Über jeden Verdacht erhaben?

Fakt ist, dass bei vier komplett schwarzen Filmdosen auf einer ein weißer Aufkleber drauf war. Groß wie ein Euro-Stück. Diesen Aufkleber soll bis zur Veröffentlichung der Vorwürfe am Montagmittag niemand gesehen haben? Nicht Pokalansetzer Markus Scheibel, der die Filmdosen in den Umschlag gepackt haben soll? Nicht Pressesprecher Volkmar Laube und Spielausschuss-Vorsitzender Klaus-Peter Fischer beim Auslosen oder nach der Auslosung beim Wegräumen der vier Filmdosen?

"Der Verband hat nicht sofort reagiert, sondern erst, als Leute von einer Fußball-Internet-Seite das öffentlich gemacht haben." User asdfg ist im halleschen Fanforum "Webhallunken" nicht der einzige, dem dieser Umstand reichlich komisch vorkommt. User blockneunzehn geht sogar noch weiter, es gebe für den Vorfall drei mögliche Erklärungen: "1.) Haben alle Drei in gewissenhafter Vorbereitung der Auslosung die markierte Dose nicht gesehen? Dann müssen alle drei zum Augenarzt und sind generell ungeeignet. 2.) Alle Drei haben die markierte Dose im Vorhinein gesehen und waren sich der Tragweite nicht bewusst? Dann sind alle drei unterqualifiziert für derartige Dinge und müssen gehen. 3.) Der sich aufdrängende Verdacht stimmt."

Wenn man also bei der Annahme bleibt, dass es sich um einen Fehler handelt, bleiben trotzdem Fragen: Es ist eigentlich so unwahrscheinlich, dass der deutlich zu sehende Aufkleber nicht von irgendeinem Offiziellen wahrgenommen wurde, dass sich der Verband mindestens den Vorwurf Gefallen lassen muss, an einer Aufklärung vor der Veröffentlichung durch FuPa kein Interesse gehabt zu haben. Zwischen der Auslosung auf dem Neujahrsempfang und der Entscheidung, neu zu losen, sind zweieinhalb Tage vergangen. Zwischen dem FuPa-Bericht und dem Entschluss zur Neuauslosung waren es drei Stunden.

Dass eine Dose mit einem Sticker ohne Manipulationsvorsatz in der Auslosung landet, das nehmen wir dem Verband noch ab angesichts des deutlich erkennbaren Stickers. Nicht jedoch, dass es keiner bemerkt haben will.

Eine Bemerkung zum Schluss: Verbandspräsident Erwin Bugar erklärte am Montagnachmittag gegenüber dem MDR, dass die Filmdose mit dem Aufkleber von früheren Auslosungen stammte. "Wir haben in der Vergangenheit auf den Losbehältnissen das alte Logo des FSA aufgeklebt gehabt und leider ist ein Behältnis von den alten mit diesem alten Logo noch in die Lostrommel geraten." Leider haben wir weder vom MDR noch von Fotografen Material erhalten, die diese Aussage bestätigen oder widerlegen. Aber wenn es stimmt: Wieso beklebt der Verband neutrale Behältnisse mit einem feingliedrigen Logo? Auf dem man - wenn man es böse meint - durchaus mal mit einem Stift eine unauffällige Markierung hinterlassen könnte?