2024-04-24T13:20:38.835Z

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Große Freude herrscht derzeit beim SSV Ehingen-Süd über die Meisterschaft in die Landesliga – der Aufstieg in die Verbandsliga stellt den Verein aber vor eine große Herausforderung. SZ-Foto: mas
Große Freude herrscht derzeit beim SSV Ehingen-Süd über die Meisterschaft in die Landesliga – der Aufstieg in die Verbandsliga stellt den Verein aber vor eine große Herausforderung. SZ-Foto: mas
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Verbandsliga als zweischneidiges Schwert

Fußball: Aufsteiger Ehingen-Süd vor sportlicher und wirtschaftlicher Herausforderung

Kirchbierlingen / sz - Die Fußballer des SSV Ehingen-Süd erweitern das Geschichtsbuch des Vereins seit Jahren regelmäßig um ein bedeutendes Kapitel. Die Landesliga-Meisterschaft, die seit dem Spiel gegen den FV Biberach (1:1) feststeht, ist der vierte Titelgewinn des SSV seit 2010. Damals hatten die Kirchbierlinger noch in der Kreisliga B gespielt, nun treten sie erstmals in der höchsten württembergischen Spielklasse an. Die Vorfreude auf die Verbandsliga ist groß, doch mischt sich darunter auch Skepsis. Auf Derbys wird Süd zumindest in der kommenden Spielzeit verzichten müssen, zudem steht ein personeller Umbruch bevor.

"Uns ist bewusst, was auf uns zukommt", sagt Helmut Schleker, stellvertretender Vorsitzender und einer der Macher hinter den Erfolgen des SSV. Mit Blick auf die nächste Saison dämpft er von vornherein die Erwartungen – alles andere, als um den Verbleib in der Verbandsliga zu kämpfen, hält Schleker für vermessen. Ähnlich sieht es der Vorsitzende Armin Schmucker. "Wenn wir die Klasse halten, wäre das ein Riesenerfolg."

Aufgabe sei es nun, die Mannschaft "auf ein Level zu bringen", um in der höheren Klasse zu bestehen, sagt Schleker. Der stellvertretende Vorsitzende treibt zusammen mit Trainer Michael Bochtler die Personalplanung voran. Zunächst geht es darum, den Verlust von wichtigen Spielern zu kompensieren. Die Abgänge reißen Löcher in den Kader – vor allem in die ohnehin nicht üppig besetzte Defensive. Die langjährigen Leistungsträger Christian Endler und Josip Roncevic wechseln als Spielertrainer zum A-Ligisten Baustetten, Mittelfeldspieler Martin Schrode kehrt nach einem Jahr bei Süd zum FV Altheim zurück, Eigengewächs Stürmer Florian Stiehle schließt sich dem Kreisligisten Mehrstetten an.

Viel Erfahrung geht dem Aufsteiger verloren. Gerade Roncevic und Endler seien "schwer zu ersetzen", sagt Schmucker. Als Spieler, Führungskräfte, Antreiber – das hat das Spiel gegen Biberach wieder vor Augen geführt. Doch Roncevic ist 35 Jahre alt, Endler 37, und beide verzichten auch aus familiären Gründen auf den Aufstieg in die Verbandsliga.

Erst 28 ist Michael Turkalj, eine weitere tragende Säule bei Süd. Der zentrale Mittelfeldmann ließ seine Pläne auch nach dem Spiel gegen Biberach offen. "Die Verbandsliga bedeutet viel Aufwand und ich werde nicht jünger", so Turkalj. Mannschaft, Trainer und Vereinsverantwortliche hoffen noch, dass er bleibt und aus der Meistermannschaft nicht ein weiteres Stück herausbricht.

Was Zugänge angeht, hält sich der Verein bisher bedeckt. "Zwei, drei Spieler sind sicher", sagt Helmut Schleker, ohne schon Namen preiszugeben. Der Aufstieg würde die Aktivitäten aber nicht verändern. "Die Kaderplanung für die Verbandsliga wird so weiterbetrieben, wie wir sie auch für die Landesliga betrieben hätten." Die grundsätzliche Strategie: "Wir wollen Talente aus der Region integrieren, so viele wie möglich", sagt Schleker. "Wir begreifen uns als Ausbildungsverein."

Immer wieder fallen Namen von Spielern der A-Jugend, die als TSG Rottenacker in der Verbandsstaffel spielt, sich aber aus Talenten aus Rottenacker, Kirchbierlingen und Dettingen zusammensetzt. Zuvorderst Jonas Hummel, Kapitän dieser A-Jugend, oder Simon Schick, Bruder des Süd-Außenverteidigers Lukas Schick, traut man zu, dass sie den Sprung in den Kader der "Ersten" schaffen. "Der eine oder andere kommt aus der Jugend heraus und man muss sehen, wer das Potenzial hat", sagt Armin Schmucker.

Junge Spieler aus der Region in der ersten Mannschaft zu sehen, wäre ganz nach dem Geschmack des Vorsitzenden. In der Vergangenheit hat das funktioniert, auch wenn die Talente zeitweise bei anderen Vereinen ausgebildet wurden – wie im Sommer 2016 der aus der Jugend von Olympia Laupheim zurückgekehrte Daniel Maier oder Lukas Schick, der in der Winterpause von Laupheim zu seinem Heimatverein wechselte.

Mit Eigengewächsen allein wird es aber nicht getan sein, um ein in der Verbandsliga konkurrenzfähiges Team zu formen. Ohne externe Zugänge und gestandene Spieler wird Süd nicht auskommen – wie schon vor einem Jahr, als Stefan Hess vom Oberliga-Meister Ulm und Martin Schrode, früher mit der TSG Ehingen in Landes- und Verbandsliga, kamen.

Die Verantwortlichen sind aber überzeugt, dass in der kommenden Saison eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die der neuen Herausforderung gewachsen ist. Sorgen bereitet eher, dass man in eine Liga kommt, die für Oberschwaben nicht sonderlich attraktiv ist. "Lokalkämpfe gibt es dann keine mehr", sagt der SSV-Vorsitzende Schmucker, der deshalb auch den so gut wie feststehenden Abstieg des Nachbarn Olympia Laupheim aus der Verbandsliga bedauert. "Die Gegner kommen vor allem aus dem Großraum Stuttgart, da muss man abwarten, was diese Vereine an Fans mitbringen."

Statt Laupheim, Ostrach, Ochsenhausen, Uttenweiler und womöglich TSG Ehingen heißen die Gegner in der kommenden Saison Essingen, Pfullingen, Neckarrems, Gmünd und Sindelfingen. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Sportlich freue ihn der Aufstieg von Süd in die Verbandsliga, sagt Schmucker. "Was die wirtschaftliche Attraktivität angeht, habe ich ein bisschen ein ungutes Gefühl."

Ein Video mit Eindrücken des Jubels bei Süd nach dem Biberach-Spiel und der Wimpelübergabe ist zu sehen bei

www.schwaebische.de

Aufrufe: 08.5.2017, 18:56 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Andreas WagnerAutor