2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview

"Mannschaft ist sich bewusst, dass wir nicht durch sind"

Patrick Wagner, Trainer von US Böwingen, über den bisherigen Saisonverlauf sowie die kommenden Spiele

Euer Saisonziel war der Aufstieg und ihr seid jetzt sehr gut im Rennen. Was sind die Gründe, dass die Saison so gut verläuft?

Ein großer Unterschied zwischen der letzten und der aktuellen Saison ist der, dass wir vor einem Jahr 8-9 Spiele Unentschieden spielten und diese Saison erst eines. Die Punkte, die uns letztes Jahr durch diese Unentschieden fehlten, konnten wir jetzt vermeiden – und man muss bedenken, dass wir letzte Saison nur um einen einzigen Punkt am Aufstieg vorbeigeschrammt sind! Bislang haben wir unsere Spiele meistens also entweder gewonnen oder verloren, dadurch sind wir weiter gekommen als durch die Unentschieden damals.

Wir haben uns auch nicht mehr gesagt, dass wir mit einem Punkt zufrieden seien. Wir haben versucht zu gewinnen, ich bin ein höheres Risiko eingegangen, wobei dann natürlich auch mal eine Niederlage herausspringen kann.

Mit José Monteiro hast du natürlich einen Top-Torschützen, der auch noch Tore vorbereiten kann. Wie wichtig ist er in deinem System?

Ich will jetzt nicht sagen, dass er alleine den Unterschied macht. Er ist einer von vielen und er hat hinter sich und auf den Flügeln starke Leute, die ihm gute Bälle wie auf dem Silbertablett vorlegen können. José vergibt nämlich auch noch viele Chancen, dagegen kann er manchmal auch Tore aus dem Nichts erzielen!

Und dadurch Spiele entscheiden?

Ja, er entscheidet zu hundert Prozent Spiele! Aber letztes Wochenende spielten wir in Feulen, da war er gesperrt, dazu fehlten noch drei weitere Spieler gesperrt, ich musste also auf vier Stammspieler verzichten. Dennoch lagen wir zur Pause in Feulen mit 3-0 in Führung, es hätte eigentlich sogar 5-0 stehen müssen. In diesem Spiel stellten wir um auf ein System mit zwei Stürmern, was sonst nicht der Fall ist.

Spielt Monteiro, dann ist das System auf ihn zugeschnitten. Er ist ein Stürmer der nicht gerne einen zweiten Angreifer neben sich hat, sondern lieber alleine vorne spielt. Das wirkt sich auf die Taktik aus. Ich setze ihm einen Spieler hinter sich, einen links und einen rechts von ihm, sonst bleibt dir nicht viel anderes übrig. Wenn er uns fehlt, können wir trotzdem variieren und z.B. mit zwei Spitzen agieren. Weil er im Endeffekt aber so ein starker Stürmer ist, spielen wir mit ihm mit nur einer Spitze.

Die kommenden Gegner sind weiter unten in der Tabelle platziert und dennoch sind sie von den Punkten her nicht weit vom Aufstieg entfernt. Wie gehst du es an, damit sich deine Mannschaft nicht von dem Tabellenplatz dieser Gegner täuschen lässt?

Die Mannschaft ist sich schon bewusst, dass wir noch nicht durch sind. Wir haben noch einen weiten Weg zu gehen und ich habe den Jungs gesagt, dass wir den Zug jetzt auf die richtigen Gleise gesetzt haben, doch wir sind noch nicht am Ende der Reise. Die Gegner, gegen die wir jetzt spielen werden, kennen wir alle sehr, sehr gut. Colmar liegt in der Nähe, Useldingen und Ell ebenso, wir kennen diese Mannschaften alle. Und in Fels auf dem Kunstrasen wird es auch nicht einfach. Dann fahren wir nach Hosingen, wo wir auf einen offensivstarken Gegner treffen werden.

Morgen geht es nach Wintger, die auch starken Fußball spielen mit dem einen oder anderen individuell starken Spieler, dazu dann noch das Derby gegen Brouch. Auch wenn die manchmal belächelt werden, doch Böwingen – Brouch ist ein Gemeindederby. So haben wir 7 Spiele vor uns, die nicht einfach werden. Wir sind uns dessen bewusst und sind froh, dass wir dieses Polster von fünf Punkten haben, damit können wir uns einen Ausrutscher erlauben.

Du sprichst Wintger an: die liegen ja auch nur drei Punkte hinter dem Barrageplatz. Was werden deine Anweisungen an die Mannschaft sein, damit sie sich nicht überraschen lässt?

In Wintger zu spielen ist immer schwer. Im Hinspiel lieferten wir eine super Partie ab, das wir 1-0 gewinnen konnten. Wintger hatte damals in 90 Minuten nicht eine Torchance. Wir standen taktisch exzellent, die Organisation stimmte, wir agierten mit einer Dreierkette, die Außenspieler rückten dabei immer mit in die Offensive, was wunderbar klappte. Wir hatten Tiago Ferreira da Rocha gut im Griff, der auch ein sehr guter Angreifer ist. Ich wiederhole mich: der ganze Kader, meine ganze Mannschaft ist sich absolut bewusst darüber, wie die Situation aussieht. Wir arbeiten und trainieren auch entsprechend, das spürt man schon in der Kabine.

Du siehst im Training, dass alle zu hundert Prozent mit dabei sind?

Jeder will! Wir haben neue Spieler an Bord und auch diese genauso wie der Rest der Mannschaft will aufsteigen. Wir stehen jetzt gut da und wollen uns diese Position nicht mehr abnehmen lassen! Obschon ich dabei bleibe, dass es weiter noch sehr schwer werden wird, es sind ja noch 21 Punkte zu vergeben.

Wie schon erwähnt: die Tabelle täuscht doch sehr, von Rang 8 sind es nur 6 Punkte auf den Barrageplatz.

Schau dir nur Diekirch an (Anm. d. Red.: Platz 10 mit 8 Punkten Rückstand auf Platz 3)! Das kann sehr schnell gehen. Du gewinnst drei Spiele, dann bist du Dritter, verlierst du drei bist du Viert- oder Fünftletzter.

Ein kurzer Rückblick auf die beiden letzten Wochenenden, da habt ihr gegen Leader Steinfort sowie Feulen gespielt. Wie viel stärker ist Steinfort deiner Ansicht nach im Vergleich zu Feulen? Feulen spielt ja auch mit um den Aufstieg.

Gegen Steinfort waren wir in der ersten Halbzeit nicht präsent, wir waren zu nervös, es unterliefen uns zu viele Fehlpässe. Und da hat man dann die Qualität eines Borges Furtado gesehen, der alleine den Unterschied machte. Sein Tor zum 2-0 resultierte aus einem langen Ball über 40m, er nahm die Kugel im Lauf mit dem linken Fuß an und schoss direkt mit dem rechten ins Tor. Aber im zweiten Durchgang haben wir Steinfort in die eigene Hälfte gedrückt, ihr zweites Tor war ihre einzige Offensivaktion nach der Pause. Steinfort ist homogen und sehr erfahren, ich glaube die sind mit die älteste Mannschaft unserer Liga. Einige ihrer Spieler spielten früher auch auf einem höheren Level. Die stehen verdient dort wo sie sind und ich muss ihnen gratulieren, man muss es erst einmal fertig bringen, so viele Partien am Stück zu gewinnen!

Feulen im Vergleich hat in meinen Augen auf dem Papier den besten Sturm in unserer Division mit Omerovic und Dammicco, dahinter dann „Litti“ (d.Red.: Carlo Ferreira), der frühere Ettelbrücker. Das hat schon eine gewisse Klasse. In Feulen spielte ich eine andere Taktik, mit drei Mann in der Abwehr, davon spielte einer gegen Omerovic, der andere gegen Dammicco. Morina, der Ex-Feulener der im Winter zu uns kam, dahinter. Dazu dann ein Sechser und zwei Flügelspieler, davor zwei offensive Mittelfeldspieler und zwei Stürmer.

Und Feulens Problem ist, dass ihre Viererkette sehr wackelig ist. Mit einem Stürmer hätten wir da aber nicht den nötigen Druck erzeugt. Und weil Monteiro gesperrt war, spielten wir mit zwei Spitzen. Und so hatten wir nach nur 30 Sekunden bereits die erste hundertprozentige Torchance. Durch diesen Druck machte Feulen viele Fehler und durch unsere Manndeckung sowie Zennane gegen Ferreira, der viel schneller war als der Feulener, zeigten wir dort eine taktische Meisterleistung.

In der Pause hätte es schon 5-0 stehen müssen. Nach der Pause schaltete unsere Mannschaft im Kopf ab. Dann kassierten wir das 1-3, das Spiel plätscherte so vor sich hin und zwei Minuten vor dem Ende bekommt Feulen einen Freistoß direkt am Strafraum gepfiffen. Dieser Ball kam über die Mauer in die Torwartecke, springt nochmal auf und Ewertz zeigte eine Glanzparade und verhindert das Anschlusstor. Wenn dieser Ball reingeht wird‘s nochmal eng, am Ende war unser Sieg aber verdient.

Aufrufe: 08.4.2017, 10:00 Uhr
Paul KrierAutor