2024-04-16T09:15:35.043Z

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F: Volkhard Patten
F: Volkhard Patten

"Vereine sollten den Spaß fördern"

Der Vorsitzende des Fußballkreises Mönchengladbach, Franz-Josef Vos, über die Amateurvereine und die Folgen erhöhter Fernsehpräsenz

Franz-Josef Vos ist Vorsitzender des Fußballkreises Mönchengladbach-Viersen und war Assistent im Bundesliga-Schiedsrichter-Team von Dieter Pauly. Der pensionierte Grundschulrektor ist seit 2010 in diesem Amt und immer wieder auf den Plätzen des Kreises zu finden. Er kennt die Stärken und Schwächen im Amateurbereich, weiß die Leistungsfähigkeit der Klubs in den verschiedenen Ligen einzuschätzen. Er spricht über die sportliche Lage der Amateurvereine des Kreises kurz vor der Fortsetzung der Saison 2016/2017 an diesem Wochenende.

Geraten Sie ins Schwärmen, wenn Sie daran denken, dass der Kreis mit dem Rheydter SV und dem 1.FC Viersen einmal zwei Oberligisten hatte?

Vos Ins Schwärmen komme ich sicherlich nicht, aber es waren, was die Klassenzugehörigkeit unserer Kreisvereine angeht und die damit verbundene Spielkultur, die im Regelfall in höheren Spielklassen doch ausgeprägter ist, bessere und schönere Zeiten. Dafür sprechen auch die Zuschauerzahlen bei unseren Amateurspielen seinerzeit und heute. Bis auf den Rückgang in der Oberliga ist die Anzahl unserer Landesliga- und Bezirksligavereine demgegenüber nahezu gleichgeblieben. Von der Leistung sieht dies aber oftmals anders aus.

Der Vergleich mit der augenblicklichen Situation fällt wahrscheinlich schlechter aus.

Vos Zum jetzigen Zeitpunkt, vor der Fortsetzung der Saison, sieht es für unsere Vereine im Kreis nicht so rosig aus. Viele Vereine bewegen sich im unteren Tabellendrittel der Landes- oder Bezirksliga. Ich hoffe, sie können alle diesen Trend drehen.

Können die Bundesliga und die Ausweitung des Spitzenfußballs auf europäischer Ebene das Aus für den Amateurfußball bedeuten?

Vos Aus meiner Sicht nicht, ganz im Gegenteil. Wer Spaß am Fußball hat und selbst spielen möchte, wird dies auch in vielen Jahren noch tun und tun können. Für mich ist der Spaß am Fußballspiel, auch der Spaß an der Bewegung, ein sehr wichtiger Grund - den sollten unsere Vereine fördern. Die vielen Fußball-Fernsehübertragungen haben unverkennbar auch einige negative Auswirkungen. Hier müssen auch unsere Vereine flexibler werden. Viele Vereine tragen bereits ihre Spiele von freitags bis sonntags aus und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Viele andere Kreise testen inzwischen unser flexibles Spielsystem.

Wahrscheinlich ist es nicht ganz richtig, nur dem Profifußball die Schuld zuzuweisen. Haben auch die Amateurvereine, der Verband und der DFB Fehler gemacht?

Vos Jeder macht Fehler. Bei erkannten Fehlern ist es richtig, daraus Schlüsse zu ziehen, sie zu korrigieren und in Zukunft zu vermeiden. Aber dies ist eine sehr schwierige Angelegenheit und es gelingt nur selten, alle Beteiligten "unter einen Hut zu bringen". Gerade deshalb führt der FV Niederrhein seit einiger Zeit Vereinsdialoge und Vorstandstreffs durch, bei denen sich Präsidiumsmitglieder und Spezialisten aus den Fachausschüssen des Verbands mit den Vereinsvertretern an einen Tisch setzen. Hier wird intensiv auf die Sorgen und Nöte der Vereine eingegangen und oftmals lassen sich viele Dinge kurzfristig zum Wohle der Vereine abändern.

Die Amateurklubs haben alle Finanzprobleme. Der Verband fordert Geld, die Spieler laufen da auf, wo es das meiste Geld gibt. Schließlich wollen auch die Helfer in den Klubs finanzielle Entschädigungen haben. Muss das nicht in eine Sackgasse führen?

Vos Dies ist sicherlich ein Problem - eine Sackgasse aber nicht. Man muss nur den richtigen Weg finden. Dass Spieler am liebsten dort kicken, wo es sich für sie am meisten lohnt, liegt naturgemäß auf der Hand; es ist in meinen Augen auch nicht verwerflich. Ob aber ein Verein immer das umsetzen sollte, was ein Spieler fordert, ist jedoch fraglich. Dieses Geld ist besser in der Jugendarbeit angelegt oder aber auch bei ehrenamtlichen Helfern. Es ist nicht immer das Sinnvollste, Geld dafür anzulegen, um einen eventuellen Aufstieg umzusetzen. Die Kosten werden ja immer höher! Der Verband braucht sicherlich Geld, um alle Aufgaben für unsere Vereine bewältigen zu können. Es gibt z.B. viele kostenfreie Angebote des FVN für unsere Vereine. Dass die ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen grundsätzlich finanzielle Entschädigungen haben möchten, kann ich so nicht bestätigen. Aber die ehrenamtlichen Kräfte freuen sich sicherlich auch über eine entsprechende Belobigung durch den Verband oder den DFB. Insgesamt sind aber auch die Vereine gefordert, sich neu aufzustellen. Fusionen und Spielgemeinschaften sind manchmal unabdingbar, damit Synergieeffekte sinnvoll genutzt werden können.

Am Wochenende wird die Saison fortgesetzt. Machen Sie sich Sorgen um die Klubs aus dem Kreis?

Vos Augenblicklich ist es gerechtfertigt, sich für unsere Vereine in den höheren Ligen bis hin zur Bundesliga und da auch teilweise im Jugend- Frauen- und Mädchenbereich zu sorgen. In den Landesligen kämpfen alle drei Mannschaften unseres Kreises um den Klassenerhalt. Ich hoffe aber, dass sie die Klasse noch halten werden. In der Bezirksliga steht BW Meer vor einer Herkulesaufgabe und auch die FC-Reserve kämpft um jeden Punkt. Ich drücke allen die Daumen, dass es am Ende reichen wird. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir vielleicht in der Bezirksliga einen Aufsteiger stellen können. Hier sind die Teams aus Süchteln und Giesenkirchen zu erwähnen, die sich beide Hoffnungen machen dürfen. In der Kreisliga A wird wohl kein Weg am Rheydter SV vorbeigehen.

Aufrufe: 04.3.2017, 08:00 Uhr
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