2024-04-16T09:15:35.043Z

WM 2014

Versumpft in Belmonte

WM-Tagebuch von MZ-Sportchef Heinz Gläser

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Frei heraus: Der Kollege Christian aus Fulda und ich sind versumpft. Der sagenumwobene Amazonas ist zwar so weit weg wie Burglengenfeld in der Oberpfalz, na ja, halbwegs so weit, aber uns packte in einer Verschnaufpause vom täglichen Campo-Bahia-Wahn die Abenteuerlust.
In Christians klapprigem, weil von unzähligen Bodenwellen geschundenem Miet-Renault machten wir uns auf den Weg ins rund 45 Kilometer nördlich des deutschen WM-Quartiers Campo Bahia gelegene und etwa 20000 Einwohner zählende Belmonte. Der Asphalt war übersät mit Schlaglöchern, die sich Sie schreiben. Man könnte getrost ein Kleinkind darin verstecken. Der Slalom ist die bevorzugte Disziplin des Brasilianers, der ja ansonsten nicht als besonders Wintersport-affin gilt.In Belmonte, 1764 von den portugiesischen Eroberern gegründet, bröckelt der koloniale Charme. Dem Ort das Etikett verschlafen anzuheften, würde ihm schmeicheln. Am Flussdelta des - man wagt den Zungenbrecher kaum zu tippen - Rio Jequintinhonha bei Belmonte, gegen den die Donau vergleichsweise wie ein Bächlein dahinplätschert, nimmt man in den Mangrovenwäldern einen Hauch Amazonas wahr. Knallrote Flusskrebse bevölkern zu Hunderttausenden die Ufer, seltene Vogelarten (oder zumindest solche, die wir für selten halten) flattern aus dem Unterholz, Fischerhütten ducken sich unter Palmen, und der tosende Atlantik salzt den mäandernden Flusslauf.Christian indes fällt vorerst aus. Er hat sich beim Tippen des Wortes Jequintinhonha den Finger gebrochen.
Aufrufe: 02.7.2014, 16:00 Uhr
von Heinz Gläser, MZAutor