Verwaist nach gescheitertem Comeback

Immer eigenständig agierten die Muschenheimer Kicker bis zu ihrer Auslösung. Spielgemeinschaften wären vielleicht eine Überlegung wert gewesen, um den Spielbetrieb am Laufen zu halten, machten aber laut des Vereinsvorsitzenden wenig bis gar keinen Sinn. „Zunächst einmal fehlte es einfach an ausreichend Personal aus den eigenen Reihen, für das so etwas erstrebenswert gewesen wäre. Zum anderen spielte Birklar zu dieser Zeit beispielsweise in der Gruppenliga, da wäre eine Spielgemeinschaft nicht in Frage gekommen. Und Langsdorf hat sich Richtung Bessingen orientiert“, berichtet Reimund Marx. Wie auch von der Tatsache, dass das Ende des Fußballs beim VfL nicht von allen mit Wohlwollen aufgenommen wurde. „Natürlich gab es auch bei uns Leute, die Fußballer durch und durch waren. Für die war das schwer verständlich. Aber man muss auch sagen, dass die Sparte sehr teuer ist. Dass Fußballer oder Trainer heutzutage auch in unteren Bereichen teilweise sehr viel Geld verdienen, ist nicht von der Hand zu weisen.“

Seine fußballerisch besten Jahre erlebte der VfL Muschenheim in den 1980er-Jahren. Damals wurde mehrfach am Aufstieg in die A-Liga gekratzt. Bis in die 2000er-Jahre hinein wurde noch gekickt. Nach einer zweijährigen Pause und einem „Comeback-Versuch“ wurde der Spielbetrieb vor rund zehn Jahren aber endgültig eingestellt.

Der Sportplatz am Klosterweg wird vom Verein aber noch regelmäßig gemäht und dient aktuell der Jugend des Ortes als Bolzplatz. Überlegungen, darauf einen Ort für verschiedene Freizeitgestaltungsmöglichkeiten zu machen, wurden verworfen, da eine 15-jährige Übernahme der entstehenden Kosten – wie vonseiten der Stadt angedacht – eine viel zu lange Zeitspanne war.

Und doch finden Freizeitsportler beim VfL aktuell ein gutes Zuhause. Rund 20 Gruppen – von Wandern über Radfahren bis hin zu Gymnastik oder Badminton – beherbergt der Club. Und das Sportheim „Tannenwäldchen“ inklusive Biergarten ist ebenfalls einer der Mittelpunkte des Vereinslebens. Just am heutigen Tag gibt dort ab 18 Uhr nach Aussage des Vorsitzenden Marx mit den Mainhätten Rämblers „Hessens wildeste Rentnerband“ hausgemachte Rockmusik zum Besten. Für ein gelungenes Vereinsleben – so beweist es der VfL Muschenheim – braucht es also nicht unbedingt eine Fußballabteilung. Auch wenn der Sportplatz gegen eine intensivere Nutzung in den letzten Jahren sicherlich nichts gehabt hätte.

Marc Steinert