2024-04-25T08:06:26.759Z

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So resolut waren die Münstertäler selten im Nonnenholz: Der Weiler Dreifachtorschütze Arjenit Gashi (links) muss sich der Annäherungsversuche von Timm Stiegeler erwehren.   | Foto: Uwe Rogowski
So resolut waren die Münstertäler selten im Nonnenholz: Der Weiler Dreifachtorschütze Arjenit Gashi (links) muss sich der Annäherungsversuche von Timm Stiegeler erwehren. | Foto: Uwe Rogowski

Untermünstertal geht in Weil unter

SV Weil lässt Untermünstertal in absurdem Spiel mit 11:0-Toren keine Chance +++ Sechs der elf Startspieler treffen.

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Hätten die Feldspieler der Spvgg. Untermünstertal doch so viel Energie auf den Platz gebracht wie ihr Torhüter. Im sportlichen Sinn allerdings. Das Problem war nämlich, dass Voglers körpereigenes Reservoir an Testosteron offenbar überfüllt war. Vier Tore in zwölf Minuten (10. bis 22.) zu kassieren, ist für einen Torhüter ein schwer verdaulicher Umstand. Doch wie der Gäste-Torwart seinen Frust loswerden wollte, war zum Fremdschämen.
Es begann, als Imad Kassem-Saad das 4:0 erzielt hatte (22.). Vogler belegte den Weiler mit Komplimenten zu dessen Frisur und mutmaßlich auch zu dessen fußballerischem Können. Kassem-Saads Replik konnte sich hören lassen. Aus der Entfernung riet er: "Schau' mal auf die Anzeigetafel." Als Vogler im weiteren Spielverlauf erneut nach Nähe zum Weiler Offensivspieler war, reagierte Kassem-Saad wieder souverän: Er lächelte, drehte sich um und ging davon. Als der Gäste-Torwart nach dem Halbzeitpfiff auf Kassem-Saad zusteuerte und ihn laut hörbar zu einem zweifelhaften Date "nach dem Spiel" einlud, wäre die Sache fast noch eskaliert, da Kassem-Saad es nun schwerfiel, sich zurückzuhalten und verbal uncharmant zurückkeilte. Doch die Sache wurde in jeweiliger Kollektivstärke geregelt, und Gäste-Trainer Tim Grossklaus reagierte angemessen: Vogler blieb in der Kabine. "Er stand irgendwie neben sich", befand Kassem-Saad.

Viel Platz gegen verblüffend mittellosen Gegner

Sportliche Gründe konnten bei dem Torwarttausch gleichfalls eine Rolle spielen, denn zur Pause stand es 5:0. Dieses Fußball-Landesligaspiel war kein intensives Kräftemessen, es glich dem Vergleich einer Männer- mit einer Jugendmannschaft. Es war frappierend, wie viel Platz die Weiler gegen einen verblüffend mittellosen Gegner hatten. In der Abwehr konnten sie sich ohne den Druck eines pressenden Gegenspielers den Ball zur Spieleröffnung zurechtlegen. Gegenwehr im Mittelfeld? Der kaum vorhandene Herbstwind war der größere Opponent. Und ganz vorne war trotz einer zeitweiligen Fünferkette der Gäste fast so viel Platz vorhanden wie auf den Wiesen des Münstertals um fünf Uhr früh.

Zwar verliefen beide Spielhälften unterhaltsam - das lag jedoch nur an den groben Abwehr-Schnitzern der Gäste und der Konsequenz der Weiler, die nicht viel mehr als 15 Tore hätten schießen können (zweimal Latte). Kassem-Saad verteilte nach Spielschluss genüsslich eine Spitze. Weil gehöre nach oben, Untermünstertal nach unten. "Ohne, dass es arrogant klingen soll: Beide Klubs haben in der Landesliga nichts verloren." Nach einem 11:0-Sieg kein übertrieben freches Fazit.

Die Zuschauer im Nonnenholz hatten noch nicht einmal richtig Platz genommen, da machte Weil bereits Druck, und hätte Cüneyt Eksi ein Zuspiel von Kassem-Saad nicht zu lässig verarbeitet (7.), wäre die Führung gegen den Tabellenletzten noch früher gefallen. Vier Minuten später brachte sie Yannick Weber auf den Weg; so wie vier weitere Tore. Ecke Eksi, Weber leitet weiter, Arjenit Gashi vollendet mit der Hacke (10.). Und auch danach ging es in Tornähe mit wenigen Ballberührungen weiter. Weil überbrückte die erste Defensivlinie der Gäste immer wieder durch Kombinationen am Flügel. Eksi und Kassem-Saad rochierten viel, und links (Mislimovic) wie rechts (Weber, Keita) kombinierten sich die Gastgeber rasch nach vorne. Die erzwungenen offenen Räume attackierten sie konsequent, und da Münstertal taktisch nicht nachjustierte, waren viele Tore das logische Ergebnis. "Wir haben nicht groß herumgedribbelt, sondern schön über Außen weiter gespielt", lobte Trainer Kurt Schwald.

Weber ins lange Eck (15.), Eksi mit feinem Heber aus 29 Metern (19.) und Kassem-Saad (22., 36.), erhöhten vor der Pause. Daniel Korn, der kurzfristig für Christoph Düster im Tor stand, da dieser berufsbedingt nur wenig hatte trainieren können, hätte sich zwischendurch einen Klöpfer holen können, er hatte nur einen Schuss zu vereiteln. Und sollten sich die Gäste in der Pause Schadensbegrenzung geschworen haben, war das Vorhaben nach sechs Minuten durchkreuzt, denn Yannick Krizoua (51.) verwandelte früh einen Elfmeter (an Gashi) zum 6:0. Danach? Immerhin elf Minuten kein Tor. Dann aber wieder: drei Treffer in fünf Minuten. Zweimal Gashi (62., 65.) sowie Kassem-Saad (67.) summierten die Anzahl auf neun, und es stellte sich eigentlich nur noch die Frage: Ist die elektronische Anzeigetafel in der Lage, zweistellig darzustellen?

Fayira Keita sorgte für die Antwort: Nach seinem Solo zum 10:0 (84.) dauerte es zwar ein paar Momente, doch dann prangte die rote "10" auf der linken Seite für Heimteam. Allerdings war der Spielstand da schon wieder überholt, denn es stand längst 11:0 (Kierzek, 85.) - der höchste Ligasieg der Weiler seit mehr als zehn Jahren. Sechs der zehn Feldspieler aus der Weiler Startelf trafen. Sehr zum Ärger des gegnerischen Torwarts.

SV Weil - Spvgg. Untermünstertal 11:0 (5:0)
SV Weil: Korn; Weber, Ophoven, Wengenmayr, Krizoua; Eksi (58. Acar), Kluge; Keita, Kassem-Saad (79. Bibbo), Mislimovic; Gashi (69. Kierzek). Tore: 1:0 Gashi (10.), 2:0 Weber (15.), 3:0 Eksi (19.), 4:0, 5:0 beide Kassem-Saad (22., 35.), 6:0 Krizoua (51./Foulelfmeter), 7:0, 8:0 beide Gashi (62., 65.), 9:0 Kassem-Saad (67.), 10:0 Keita (84.), 11:0 Kierzek (85.). Schiedsrichter: Baumert (Achern). Zuschauer: 210.
Aufrufe: 023.11.2014, 22:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor