2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
– Foto: Leon Krasniqi

VfB 03 Hilden lässt es langsam angehen

Ende Juni begann der Oberligist unter dem neuen Chefcoach Tim Schneider zunächst mit einer Mini-Vorbereitung.

Noch laufen die Fußballer des VfB 03 nicht im Normalbetrieb, dennoch zieht Tim Schneider nach den ersten Übungseinheiten für die Saison 2020/21 ein positives Fazit. „Mit den ersten beiden Wochen bin ich sehr zufrieden. Die Jungs haben es uns leicht gemacht und uns gezeigt, dass wir gut aufgehoben sind“, sagt der neue Chefcoach des Hildener Oberligisten.

Gemeinsam mit Co-Trainer Henry Schmidt – das Gespann betreute zuvor die zweite Mannschaft des VfB 03 – startete Schneider Ende Juni in die „Mini-Vorbereitung“. „Nach der langen Pause ist es sinnvoll, die Belastung langsam hochzufahren. Lauf- und Kraftraining ist etwas anderes als das Sprinten und Stoppen auf dem Platz und gegen den Ball treten“, erläutert er. Gemeinsam mit Diplomsportwissenschaftler Björn Ogenoorth, der normalerweise verletzte Fußballer wieder fit macht für den Spielbetrieb, in der Vorbereitung aber auch für die Leistungsdiagnostik und das Athletik-Training zuständig ist, setzt das neue Trainerduo auf einen gemäßigten Einstieg. „Ich finde die Zusammenarbeit mit Björn sehr gut – das ist ein absoluter Fachmann. Für den Verein ist das ein Riesenplus, dass er die Reha-Stätte eine Minute um die Ecke hat“, konstatiert Tim Schneider, der im Hauptberuf Physiotherapeut ist.

Den Höhepunkt der ersten Phase bildet das Freundschaftsspiel beim Regionalligisten SV Bergisch Gladbach. Danach steht eine Woche Pause mit individuellen Regenerationseinheiten an, ehe die richtig intensive Vorbereitung auf die neue Saison startet. Wenn in diesen Corona-Zeiten alles nach Plan läuft, soll sie sechs Wochen dauern, denn inoffiziell plant der Fußballverband mit einem Meisterschaftsstart am Wochenende 5./6. September 2020. „Momentan kann man aber nur grob planen“, stellt Schneider fest.

Intensive Gedanken haben sich die Verantwortlichen des VfB 03 aber über die körperliche Fitness der Mannschaft gemacht. „Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, an der Anfälligkeit für Schambeinentzündungen und Adduktorenverletzungen zu arbeiten“, berichtet Schneider. Gerade wegen dieser Probleme fielen in der vergangenen Saison etliche Akteur aus der ersten und zweiten Mannschaft längerfristig aus. Auch ein Grund, weshalb die Hildener nach der langen Corona-Pause nun mit angezogener Handbremse starten. „Wir wollen uns langsam heran arbeiten. Die Jungs sollen sich wieder an die normale Belastung gewöhnen und schauen, wie der Körper reagiert.“ Überhaupt setzt Schneider auch auf die Eigenverantwortung der Spieler, die ihr Augenmerk zukünftig mehr auf Regenerationseinheiten legen sollen. „Die Jungs sollen ein Bewusstsein dafür bekommen, wie gut ihnen das tut.“ Exemplarisch nennt Schneider Akteure wie Marco Tassone oder Nils Piotraschke, die in der vergangenen Saison „95 Prozent aller Spiele mitgemacht haben“. Fußballprofis wie Robert Lewandowski, Cristiano Ronaldo oder der frühere Bayern-Kapitän Philipp Lahm sind prominente Beispiele: Wer top Fußball spielen will, muss abseits des normalen Trainings viel Zeit in die Pflege des eigenen Körpers investieren.

Während die Oberliga-Fußballer auf dem Kunstrasen an der Hoffeldstraße schwitzen, arbeitet Dennis Lichtenwimmer hinter den Kulissen weiter am Kader für die neue Saison. Mit der Verpflichtung von Torhüter Yannick Lenze schloss er erst vor kurzem eine wichtige Baustelle, die sich durch den kurzfristigen Weggang von Marvin Oberhoff zum Liga-Rivalen TVD Velbert auftat. Der 19-Jährige erfüllt das Anforderungsprofil der Hildener, das Lichtenwimmer benennt: „Regionalität, Charakter und eine gute Ausbildung.“ In Ratingen geboren, kam Lenze über den ASV Tiefenbroich in die Jugend von Fortuna Düsseldorf und später Schalke 04. Während er in der B-Jugend der Knappen regelmäßig zum Einsatz kam, lief es in der Saison 2018/19 im Schalker A-Junioren-Team nur in der Hinrunde glänzend. In der abgelaufenen Spielzeit hatte er im Torwart-Wettkampf das Nachsehen, kam letztlich nur auf zwei Einsätze. „Mit der Verpflichtung hatten wir auch etwas Glück“, gesteht Lichtenwimmer und führt aus: „Yannic hat höher Ambitionen, aber die vergangenen anderthalb Jahre nicht so viel gespielt, will deshalb erst einmal Spielpraxis sammeln.“ In Hilden muss er sich vor dem Saisonstart im Wettstreit mit Nick Perkuhn beweisen, der in der vergangenen Saison vier Mal im Tor des Hildener Bezirksliga-Teams stand und in der Oberliga-Mannschaft als Ersatzmann fungierte, dabei im Derby gegen die Sportfreunde Baumberg auf einen 18-minütigen Einsatz kam, weil sich der erfahrene Bastian Sube in dieser Partie einen Kreuzbandriss zuzog. Sube arbeitet nach seiner Operation Mitte März intensiv an der Rückkehr auf den Rasen, will spätestens in der Rückrunde der neuen Saison wieder angreifen.

„Für uns alle ist das eine Win-Win-Situation“, freut sich Lichtenwimmer über die Verpflichtung von Yannic Lenze und berichtet: „Er hat einen Drei-Jahres-Vertrag mit einer Ausstiegsklausel, wenn er in die Regionalliga oder höher gehen kann. Dann muss der neue Verein aber eine Ablöse zahlen.“ Der Sportliche Leiter des VfB 03 ist sich sicher: „Wenn Yannic eine gute Saison spielt, wird er bestimmt begehrt sein.“ Im Training hinterließ der 19-Jährige jedenfalls schon einen guten Eindruck.

Während die Torwartfrage nun geklärt ist, müssen die Hildener offensiv einen Wermutstropfen verkraften, denn Pascal Weber unterzog sich wegen einer Brustmuskelverletzung einer Operation. „Er muss mindestens zwölf Wochen pausieren“, sagt Lichtenwimmer. Zudem fällt Timo Kunzl wegen einer Mandeloperation bis zum 2. August aus. Mit Nick Hellenkamp, Giovanni Spinella und Selcuk Yavuz stehen zwar genügend Angreifer zur Verfügung, doch Lichtenwimmer schränkt ein: „Sie haben nicht die Erfahrung in der Oberliga.“ Vorerst soll Giacomo Russo aus der zweiten Mannschaft in den Oberliga-Kader rücken.

Ob der VfB in der Offensive noch nachbessert, bleibt abzuwarten, denn dringlicher scheint die Suche nach einem weiteren Innenverteidiger. „Wir haben zwar sieben bis acht Abwehrspieler, aber ein paar davon kommen aus einer Verletzung“, erklärt Lichtenwimmer. So fiel Len Heinson in der vergangenen Saison wegen eines Kreuzbandrisses aus. Joshua Schneider ist nach einer langwierigen Bauchmuskelverletzung noch angeschlagen, Nick Sangl zählt zur jungen, noch unerfahrenen Garde. Einzig Rückkehrer Manuel Schulz verfügt über die notwendige Routine in der Abwehrzentrale. Doch die Suche nach einem Defensivspezialisten gestaltet sich schwierig. „Wir waren mit drei Interessenten im Gespräch, aber der eine ist nach Schonnebeck gegangen, der andere nach Baumberg und der Dritte ist in der Regionalliga unterkommen“, erzählt der VfB-Manager. Zwei Monate vor dem angedachten Meisterschaftsstart hat Lichtenwimmer also noch einiges zu tun – und betont zugleich: „Wir müssen auch auf jeden Euro achten.“

Aufrufe: 013.7.2020, 16:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor