will sich nicht von einem Absteiger verabschieden, das merkt man. Wir sind überragend in die Vorbereitung gestartet, haben drei Wochen lang perfekt trainiert, dann kam die Grippewelle. Bei ihm wirkt sich der Abschied nur positiv aus.

Vor drei Jahren, bei Eurem Verbandsliga-Abstieg, schien die Mannschaft fast auseinander zu fliegen. Täuscht der Eindruck, dass Jockel Weinz da als Trainer sehr viel gekittet hat?
Der Verbandsliga-Kader war in unserem Abstiegsjahr schwach zusammengestellt, und wir hatten keinen guten Trainer, das sage ich ganz offen. Die Verbandsliga ist für Bodenheim eigentlich zu hoch, das weiß hier auch jeder. Da muss schon alles passen. Aber der Kader war zu dünn. Ich halte generell wenig von Spielertrainern, und mit (dem damaligen Coach) Oliver Rapp hat es einfach nicht gepasst. Hier waren zuvor Trainer wie Bert Balte oder Jasmin Sinanovic oder auch der Jockel jetzt, das sind Typen. Solche Typen brauchst Du hier in Bodenheim. Das heißt nicht, dass die Mannschaft nicht trainierbar ist. Hier spielt keiner wegen des Geldes, sondern weil er Bock hat hier zu spielen. Es ist eben ein etwas anderer Verein, der braucht auch einen etwas anderen Trainer. Wie Jockel sagt, Du musst zu 100 Prozent dahinter stehen.

Wie schwer wiegt der Abschied von Dennis Bingenheimer?
Sehr schwer, da braucht man keine Brille. So einen Typen kriegst Du nicht mehr. Ich muss, wenn es schlecht läuft, auf mich selbst gucken. Er war auch, wenn er selbst schlecht war, einfach ein Typ, ist vorangegangen. Das hat man in den sechs Spielen, in denen er diese Saison ausgeholfen hat, auch gemerkt.

Seit wann bist Du eigentlich in Bodenheim?
Ich bin seit dem zweiten A-Jugend-Jahr hier, es ist jetzt meine zwölfte Saison. Vorher war ich bis zur D-Jugend in Weisenau, dann bis zur B-Jugend bei Mainz 05 und dann ein Jahr in Bingen. Jetzt wohne ich mit Bingo und Oliver Sieben in einer Straße in Bodenheim.

Ist es denkbar, dass Du noch mal woanders spielst? Wie geht es weiter?
50:50, dass ich aufhöre, weil ich im April Papa werde. Ich möchte abwarten, wer der neue Trainer wird, mit ihm sprechen und dann entscheiden. Auf jeden Fall will ich nächste Saison nicht mehr drei Mal die Woche trainieren. Ich arbeite bis 18 Uhr, und wenn ich dann ein Baby daheim habe, möchte ich es auch sehen. Ganz aufhören will ich eigentlich nicht, aber irgendwo anders spielen – niemals, für kein Geld der Welt! Es gibt hier ja noch die Alten Herren oder die Zweite Mannschaft, oder ich kann bei der Ersten aushelfen.

Könntest Du Dir vorstellen, dem Klub als Trainer oder in anderer Funktion erhalten zu bleiben?
Trainer eher nicht, aber so etwas entwickelt sich ja auch. Es gibt immer irgendwas im Verein zu tun. Ganz ohne VfB geht nicht.

Aufrufe: 026.2.2015, 06:30 Uhr
Torben SchröderAutor