2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau

"Trümmertruppe" auf Kunstrasen

VL MITTE: +++ VfB 1900 erwartet nach unruhiger Woche zum Jahresabschluss dezimierten Türkischen SV Wiesbaden +++

GIESSEN. Wenn man es etwas böswilig überspitzen wollte, dann könnte man vor dem letzten Spiel des VfB 1900 Gießen vor der Winterpause schon davon sprechen, dass eine Trümmertruppe anreist, die sich heute um 14 Uhr einem Gegner stellt, der in diesen Dezembertagen auch reichlich demoliert daher kommt.

Tatsache ist, dass der Türkische SV Wiesbaden derzeit mit Verbandsliga-Fußball soviel zu tun hat, wie der Rentierschlitten des Nikolauses mit der Formel 1. „Ich habe es läuten hören, dass die wohl nur mit sieben, acht Mann kommen“, sagt Trainer Niko Semlitsch zum Gegner, der de facto keiner ist und im Chaos einer offenbar verfehlten Vereinspolitik untergeht.

Verlegen wollte der Trainer-Routinier die Partie indes nicht, „warum auch, in unserer Situation tut es besser, wenn wir ein paar Tore schießen und mit einem klaren Sieg in die Winterpause gehen, ob die dann mit sieben, acht oder elf Mann kommen, ist erst einmal nicht unsere Sache.“

So kann man es durchaus sehen, zumal der VfB 1900 Gießen mit dem Türkischen SV Wiesbaden noch ein Hühnchen zu rupfen hat. 1:1 lautete das Hinspiel-Ergebnis, als die Türken zwar auch nur noch leidlich konkurrenzfähig, aber immerhin noch mit elf Mann auf dem Feld standen. Zwei Punkte, die den komfortablen Vorsprung von Viktoria Kelsterbach mit befördert haben. Von Teutonia Watzenborn-Steinbergs Vorsprung ganz zu schweigen.

Geschwiegen wurde auch über das 0:6-Debakel am vergangenen Samstag beim Tabellenführer und Nachbarverein, denn „klar tut das richtig weh, aber ich habe am Montag auch gesagt: Tut das Spiel in eine Schublade und macht die Schublade zu“, sagt Semlitsch, der weiß, dass das große Lamento wenig hilfreich wäre und das Selbstvertrauen der ohnehin zweifelnden Spieler nicht verbessern würde. Für Semlitsch ist es jetzt ganz wichtig, dass „wir in die Winterpause gehen, da uns zusammensetzen und mal reden, was zu tun und zu erreichen ist.“

Soll heißen: Am 16. Januar wird zum Trainingsstart für die Restrunde noch einmal auf Anfang gestellt. Denn der eigentliche Anfang der Semlitschen Mission ist einer, den er auch mit 68 Jahren und all seiner Erfahrung sicher gerne vergisst, was indes schwer fallen dürfte: Nach der 0:6-Pleite in Watzenborn kann man nicht davon sprechen, dass Ruhe einkehrte, um neue Kräfte zu sammeln. Angebliche Äußerungen in einem Interview des Teammanagers Jörg Dechert, die „ich nie so getätigt habe“, mussten bereinigt werden, mit Torsten Ortloff wurde ein neuer Sportlicher Leiter installiert, der dann als einen ersten Akt der Weiter- und Neustrukturierung Gino Parson als Co durch Alexander Otto ersetzte. Und den 35-Jährigen auch als Spieler suspendierte.

Gegen den Türkischen SV wird der Verbandsliga-Dritte seinen besten Torschützen und maßgeblichen Spielgestalter wohl nicht vermissen. Ob er aber dauerhaft als zentrale Figur zu ersetzen ist, darf angezweifelt werden. Auch Ahmet Marankoz fehlt. Die Leiste macht ihm mal wieder zu schaffen. Nicht nur für ihn wird es Zeit, in die Pause zu gehen.

Aufgebot VfB 1900 Gießen:

Oljujic, Mainusch; Chabou, Ott, Vural, Kaguah, Bathomene, Rasiejewski, Dechert, Özen, Schäfer, Mukasa, Binz, Aktas. Es fehlt: Marankoz, Mohr (beide verletzt), Riske (gesperrt).

Aufrufe: 06.12.2014, 08:00 Uhr
Rüdiger DittrichAutor