2024-04-25T14:35:39.956Z

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Holger Beutel
Holger Beutel – Foto: Foto: Julia Freyda
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Vereine zeigen Verständnis

Stimmen zu der Saisonunterbrechung im Fußball: Vereinsvertreter äußern sich

Bad Saulgau / mac - Die "Schwäbische Zeitung" hat einige Stimmen aus der Region zur Saisonunterbrechung im Amateurfußball zusammengetragen. Im Wesentlichen herrscht Verständnis und Zustimmung zum Vorgehen der Bundes- und der Landesregierungen.

Eine jähe Vollbremsung durch die Saisonunterbrechung erlebt der Lauf des famos gestarteten Aufsteigers TSV Riedlingen, derzeit Tabellenzweiter der Landesliga, punktgleich mit Spitzenreiter FC Albstadt. Markus Blum, Abteilungsleiter der Rothosen, sagt: "Dass der Spielbetrieb ab Montag unterbrochen wird, war ja klar. Dass aber die Spiele schon am Wochenende gecancelt werden, halte ich für zu kurzfristig und völlig unnötig. Auch weil das Infektionsrisiko auf dem Platz aufgrund der umfangreichen Hygienemaßnahmen als sehr gering eingestuft wird", sagt Blum. Trotzdem hält er insgesamt die Maßnahme, den Spielbetrieb anzuhalten, für sinnvoll, um so die zweite Welle zu brechen. "Nur die Kurzfristigkeit ärgert mich.". Ein Weiterspielen ohne Zuschauer würde für Blum keinen Sinn machen. "Wir spielen schließlich Fußball für den Verein und die Zuschauer. "Ohne Zuschauer zu spielen sei für die Profis etwas anderes, aber im Falle des Amateursport sei das nicht sinnvoll. "Für uns sind Zuschauer essenziell." Auch Blum glaubt, dass 2020 nicht mehr gespielt werden kann. "Wir können ja nach vier Wochen nicht von null gleich wieder spielen, brauchen ein bisschen Vorbereitung. Aber die Runde könnte man ja schon zu Ende kriegen, in Gottes Namen halt mit einigen englischen Wochen." Ob die Verkürzung der Saisoin auf eine Einfach- und eine Meister-/Abstiegsrunde richtig egwesen sein, zeige sich vermutlich erst, wenn alles vorbei ist. "Aber uns fehlen ja trotzdem neun Heimspiele", sagt Markus Blum.

Mario Campregher, Abteilungsleiter und Sportlicher Leiter des FC Mengen, sagt: "Eigentlich war dieser Schritt zu erwarten. Ich glaube, dass es das für dieses Jahr mit dem Amateurfußball war." Vor einem Wochenende, an dem das Derby der Landesliga gegen den FC Ostrach angestanden hätte, ist das Aus besonders bedauerlich: "Schade ist das schon. Wir haben uns sehr auf das Derby gegen Ostrach gefreut. Es wäre spannend zu sehen gewesen, wo wir beide stehen." Trotz allem kann Campregher den Schritt nachvollziehen, genauso wie die sofortige Einstellung des Spielbetriebs. "Auf jeden Fall. Die Zahlen sind zu hoch und müssen runter. Ich denke, alles andere wäre nicht sinnvoll." Die Mannschaft trainierte am Mittwoch noch geneinsam. "Da haben wir uns eigentlich vorgenommen, das Derby noch einmal zu genießen." In dem Zuge der Saisonunterbechung hält Campregher das Spielsystem, auf das sich die Mehrheit der Liga vor der Runde geeinigt hatte, für richtig. Die Landesliga, Staffel 4 hatte auf Vorschlag des Staffelleiters Andreas Schele und des WFV beschlossen, als Vorrunde eine Einfachrunde und eine anschließende, zweigeteilte Auf- und Abstiegsrunde zu spielen. Somit kommen die Klubs, wenn die Saison doch noch normal zuende gespielt werden kann, auf 28 Spiele, mit einer normalen Doppelrunde hätte es 38 Spiele für jede Mannschaft gegeben. "Vielleicht erweist sich jetzt dieser Schritt als richtig. 28 Spiele sind zehn weniger als in einer normalen Doppelrunde." Eine bayerische Lösung - Bayern setzt die abgebrochene Saison 2019/2020 fort und spielt bis Sommer 2021 die Saison fertig - halte er dagegen für keine gute Lösung.

Raphael Vetter, Abteilungsleiter und Sportlicher Leiter des FC Ostrach, sagt:. "Mich hat das zu diesem Zeitpunkt wirklich ein bisschen überrascht. Vor allem, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb sofort und komplett eingestellt wird. Ich hätte gedacht, dass vielleicht bis zum Winter ohne oder mit weniger Zuschauern weitergespielt werden kann. In der Landesliga wären das für jeden Verein noch zwei Heimspiele gewesen. Das wäre schon gegangen. Nicht für eine gesamte Saison, aber für ein, zwei Spiele." Überrascht habe es ihn auch deshalb, "weil es immer geheißen hat, dass das Ansteckungsrisiko im Fußball und im Freiluftsport gleich null ist". Andererseits, sei der Schritt, den Betrieb sofort einzustellen konsequent. "Sonst springen am Wochenende 500 Leute auf dem Sportplatz rum..." So zeigt auch der FC Ostrach Verständnis für geltenden Beschränkungen. Vetter bedauert aber, dass das Derby gegen Mengen am Sonntag ausfällt. "Natürlich hätten wir gerne gespielt. Ich habe bei uns schon eine Aufbruchstimmung festgestellt. Die verpufft jetzt vielleicht." In Ostrach hatte vor Wochenfrist Herbert Küchler Christian Luib als Trainer abgelöst. Vetter glaubt, das 2020 nicht mehr gespielt wird. "Es ist ja nicht möglich, nun vier Wochen lang nicht zu trainieren und dann von null auf 100 wieder zu spielen. Vielleicht läuft im Dezember wieder eine Vorbereitung und wir spielen bereits im Januar. Aber das wäre chaotisch und knüppelhart." Daran denken, dass die Saison nach 51 Prozent der gespielten Spiele abgebrochen werden muss, mag Vetter nicht. "Da kriege ich nen Kollaps." Denn dann wäre der Abstieg der Zebras wohl unvermeidbar.

Holger Beutel, stellvertretender Vorsitzender und Abteilungsleiter beim FV Bad Saulgau, kann den Schritt, die Saison zu unterbrechen, nachvollziehen, auch die Kurzfristigkeit. "Das ist konsequent", sagt Beutel. "Und es macht für mich keinen Unterschied, ob wir am Wochenende noch einen Spieltag gespielt hätten, oder ob wir sofort aufhören. Der Handball hat es ja schon vorgemacht. Das Problem ist ja nicht das Spielen beim Fußball, sondern eher das Drumherum, Duschen, Kabinen, Fans." Das was passieren musste, sei klar gewesen, so Beutel. "Das ist absolut nachvollziehbar. Wir sind froh, dass wir so lange Fußball spielen konnten." Auch für Beutel ist ein Spiel in der Bezirksliga vor leeren Rängen nicht vorstellbar. "Zuschauer sind ja das Salz in der Suppe. Wenn du vor 200, 300 Fans spielst, ist das was anderes." Ein erstes Signal waren schon die vergangenen Wochen und - neben den steigenden Zahlen - auch die konkreten Coronafälle in den einzelnen Mannschaften. "Wenn irgendwo jemand positiv war, war die gesamte erste Mannschaft in Aufruhr." Die Regierung verbiete ja nicht etwas grundlos und "aus Spaß an der Freude. Und wir machen hier ja unser Hobby. Es ist halt jetzt so. Wir haben auch viele ältere Zuschauer und wollen ja nicht, dass sich jemand ansteckt." Froh sei er, dass der Bezirk so früh mit seiner Saison begonnen und man bereits rund ein Drittel absolviert habe. Derweil hofft auch Beutel auf das nächste Frühjahr und auf eine Fortsetzung im März oder April. "Fußball ist in dieser Zeit nicht das Wichtigste..."

Marcel Gauggel, Vorsitzender des FC Krauchenwies/Hausen, rechnete bereits mit den Einschränkungen. "Wir haben ja schon in den vergangenen beiden Wochen gegen Rottenacker/Munderkingen und den FV Bad Saulgau nicht gespielt, weil es bei beiden Verdachtsfälle gab. Der Schritt jetzt ist nachvollziehbar". Natürlich habe man auf der jüngsten Vorstandssitzung diskutiert. Spiele ohne Zuschauer, Spiele mit weniger Zuschauern. Für Gauggel ist nur konsequent, dass der Beschluss ab sofort gelte. "Welchen Sinn hätte es gemacht, jetzt am Wochenende noch zu spielen und auf dem einen oder anderen Platz feiern sie dann nach dem Motto: Wer weiß, wann wir wieder sehen...?" Die Beschränkungen jetzt träfen alle, so Gauggel. "Natürlich ist das sportlich für uns schade. Wir waren gut drauf. Und die Gefahr, sich auf dem Sportplatz zu infizieren, ist während der 90 Minuten des Spiels am geringsten. Unsere Zuschauer haben sich auch diszipliniert verhalten. Das Vereinsheim war während der Spiele geschlossen", sagt Gauggel. "Natürlich hat es unseren Hygienebeauftragten Andreas Ostermaier einige Stunden gekostet, ein schlüssiges Konzept für zwei Sportplätze in Krauchenwies und Hausen zu erstellen. Aber das war okay." Und obwohl der "Amateursportdas schwächste Glied", sei, aber er hege keinen Groll gegen den Verband. "Der WFV tut, was er kann." Auch sei es in Ordnung gewesen, im Frühjahr zunächst eine juristische Grundlage zu schaffen. Und: "Gegen die Sorgen der Gastronomen und Reiseveranstalter sind unsere ja überschaubar."

Aufrufe: 030.10.2020, 15:04 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor